Es ist die wohl dringendste Präsidentensuche der Schweiz: Der 72-jährige Zurich-Präsident Tom de Swaan tritt im nächsten Frühjahr ab. Mit ihm geht auch sein Vize Fred Kindle, der die Amtszeitlimite von zwölf Jahren erreicht hat.
Als valabler Kandidat für das Präsidentenamt galt Allianz-Konzernleitungsmitglied Dieter Wemmer. Auf dem Papier eine perfekte Besetzung: Sein Amt in München muss der 60-Jährige altershalber aufgeben, die Zurich kennt er bestens – er war dort 26 Jahre tätig, zuletzt bis 2011 als Finanzchef. Wemmer hat zudem trotz Arbeitsort München in den letzten Jahren seinen Wohnsitz in der Schweiz behalten und ist weiterhin in Langnau am Albis gemeldet. Seine VR-Karriere in der Schweiz lancierte er bereits im letzten Jahr – als UBS-Verwaltungsrat. Das Zurich-Präsidium wäre die Krönung gewesen.
Kein Platz für starken Mann
Das Problem war jedoch offenbar: Konzernchef Mario Greco gilt nicht als Freund eines Über-CEO auf dem Präsidentensessel. Als 2009 die Nachfolge des langjährigen CEO Jim Schiro anstand, wollte Wemmer unbedingt Chef werden. Auch Greco war Kandidat, doch er rechnete sich nur wenig Chancen aus und blieb in der Folge in engem Kontakt mit dem dann gekürten Martin Senn. Der karrierebewusste Wemmer dagegen wechselte wenig erbaut nach München.
Eine Rückkehr als Präsident hätte unweigerlich zu einem Konflikt mit dem machtbewussten Neapolitaner Greco geführt, der den Konzern mit eiserner Hand führt und durch die Zerschlagung des Matrixsystems seine Dominanz intern massiv ausgebaut hat. Diesen Machtkampf wollte sich der Verwaltungsrat offenbar ersparen. Aus Wemmers Umfeld ist zu hören, dass er abgesagt habe, und die Zurich lässt nur verlauten, man kommentiere Spekulationen nicht.
Duo in den Startlöchern
Damit steigen die Chancen des im Jahr 2016 berufenen Amerikaners Jeffrey Hayman. Beobachtern ist aufgefallen, dass der 57-jährige Ex-AIG-Mann bereits im März ins Machtzentrum des Verwaltungsrats aufgerückt ist, in den Governance-, Nominierungs- und Corporate-Responsibility-Ausschuss. Diesem gehört auch Roche-Präsident Christoph Franz an. Hayman als Präsident, Franz als Vize – das erscheint derzeit als wahrscheinlichste Lösung.
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