Die Würfel sind gefallen, der neue Lonza-Chef heisst Wolfgang Wienand, und er kommt von Mitbewerber Siegfried. Das ist eine naheliegende, aber gute Wahl. Der Deutsche, in jungen Jahren Florett-Fechter auf olympischem Niveau, ist studierter Chemiker mit Doktorhut und nimmt für sich die feine Klinge in Anspruch, wie er der «Bilanz» im grossen Porträt vor einem Jahr verriet.
Fachwissen und Feingefühl, beides braucht man in Basel. Die Industrie der Pharmazulieferer ist heute hochkomplex. Neue Technologien wie Gentherapien oder RNA, explodierende Ansprüche der Pharmaindustrie, die mit der Produktion immer weniger am Hut hat – die Bezeichnung «Zulieferer» kaschiert, dass es hier inzwischen um umfassende Rundumlösungen für die Synthetisierung und Produktion von Wirkstoffen geht. Da ist es gut, wenn der Chef mit den Roches dieser Welt auf Augenhöhe verhandeln kann.
Zudem braucht es bei Lonza nach den Turbulenzen der vergangenen Jahre jemanden, der CEO kann. Drei Chefabgänge in fünf Jahren – das steckt auch ein grundsolides Unternehmen wie Lonza nicht einfach weg. Das Personalkarussell an der Spitze des Unternehmens machte die Investoren und Investorinnen kopfscheu, zeitweise hatte sich der Wert der Unternehmens mehr als halbiert
Doch nun ist der Weg für einen Neuanfang frei. Im Mai wird Jean-Marc Huët als Verwaltungsratspräsidnet von Albert Baehny übernehmen. Er kommt vom holländischen Bierbrauer Heineken, hat also keine Branchenerfahrung, dafür weiss er, wie man einen Grosskonzern führt. Mit der Wahl von Wolfgang Wienand ist das neue Führungsduo in Basel nun komplett – und die Ära des in Basel eher glücklos agierenden Präsidenten und Mehrfach-Interims-CEO Albert Baehny geht definitiv zu Ende.
Die Chancen für ein Zurück zur Normalität stehen gut. No more Drama in Basel, das sieht offenbar auch die Börse so. Sie hat die Personalie Wienand heute Morgen erleichtert aufgenommen, die Valoren legten in einem leicht negativen Umfeld zu.