Diese Woche hat Nick Beglinger nach sechs Jahren sein Amt als Präsident von Swisscleantech abgegeben. Mit seiner Stiftung Cleantech21 will er nun über die Landesgrenzen hinaus wirken. Das Ziel ist der Aufbau eines Netzwerks global tätiger Unternehmen, die helfen, den Pariser Klimavertrag umzusetzen.
Die Firmen sollen Druck auf die Politik verschiedener Länder machen, damit das Pariser Klimaabkommen nicht nur Absichtserklärung bleibt. «Die Stimmen dieser Firmen sollen helfen, in den nationalen Debatten die jeweiligen politischen Mehrheiten für die richtigen Rahmenbedingungen zu finden», erklärt Beglinger.
Vorbildliche Konzerne einspannen
Unter Klimaschützern geht die Angst um, dass die Zugeständnisse der Staaten am Klimagipfel nur Lippenbekenntnisse sein könnten. Weil zahlreiche Länder mit hohem CO2-Ausstoss derzeit unter schwächelnder Konjunktur leiden, könnten die teuren Pläne für mehr Klimaschutz still und heimlich unter den Teppich gekehrt werden. Beglinger will darum Konzerne einspannen, die bei der ökologischen Nachhaltigkeit besonders vorbildlich sind. Prominentestes Beispiel ist der Verbrauchsgüterriese Unilever, dessen CEO Paul Polman 2010 das Ziel verkündete, den ökologischen Fussabdruck in der gesamten Wertschöpfungskette bis 2020 zu halbieren.
Beglingers ambitionierte Pläne sind aber nicht der einzige Grund für den Rückzug aus dem Verband der grünen Wirtschaft: Dank seinem Abgang soll Swisscleantech endlich neue Mitglieder finden, deren Zahl seit einiger Zeit bei 275 stagniert – darunter die Schweizer Ableger von Ikea, Tesla und Renault. «Es wurde stark auf meine Person gespielt», klagt Beglinger, der jedoch betont, dass er aus eigenen Stücken gehe.
«Schaumschläger der Energiewende»
Nach Fukushima und Atomausstieg entstand ein Hype um den ehemaligen McKinsey- und BCG-Berater und seinen angeblichen Einfluss auf Energieministerin Doris Leuthard. Das führte unweigerlich zu einer journalistischen Gegenbewegung. Einzelne Medien zeichneten das Bild einer geltungssüchtigen Reizfigur mit zweifelhafter Vergangenheit. «Schaumschläger der Energiewende», titelte die «Weltwoche» 2014 und warf Beglinger wiederholtes Missmanagement vor. Mit seinen Angriffen auf den Dachverband Economiesuisse schoss er mehrmals übers Ziel hinaus. Ob Economiesuisse wiederum verhinderte, dass grosse Unternehmen Swisscleantech beitraten, konnte nie nachgewiesen werden.
Matthias Bölke, CEO von Schneider Electric Schweiz, soll nun die Wogen glätten und neuen Mitgliedern die Tür öffnen. Nach wie vor ist kein einziges SMI-Unternehmen mit an Bord.
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