Die Novartis-Tochter Sandoz einigt sich mit dem amerikanischen Justizministerium im Fall um illegale Preisabsprachen im Generika-Markt. Die Sparte, die für fast einen Fünftel der Umsätze des Konzerns verantwortlich ist, verpflichtet sich zu einer Strafzahlung von 195 Millionen Dollar. Es handelt sich dabei um die grösste Strafe, die in diesem Fall gezahlt wurde, wie das Justizministerium schreibt.

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Zudem macht das Unternehmen eine Rückstellung über 185 Millionen Dollar, um möglichen zivilrechtlichen Ansprüchen nachzukommen. Vergleichsverhandlungen mit der zivilrechtlichen Abteilung des Justizministeriums seien in Gang, teilt das Unternehmen mit. Das Unternehmen sieht sich einer Zivilklage im Bundesstaat Connecticut gegenüber.

Sandoz war angeklagt, Teil einer Verschwörung von vier Generikaherstellern gewesen zu sein, die von 2013 bis 2015 dauerte. Bei den Preisabsprachen ging es um dermatologische Produkte zur Behandlung von Neurodermitis und Pilzinfektionen, einen Blutdrucksenker, ein Antibiotikum und ein Medikament gegen zystische Fibrose.

Nebst Sandoz gehörten der Verschwörung auch Teva und Mylan an, zwei weitere grosse Player im Geschäft mit den Nachahmerprodukten. Zudem gesteht Sandoz ein, dass sich die Umsätze, die von den Preisabsprachen betroffen waren, auf mehr als 500 Millionen Dollar beliefen.

Der Fall hing wie ein Damoklesschwert über Sandoz

Die Einigung mit dem Justizministerium, ein sogenanntes Deferred Prosecution Agreement, ist ein wichtiger Schritt hin zur Lösung eines Rechtsfalls, der wie ein Damoklesschwert über Sandoz hing. Zudem schafft sie einen Unsicherheitsfaktor mit Blick auf eine mögliche Abspaltung von Sandoz aus der Welt, über die immer wieder spekuliert wird. «Hier hat sich nichts geändert», schreibt das Unternehmen auf Anfrage, die Transformation hin zu mehr Autonomie innerhalb von Novartis sei «auf gutem Wege».

Ein möglicher Spinoff des Geschäfts mit den Nachahmerprodukten nach dem Vorbild der Augenheilsparte Alcon ist Thema bei Beobachtern, seit Konzernchef Vas Narasimhan Ende 2018 ankündigte, dass die Sparte mehr Autonomie innerhalb des Konzerns bekommen solle. Sandoz sei dabei, sich zu einer autonomeren und schlankeren Division innerhalb von Novartis zu entwickeln, teilte des Unternehmen bei der Präsentation der Jahreszahlen mit.

Peisdruck, Chefwechsel: Sandoz hat turbulente Zeiten hinter sich

Aufwind bekamen die Spekulationen, als es im Frühling 2019 mitten im Umbau zu einem Chefwechsel kam. Richard Francis, der das Unternehmen fünf Jahre geleitet hatte, trat zurück. Er wurde im Juli 2019 durch Richard Saynor, einem den langjährigen Manager der brititschen GSK.

Sandoz machte 2019 einen Umsatz von 9,7 Milliarden Dollar, ein Prozent tiefer als im Vorjahr. Der Preiszerfall belief sich auf sechs Prozent, hauptsächlich verursacht durch die USA. Unter Ausschluss der USA stieg der Umsatz um sieben Prozent.

Treiber des Umsatzwachstums sind die weniger kompetitiven Biosmiliars, wo Sandoz zu den führenden Playern gehört. Novartis ist daran, dass Portfolio mit den oral verabreichbaren Generika und das Dermatologiegeschäft zu verkaufen. Der Verkauf soll im ersten Quartal abgeschlossen werden.

Die Einigung mit dem Justizministerium kommt wenige Tage nachdem sich Henando Hector Amando Kellum, ein ehemaliger Angeteller von Sandoz, schuldig bekannt hatte. Kellum war der vierte Angestellte, der in dem Fall angeklagt worden war und der dritte, der sich schuldig bekannt hatte. Kellum hat sich mit einem Angestellten von Taro Pharmaceuticals abgesprochen, wie am Freitag bekannt wurde; eines Unternehmens, das heute Teil des indischen Generikagiganten Sun Pharmaceuticals ist.

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