Eines muss man Niklas Zennström lassen: Der Schwede hat einen unerschütterlichen Glauben und setzt trotz aller Stänkerei weiter auf den Technologiestandort Europa. Wie es geht, hat er mit der Internettelefoniefirma Skype vorexerziert, mit welcher der Softwareingenieur die globale Kommunikation revolutionierte. Getreu seinem Glauben späht Zennström mit seinem milliardenschweren Wagniskapitalfonds Atomico ständig nach vielversprechenden Tech-Startups; sein Jagdschema lautet: «Digitale Startups ersetzen ältere Unternehmen.» Und er wird dabei regelmässig in Europa fündig, etwa bei der Lufttaxifirma Lilium aus München, die senkrecht startende und landende E-Fluggeräte, sogenannte eVTOLs, entwickelt. Es ist Zennströms Kampfansage an China und die USA, die ebenfalls um die Zukunftslogistik streiten.
Doch der Skype-Guru erfährt nun, dass sein Geist noch nicht überall für ein Umdenken sorgt. Aufgelaufen sind er und das Lilium-Team eben im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages in Berlin, der einen fatalen Entscheid traf. Es ging um ein Darlehen mit Zinsen über 50 Millionen Euro, eigentlich eine Petitesse bei einem Budget von 480 Milliarden. Doch die Ampelregierung konnte sich trotz Support von Kanzler Olaf Scholz, Wirtschaftsminister Christian Lindner, Verkehrsminister Volker Wissing und dem grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck nicht durchsetzen und lief bei der Grünen-Vertretung im Ausschuss auf, der dem Startup die Bürgschaft verweigert. Ihr Nein riecht streng nach Klassenkampf: Die E-Fliegerei würden sich doch nur «ein paar Reiche» leisten können, dafür gibts doch keinen Euro vom Staat.