Die Aktionäre des Basler Pharmakonzerns Novartis haben eine vergleichsweise kritische Haltung zu den Gehältern der Geschäftsleitung gezeigt. In einer nicht bindenden Abstimmung hiessen auf der Generalversammlung am Dienstag lediglich 80,6 Prozent der anwesenden Eigentümer den Vergütungsbericht gut.
Andere Tagesordnungspunkte dagegen erreichten deutlich mehr als 90 Prozent Zustimmung. So winkten die Aktionäre eine Dividendenerhöhung um 0,10 auf 3,20 Franken pro Aktie ebenso durch wie die Ermächtigung des Verwaltungsrats, zusätzlich eigene Titel für bis zu zehn Milliarden Franken zurückzukaufen. Novartis-Präsident Jörg Reinhardt und andere Verwaltungsratsmitglieder wurden im Amt bestätigt und der ehemalige Pfizer-Manager John Young neu in das Gremium gewählt.
Wahrscheinlichkeit für Spin-off von Sandoz ist «sehr, sehr hoch»
An der GV hat Reinhardt auch die Pläne für eine Abspaltung der Generika-Sparte Sandoz bekräftigt. Bis zu einer endgültigen Entscheidung über die Zukunft des Geschäfts mit Nachahmermedikamenten seien alle Optionen offen und Novartis werde auch alle entsprechend prüfen, antwortete er auf eine Aktionärsfrage. «Wobei die Wahrscheinlichkeit für ein Spin-off schon sehr, sehr hoch ist», sagte Reinhardt. «Wir glauben wirklich, dass das die beste Lösung sowohl für Sandoz als auch für Novartis ist.»
Details zur geplanten Abspaltung stellte der Verwaltungsratschef für den Frühsommer in Aussicht. Das letzte Wort werden die Aktionäre dann auf einer ausserordentlichen Generalversammlung haben. Novartis hatte vergangenen August angekündigt, Sandoz abspalten und an die Schweizer Börse SIX bringen zu wollen.
Der Konzern treibt mit dem Schritt seine Ausrichtung auf das lukrative Geschäft mit patentgeschützten Medikamenten voran. Mit einem Börsenwert von 20 Milliarden Dollar oder mehr wäre Sandoz der grösste Neuzugang an der Schweizer Börse seit Alcon: Das ebenfalls aus dem Novartis-Konzern abgespaltene schweizerisch-amerikanische Augenheilunternehmen brachte es bei seinem Debüt im Jahr 2019 auf 28 Milliarden Dollar Börsenwert.
Erste physische Generalversammlung seit Corona
Nach drei Jahren, in denen die Aktionärsversammlung wegen der Coronapandemie virtuell abgehalten wurde, konnten die Eigentümer erstmals wieder persönlich an der Veranstaltung in der St. Jakobshalle in Basel teilnehmen. Anwesend waren 56 Prozent des stimmberechtigten Aktienkapitals.
Das revidierte Obligationenrecht, das Anfang Jahr in Kraft getreten ist, erlaubt es Unternehmen gleichwohl, eine GV rein elektronisch abzuhalten. Novartis hat sich nun mit einer Statutenänderungen schon einmal das Recht geben lassen, dies künftig so zu halten. Der Konzern habe sich aber gleichzeitig verpflichtet, die entsprechende Ermächtigung erneut bei der ordentlichen Generalversammlung 2025 zur Aktionärsabstimmung vorzulegen.
(reuters/awp/mth)