Ein Finanzierungsrunde dieser Grössenordnung gibt es auch bei Biotech nicht alle Tage. Das Wädenswiler Biotech-Startup Numab – seit Oktober mit Industrie-Doyen Daniel Vasella an der Spitze – zündet die nächste Stufe und nimmt für die Weiterentwicklung seine immunonkologischen Plattform 100 Millionen Dollar auf.
Angeführt wird die Runde von HBM Partners des ehemaligen Roche-Kassenwarts Henri B. Meier und von Novo Ventures. Der Wagniskapital-Arm der dänischen Novo Nordisk gehört mit Investments von umgerechnet gut 2 Milliarden Schweizer Franken zu den ersten Adressen für Wagniskapital in Europa. Neu mit an Bord ist zudem der Forbion Growth Opportunities Fund, ein ebenfalls auf europäische Biotech-Investments spezialisierter Fond, der seinerseits im April einer FInanzierungsrunde über 360 Millionen Euro abgeschlossen hat; ebenso wie weitere finanzkräftige Investoren wie der Vermögensverwalter Black Rock.
Doch auch bestehende Investoren, darunter Daniel Vasella setzen auf Sieg und haben ihre Beteiligung aufgestockt.
Zukunftsmarkt Immuntherapien
«Wir wollen unsere Produkte selber entwickeln und langfristig selbst kommerzialisieren», sagt David Urech, der CEO von Numab. Ziel der Runde sei es deshalb gewesen, «Investoren zu gewinnen, die über den nötigen Spielraum verfügen, um uns auch langfristig unterstützen zu können». Und weiter: «Dass wir Daniel Vasella an Bord haben, hat uns dabei sehr geholfen.»
Der langjährige Novartis-Chef sei zwar operativ nicht ins Fundraising involviert gewesen sei, als Türöffner aber sei er mit seinem Netzwerk wichtig gewesen.
Numab setzt auf die Immunonkologie, eine Methode der Krebsbehandlung, welche auf die Kräfte der körpereigenen Immunabwehr setzt anstatt den Krebs von aussen zu bekämpfen.
Das Gebiet ist stark umkämpft, Schwergewichte wie Roche, Merck, Bristol Myers Squibb und AstraZeneca fahren mit bereits bewilligten Immuntherapien Umsätze in Milliardenhöhe ein. Keytruda von Merck war 2020 mit einem Umsatz von 14,4 Milliarden Dollar das am zweitbesten verkaufte Medikament weltweit. Geschätztes Marktpotential der Immunonkologie: 30 bis 60 Milliarden.
«Wir sind zuversichtlich, dass wir mit unserer Plattform ein neues Kapital in der Immunonkologie aufschlagen können»
David Urech, CEO Numab
Entsprechend heiss läuft das Rennen um die nächste Generation der sogenannten Checkpoint-Inhibitoren. Das Team vom oberen Zürichsee ist dabei mit einem Wirkstoff am Start, der, so CEO Urech, nicht nur in der Lage ist, den lähmenden Einfluss des Krebs auf die körpereigene Immunabwehr aufzuheben; er vermag auch, das Immunsystem zusätzlich zu stimulieren. Zudem wirke das Moleküle nur lokal, beim Tumor, und nicht systemisch. Dies wiederum führe dazu, dass sie weniger toxisch sind.
«Wir sind zuversichtlich, dass wir mit unserer Plattform ein neues Kapital in der Immunonkologie aufschlagen können», so der 47-jährige Jungunternehmer.
Stärke Stabilität
Die Wädenswiler arbeiten mit Antikörpern von Kaninchen, die besonders bindungsfähig und deshalb gut geeignet sind, um an die Krebszellen anzudocken und diese damit unschädlich zu machen. Die Antikörper werden fragmentiert, dass nur noch die bindende Eigenschaft übrig blieb. Verschiedene dieser
Fragmente werden dann zu multifunktionalen Wirkstoffen zusammengesetzt
«Der Vorteil unserer Technologie ist, dass sie es möglich macht, aus mehreren Elementen neuartige Wirkungsmechanismen zu realisieren. Das Ganze hat etwas sehr Mechanisches: Man muss sich das ein bisschen vorstellen wie Lego.»
Zum Thema: Biotech macht Daniel Vasella noch reicher. Der Ex-Novartis-Chef setzt bei seiner zweiten Karriere als Biotech-Investor verstärkt auf die Schweiz – und kassiert schöne Gewinne.
In einem ersten Schritt wird die Technologie nun an Kliniken in den USA und Taiwan an 27 Patientinnen und Patienten mit verschiedensten soliden Tumoren auf seine Sicherheit und mögliche Wirkungshinweisen hin getestet.
Ab nächstem Jahr soll der Wirkstoff dann in einer zweiten klinische Phase an Patienten und Patientinnen mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs, einer sehr häufigen Indikation, auf seine Wirkung getestet werden. Mit einer Kommerzialisierung sei selbst im besten Fall – das heisst, wenn der Wirkstoff beschleunigt zugelassen wird – nicht vor 2025 oder 2026 zu rechnen, sagt David Urech. Numab hat mehr als fünfzig Mitarbeitenden ist, Tendenz steigend.
Numab ist nicht das einzige Biotech-Investment des bald 68-jährigen ehemaligen Novartis-Kapitäns. Daniel Vasella ist auch Verwaltungsrat der Schlieremer Immunos. Einen guten Schnitt machte ermit seinem Engagement bei der texanischen XBiotech. Sie konnte Ende 2019 für 1,35 Milliarden Dollar ihren Antikörper Bermekimab an Janssen verkaufen, was zu einem Kurssprung von 75 Prozent innerhalb weniger Stunden führte. Wenig später kündigte XBiotech einen Aktienrückkauf auf, worauf die Aktie nochmals um 30 Prozent nach oben sprang. Gemäss Recherchen der «Bilanz» verdiente XBiontech-Investor Daniel Vasella dabei an einem Tag 2,8 Millionen Franken.