BYD hat ein neues System für Elektroautos vorgestellt, mit dem diese nach Angaben des chinesischen Automobilherstellers fast so schnell aufgeladen werden können, wie ein normales Auto zum Tanken braucht.

BYD-Chef Wang Chuanfu sagte, dass ein neues Batterie- und Ladesystem in der Lage sei, bei Tests mit dem neuen Han L-Modell eine Reichweite von 470 Kilometern in 5 Minuten zu erzielen.

Das schnelle Aufladen der Batterie ist ein gewichtiges Verkaufsargument: Wenn das Aufladen so schnell wie das Tanken geht, dann könnte das Autofahrer, die nicht bereit sind, längere Stopps einzulegen, davon überzeugen, auf Elektrofahrzeuge umzusteigen.

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Das neue System, das viele der zukünftigen Elektrofahrzeuge des Unternehmens unterstützen wird, könnte BYD einen weiteren Schub geben. Denn das Unternehmen hat sich von einem Rückstand erholt und ist zum Konkurrenten von Tesla aufgestiegen.

«Damit hebt BYD das Spiel in eine andere Dimension», sagte Lei Xing, ein unabhängiger chinesischer Autoanalyst.

Die in Hongkong notierten Aktien von BYD schlossen am Montag wenig verändert. Die Aktie ist in diesem Jahr um etwa 45 Prozent gestiegen. Ganz im Gegenteil zu den Papieren von Tesla, die seit Anfang Jahr ein Minus von rund 40 Prozent verzeichnen. 

BYD-Werk in Deutschland?

Und auch sonst stehen die Zeichen bei BYD auf Expansion: Der Autobauer nimmt einem Insider zufolge Deutschland als Standort für ein drittes Montagewerk in Europa in die Auswahl. Westeuropa komme deswegen in Frage, weil BYD über die Produktion in der Region seine Marke stärken und die Akzeptanz bei den Kunden verbessern könne, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters.

Deutschland sei dabei die erste Wahl, auch wenn das wegen der Kosten für Arbeit und Energie, einer niedrigen Produktivität und einer geringen Flexibilität intern durchaus in Frage gestellt werde. Eine Entscheidung sei noch nicht getroffen. BYD antwortete zunächst nicht auf die Bitte um Stellungnahme.

BYD-Vizepräsidentin Stella Li hatte zuletzt der «Automobilwoche» gesagt, dass das Unternehmen neben den Werken in Ungarn und der Türkei über eine dritte Produktionsstätte nachdenke. Sie liess jedoch offen, wo die Fabrik entstehen könnte.

Dem Insider zufolge muss sich BYD bei seinen Entscheidungen an eine Vorgabe der Regierung in Peking halten, nicht in Ländern zu investieren, die für die Strafzölle der Europäischen Union auf Elektroautos aus China gestimmt hatten. Damit fielen Frankreich und Italien weg. Deutschland hatte gegen die Zölle gestimmt.

Entscheidende Absatz-Entwicklung

Allerdings hänge eine Entscheidung über ein weiteres Werk davon ab, wie sich der Absatz von BYD entwickle und wie stark die Kapazitäten in Ungarn und der Türkei ausgelastet seien, hiess es weiter. Das ungarische Werk soll ab Oktober den Betrieb aufnehmen, in der Türkei sollen ab März 2026 Autos vom Band laufen. Zusammen haben die beiden Anlagen eine Kapazität von ungefähr 500'000 Fahrzeugen jährlich.

Im Januar hatte Reuters unter Berufung auf Insider berichtet, dass chinesische Autobauer womöglich an überzähligen Volkswagen-Werken in Deutschland interessiert sind. Der Wolfsburger Autobauer hat Ende Dezember die Fertigung des T-Roc-Cabrio in Osnabrück zwar bis 2027 verlängert, doch danach ist die Zukunft der Anlage mit rund 2300 Beschäftigten offen. BYD hatte bereits Interesse an dem Ford-Werk in Saarlouis angemeldet, der Verkauf scheiterte jedoch.

(bloomberg/reuters/dob)