Novartis sorgt für Klarheit: Die Augensparte Alcon soll abgespalten und an die Börse gebracht werden. Hierfür wolle man die Genehmigung der Aktionäre einholen, teilte der Pharmakonzern am Freitag mit. Gleichzeitig will der Konzern eigene Aktien für bis zu 5 Milliarden US-Dollar zurückkaufen. Die Arzneimittel von Alcon bleiben indes weiter bei Novartis.
Novartis hatte das lange kriselnden Geschäft bereits im vergangenen Jahr auf den Prüfstand gestellt und sich zuletzt eine Entscheidung bis zum ersten Halbjahr 2019 vorbehalten.
Im besten Sinne der Aktionäre
Die strategische Überprüfung habe nun ergeben, dass eine komplette Abspaltung von Alcon als separat gehandeltes Unternehmen im besten Sinne der Aktionäre sei. Zuletzt war in der Presse bereits über eine bevorstehende Börsennotierung von Alcon spekuliert worden.
Novartis-Chef Vas Narasimhan argumentiert: «Alcon ist zu einer Position der Stärke zurückgekehrt, und es ist an der Zeit, dem Bereich mehr Flexibilität für die Verfolgung seiner eigenen Wachstumsstrategie als weltweit führendes Unternehmen für opththalmologische Produkte zu geben.»
Die Abtrennung von Alcon werde es beiden Unternehmen im Alleingang ermöglichen, sich «voll und ganz» auf ihre jeweiligen Wachstumsstrategien zu konzentrieren, heisst es weiter. Alcon konzentriere sich nun vollständig auf Augenchirurgie und den Bereich Vision Care, also Kontaktlinsen und deren Pflegeprodukte.
Sitz in der Schweiz
Alcon soll sowohl an der SIX Swiss Exchange als auch der New York Stock Exchange kotiert werden. Registriert werden soll das neue Unternehmen in der Schweiz, wobei Fort Worth in den USA ein wichtiger Standort bliebe. Der Abschluss der Transaktion wird für das erste Halbjahr 2019 erwartet.
Aber erst müssen die Aktionäre an der Generalversammlung im Februar 2019 endgültig grünes Licht geben. Novartis geht den Angaben zufolge davon aus, dass die Transaktion steuerneutral sein wird.
Unternehmen mit 20'000 Mitarbeitern
Durch die Abspaltung wird laut Novartis ein weltweit führendes Unternehmen für Augenheilkunde-Produkte mit mehr als 20'000 Mitarbeitenden entstehen. Im Jahr 2017 hätte Alcon einen Umsatz von rund 7 Milliarden US-Dollar erzielt.
Im Zuge der Abspaltung wird Alcon-Chef Mike Ball designierter Präsident des Verwaltungsrats. Der operative Chef (COO) David Endicott wird zum neuen CEO befördert. Beide Ernennungen gelten per 1. Juli 2018.
Blockbuster bleibt bei Novartis
Gleichzeitig ist geplant, das Alcon-Portfolio an Arzneimitteln für die Augenheilkunde bei Novartis zu belassen. Dieses wurde bereits Anfang 2016 an einen anderen Novartis-Geschäftsbereich übertragen. Mit diesem Portfolio erwirtschaftete das Pharmaunternehmen 2017 einen Umsatz von 4,6 Milliarden Dollar.
Das Kronjuwel des Ophthalmologie-Portfolios ist das Medikament Brolucizumab – ein potenzieller Blockbuster. Das Präparat zur Behandlung neovaskulärer AMD und des diabetisches Makulaödems wird nun unter der Regie von Novartis weiterentwickelt und für die Markteinführung vorbereitet.
Aktienrückkauf
Zudem wird Novartis nun bis Ende 2019 eigene Aktien im Wert von 5 Milliarden US-Dollar zurückkaufen. Das entspricht dem Gegenwert von rund 2,8 Prozent der ausstehenden Anteile. Finanziert wird der Rückkauf vor allem mit dem Geld, dass mit dem Verkauf des Anteils am Joint-Venture mit GSK eingenommen wurde.
Auch danach beabsichtige man, eine «starke und wachsende» Dividende in Schweizer Franken auszuschütten, hält Novartis fest. Eine Dividendenpolitik für Alcon sei indes noch nicht festgelegt worden.
Die Börse reagiert positiv auf die Ankündigung und stellt die Novartis-Papiere vorbörslich 2,9 Prozent höher. Vor allem der Aktienrückkauf kommt gut an.
(awp/ccr)