Die Schweizer Privatbanken öffnen sich. Auf Anfang 2014 änderten vier der Traditionshäuser ihre Rechtsform von der Kommanditgesellschaft zu einer Kommanditaktiengesellschaft. Mit der Änderung der Rechtsform führen die Banken auch eine neue Gesellschaftsstruktur ein.
Bei Pictet, Lombard Odier und Mirabaud umfasst diese Struktur jeweils eine Dach-Gesellschaft mit der neuen Rechtsform. Das eigentliche Bankgeschäft wird in einer Aktiengesellschaft betrieben. Mit der Veränderung der Rechtsform sind die notorisch diskreten Privatbanken zu einer stärkeren Öffnung gezwungen. Zusätzlich zu den Teilhabern muss der Verwaltungsrat der Banken zu mindestens einem Drittel aus unabhängigen Mitgliedern bestehen.
Partner mit Externen im Gremium
Welche Unabhängigen den Partnern von Mirabaud und Lombard Odier künftig zur Seite stehen, wurde bereits letzte Woche publik. Das Handelsregister zeigt auch, wen die Partner der grössten Schweizer Privatbank Pictet ins Aufsichtsgremium berufen haben. Hans Isler und Romain Marti haben künftig als unabhängige Verwaltungsräte die strategische Oberaufsicht über die Banque Pictet & Cie, zusammen mit den Partnern Rémy Best, Nicolas Pictet als Vizepräsident und Jacques de Saussure als Präsident.
Isler war früher Wirtschaftsprüfer bei der gescheiterten Beratungsfirma Arthur Andersen und anschliessend bei Ernst & Young (EY). Als Berater half er auch «gewissen» Kantonalbanken aus der Krise, wie Pictet in seinem Kurzlebenslauf schreibt. Seit 2012 arbeitet Isler als unabhängiger Berater für verschiedene Unternehmen auf dem Finanzplatz Schweiz.
Unabhängig trotz Beratermandat?
Im Gegensatz zu Isler war Marti bereits vor seinem Amtsantritt als Verwaltungsrat mit Pictet verbandelt. Bis 2008 war er bei der Eidg. Bankenkommission (EBK), der Vorläuferin der Finma, wo er unter anderem die Banken und Effektenhändler beaufsichtigte. Nach seinem Ausstieg dort wurde er Berater der Bank Pictet - wo er jetzt im Verwaltungsrat sitzt.
Laut Pictet-Sprecher Simon Roth war er als Berater der Bank allerdings nur auf Mandatsbasis tätig. Wäre Marti als Arbeitnehmer bei Pictet gewesen, wären jetzt nicht genug Unabhängige im Verwaltungsrat. Damit hätte die Bank im Geschäftsbericht 2014 Erklärungsbedarf gegenüber der Finma.
Erklärungsbedarf auf Holding-Ebene
Im Unterschied zum Verwaltungsrat der Aktiengesellschaft stammen zumindest zwei der drei neuen Mitglieder im Aufsichtsgremium der Holding-Kommanditaktiengesellschaft definitiv aus dem engen Kreis der Besitzerfamilien. Claude Demole war bis 2008 selbst voll haftender Partner der Bank. Charles Pictet sass bis Ende März 2013 im Verwaltungsrat der Finma. Auch wenn er die Kriterien der Unabhängigkeit formell erfüllt, dürfte er der Bank nahe stehen.
Neben Pictet und Demole holten die Privatbanquiers auch den Wirtschaftsanwalt Shelby du Pasquier von der Kanzlei Lenz & Staehelin an Bord. Diese drei sitzen zusammen mit den acht gegenwärtigen Teilhabern von Pictet im Kontrollgremium.
Damit erfüllt Pictet auf Gruppenebene die Bedingung der Finma nicht, wonach ein Drittel der Verwaltungsratsmitglieder unabhängig sein müssen.
Legal, aber...
Das ist grundsätzlich erlaubt, bringt die Bank jedoch in einen Erklärungszwang gegenüber der Finma. Das soll im Geschäftsbericht zum ersten Halbjahr 2014 geschehen, erklärt Pictet-Sprecher Roth.