Aktionäre können auch mit den Füssen reden», sagt Adriano Agosti, Gründer und Managing Direktor der Beteiligungsgesellschaft Golden Peaks Capital mit operativem Sitz in Zug und Guernsey. «Dabei gibt es bei fallenden Kursen zwei Möglichkeiten: Sie steigen aus und verkaufen ihre Aktien. Oder sie stampfen laut.» Agosti hat sich sowohl beim Handelsunternehmen Valora als auch beim Industriekonzern IC Cham fürs Stampfen entschieden - mit Erfolg.
Bei Valora hat er so laut gepoltert, dass der Stuhl des VR-Präsidenten umgefallen ist und der Verwaltungsrat ausgewechselt wurde. Agosti selbst blieb ein VR-Mandat verwehrt. Golden Peaks besitzt an Valora 2,7% in Aktien und 1,1% in Optionen. «Bei einem Neustart müssen die Änderungen von oben nach unten vollzogen werden», erklärt Agosti. Das hat er geschafft. Den neu zusammengesetzten VR präsidiert der ausgewiesene Retail-Spezialist und Ex-Manor-Chef Rolando Benedick, in der Geschäftsführung sind ein neuer CEO und ein Finanzchef am Ruder. Rund 25 Leute wurden im Management ausgewechselt.
Valora-VR mit Agosti zufrieden
Der heutige VR ist mit Agosti denn auch zufrieden: «Er hat als interessierter Investor von aussen erkannt, wo die Probleme von Valora lagen und hat sich nicht gescheut, seine Unzufriedenheit entsprechend zu manifestieren», meint VR-Präsident Rolando Benedick. «Die Veränderungen in VR und Management führten zur raschen Umsetzung der notwendigen Massnahmen und tragen heute die ersten Früchte.» Erste Früchte sind in der Tat zu erkennen. So wurde der desolate Zustand der IT markant verbessert, eine geschlossene Warenwirtschaft eingeführt sowie eine Konzentration der Logistik durchgeführt. Die Kioske werden mit einem Kernsortiment auf Vordermann gebracht und neue Formate wie Presse und Buch in der Schweiz getestet. Ob sich diese Umwälzungen und die lang anhaltende Verunsicherung des Personals lohnen werden, muss sich aber noch zeigen. Denn die Veränderungen haben noch nicht in gute Ergebnisse umgeschlagen. «Eine Restrukturierung braucht drei bis fünf Jahre Zeit», meint Agosti. «Solange bleibt Golden Peaks Capital auch investiert, um dann die reifen Trauben zu ernten.»
Massive «Ernteausfälle»
Im letzten Jahr musste sich Agosti mit unreifen, bitteren Trauben zufrieden geben. 2008 ist bei seiner Beteiligungsfirma «aufgrund des schlechten Marktumfelds» ein Verlust von 50% entstanden. «Buchverlust», präzisiert Agosti. Sein Investitionsvolumen wird derzeit auf 100 Mio Fr. geschätzt. Zu den unreifen Trauben hat auch IC Cham beigetragen. Hier ist Agosti mit 6,91% beteiligt. 2008 hat IC Cham einen Verlust von 19,4 Mio Fr. ausgewiesen. Stellen wurden gestrichen. Bei IC Cham hat Agostis Stampfen ebenso zu Erschütterungen geführt. Der in der Öffentlichkeit ausgetragene Schlagabtausch zwischen ihm und VR-Präsident Philipp Buhofer hat sich aber mittlerweile gelegt. Auch hier fand Agos-tis Wunsch nach einem VR-Sitz keinen Zuspruch. Der Immobilienteil von IC Cham wurde, wie Agosti seit längerem gefordert hat, verkauft. Allerdings zu einem weit tieferen Preis, als sich Agosti vor noch zwei Jahren erhoffte. Agosti ist aber überzeugt, dass die Aktionäre dank dem engagierten Druck von Golden Peaks einen rund 20% höheren Verkaufspreis erhielten. «Wir beobachten die Schachzüge von Herrn Buhofer auch weiterhin genauestens», sagt Agosti. Er fragt sich, ob ein grösserer Konzern das Spezialpapierunternehmen besser bewirtschaften könnte.
Wenigstens bei Ciba konnte Agosti reife Trauben ernten: Sein Aktienpaket konnte er gut an BASF verkaufen.