Novartis droht Ungemach in den USA. Die US-Behörde hat ihre bereits laufenden Untersuchungen wegen Bestechungsvorwürfen massiv ausgeweitet. Der Pharmakonzern will sich mit einer Schutzanordnung dagegen wehren, weitere Dokumente herausgeben zu müssen.
Wie dem Schriftverkehr zwischen dem Pharmakonzern und dem Generalstaatsanwalt des Southern District of New York, Preet Bharara, zu entnehmen ist, hat die US-Behörde bereits laufende Untersuchungen wegen Bestechungsvorwürfen massiv ausgeweitet. Der jüngste Schriftverkehr hat an diesem Wochenende stattgefunden.
Novartis-Mitarbeiter wurde zum Whistleblower
Die ursprünglichen Untersuchungen gehen auf einen ehemaligen Novartis-Mitarbeiter zurück, der zum Whistleblower geworden war. Er hatte dem Pharmaunternehmen vorgeworfen, in den USA luxuriös gestaltete wissenschaftliche Vorträge vorgetäuscht zu haben, um die teilnehmenden Ärzte dazu zu bringen, Novartis-Medikamente bevorzugt zu verschreiben.
Dabei habe es sich vor allem um Mittel für Herz-Kreislauf-Krankheiten gehandelt, geht aus einem Brief des Generalstaatsanwaltes Bharara vom 25. März hervor. «Die Regierung behauptet, dass Novartis regelmässig verkaufsfördernde Veranstaltungen abgehalten hat, die wenig oder gar keinen weiterbildenden Wert hatten», heisst es darin.
Nachforderungen der Staatsanwaltschaft
Damit reagiert der Staatsanwalt wiederum auf ein Schreiben des Pharmakonzerns vom 22. März, in dem Novartis davon spricht, dass der Fall durch Forderungen der Behörde «explodiere».
Denn die Staatsanwaltschaft hat im November vergangenen Jahres Nachforderungen gestellt. Demnach will sie nun Details zu knapp 80'000 Lehrveranstaltungen, die Novartis in diesem Zeitraum abgehalten hat. Laut Staatsanwaltschaft handelte es sich dabei um vorgetäuschte Veranstaltungen.
Novartis habe nun eine Schutzanordnung beantragt, schrieb der Pharmakonzern am Dienstag in einer Stellungnahme. Demnach habe die Staatsanwaltschaft Unterlagen beantragt, die von den bereits im Vorfeld vereinbarten Parametern abweichen. Zudem sei man nicht einverstanden mit der Art und Weise, wie sich die Regierung in diesem Fall verhalten habe und streite die Vorwürfe weiterhin ab.
Analysten vorsichtig
Bei Analysten hat diese jüngste Wendung allerdings für Vorsicht gesorgt. Ein Citigroup-Analyst geht davon aus, dass dem Unternehmen Strafen von mehr als 2 Milliarden Dollar drohen könnten. Ein Branchenbeobachter von J. Safra Sarasin hebt hervor, dass es zwar Jahre dauern könnte, bis der Fall gelöst sei, dennoch sei es ein weiterer Faktor, der über der Aktie schwebe.
Die Novartis-Aktien verloren bis zum Handelsschluss am Dienstag 1,5 Prozent an Wert.
Vorwürfe aus der Türkei
Novartis geht zudem anonymen Vorwürfen nach, in der Türkei Schmiergeld bezahlt zu haben. «Wir nehmen alle Vorwürfe ernst und untersuchen sie gründlich», sagte ein Konzernsprecher am Dienstagabend gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Details nannte er nicht.
Er bezog sich dabei auf eine Reuters vorliegende anonyme Mail mit Datum 17. Februar, in der dem Konzern vorgeworfen wird, über eine Beratungsfirma Bestechungsgeld an Vertreter des türkischen Gesundheitsministeriums weitergeleitet zu haben. Dadurch habe sich der Konzern Geschäftsvorteile im Volumen von schätzungsweise 85 Millionen Dollar verschafft. Konkret gehe es um die Zulassung bestimmter Medikamente und Preisvorteile.
Novartis erklärte, die Zusammenarbeit mit der Beratungsfirma Alp Aydin beendet zu haben. Die Firma sowie die türkische Aufsichtsbehörde SSI waren zunächst nicht für Stellungnahmen zu erreichen.
(sda/ccr)
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