Franz Beckenbauer hat es am eigenen Leib erlebt: Mit der Fifa verbunden zu sein, ist oft schädlich für das eigene Image. Der mächtige Fussballverband hat den Fussball-Kaiser für 90 Tage für den nationalen und internationalen Fussball gesperrt, weil er in Ermittlungen rund um die umstrittene WM-Vergabe nach Katar nicht wie gewünscht kooperierte.

Beckenbauer nahm es mit Humor. Der Fussball-Kaiser bekleidet mittlerweile nur noch das Amt des Ehrenpräsidenten beim FC Bayern, die Zeiten als Mitglied des Exekutivkomitees der Fifa sind vorbei. Sein internationales Engagement ist entsprechend gering. Was genau er denn jetzt nicht mehr dürfe, erkundigte sich Beckenbauer nonchalant, als er von der Fifa-Sperre hörte.

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Kritik an WM-Vergabe nach Katar

Später entschied sich Beckenbauer, doch zu sprechen. Damit wird er sich zu einem der Punkte äussern, die das öffentliche Bild der Fifa am stärksten belasten: der von Korruptionsvorwürfen überschatteten WM-Vergabe nach Katar.

Die aktuellen Debatten um die WM-Vergabe für das Jahr 2022 sind der aktuelle Höhepunkt in einer langen Reihe der Auseinandersetzungen, bei denen Sportfunktionäre, Gewerkschaften und Menschenrechtsorganisationen mit der Fifa hart ins Gericht gehen. Neben Bestechlichkeit zählen dazu etwa intransparente Postenvergabe, erstarrte Strukturen und Ignoranz gegenüber den Schattenseiten von Fussball-Weltmeisterschaften, wie etwa eine häufige Zunahme von Prostitution und Menschenhandel.

Fifa hat das schlechteste Image

All dies summiert sich zu einem unerfreulichen Bild, dass der Fifa einen unrühmlichen Spitzenplatz einbringt:  In einer aktuellen Erhebung des Risikoanalysehauses Rep Risk ist der Fussballverband das Unternehmen mit dem fragwürdigsten Ruf weltweit. Dem Ranking im Auftrag des Branchenportals «VW-heute.de» liegt ein Vergleich von 42'000 Unternehmen, 6000 Regierungsbehörden und 7000 Nicht-Regierungsorganisationen zu Grunde.

Die Fifa erreicht auf dem Index der zweifelhaftesten Unternehmen einen Wert von 78 von 100 und überrundet damit McDonald’s auf Platz zwei und damit ein Unternehmen, das an der WM Werbung macht. Ebenso Adidas – der Sportartikelhersteller und WM-Sponsor steht laut Erhebung als der Fifa nahestehendes Unternehmen in der Gefahr, dass sein Ruf leidet.

Sepp Blatter will nochmals

Die Fifa steht damit bereits das zweite Jahr in Folge an der Spitze der umstrittenen Konzerne. Da der Mega-Verband auf dem Fifa-Kongress im Vorfeld der WM einen Teil des Reform-Prozesses wieder gekippt hat, um Fifa-Präsident Sepp Blatter eine fünfte Amtszeit zu ermöglichen, stehen die Chancen wohl auch für das kommende Jahr nicht schlecht.