Die «NZZ», Leitblatt der Schweizer Wirtschaft, ist stets für eine Überraschung gut. Der künftige VR-Präsident Etienne Jornod (59) ist zwar «fasziniert von der Welt der Medien», aber als Branchenkenner gilt er nicht. Da ändert auch sein einjähriges Gastspiel im VR des Werbevermarkters PubliGroupe wenig. Am 4. Oktober, an der VR-Sitzung der «NZZ» im Druckzentrum Schlieren, wurde er lanciert. Auf der Shortlist standen ungleich bekanntere Herren: Gerold Bührer, Walter Kielholz, Reto Francioni.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Vom künftigen Präsidenten wird neuer Schub erwartet. Für Diskussionsstoff könnte allerdings auch sein Galenica-Mandat sorgen. Denn die Corporate Governance beim Berner Pharmagrossisten ist gewöhnungsbedürftig. Jornod hatte bis vor zehn Monaten das umstrittene Doppelmandat VR-Präsident/CEO inne. Seit Anfang Jahr trägt er den Titel eines exekutiven VR-Präsidenten; als Vorsitzender des Strategiegremiums ist er – neben dem offiziellen CEO – weiter operativ aktiv, zuständig für Allianzen, Akquisitionen, Positionierung, Firmenkultur, Kommunikation, Personalpolitik. Kurz: Jornod ist und bleibt Mister Galenica.

Auch beim Bezahlmodell ist er ein Ausreisser. 2011 schloss er einen Fünfjahresvertrag ab, der ihm eine Entlöhnung von 40 000 Galenica-Aktien zusichert. Aktueller Wert: 22 Millionen. Dazu erhält er jährlich einen Pensionskassenzuschuss von 150 000 Franken. Entwickelt sich die Aktie wie bisher nach oben, dürfte er locker fünf Millionen im Jahr einstreichen.

Sein Kommentar: «Das Risiko einzugehen, nur in Aktien bezahlt zu werden, die während fünf Jahren blockiert sind, während Steuern umgehend berechnet werden, ist sehr unternehmerisch, und es gibt praktisch niemanden, der ein derartiges Entlöhnungskonzept bisher akzeptierte.» Er werde erst in fünf Jahren wissen, wie viel er verdient habe.

Thema für die Anlagestiftung Ethos

Das Risiko ist klein. In 16 Jahren Jornod-Regentschaft schrieb Galenica satte Gewinne, der Konzernwert verfünfzehnfachte sich. Das schlug sich im Salär nieder. Bislang am meisten, 5,3 Millionen, kassierte der Arztsohn 2011. 2008 beschloss der VR, ihm für Verdienste und seine 30-jährige Firmenzugehörigkeit per Mai 2011 1,6 Millionen an die Altersvorsorge zu zahlen.

Die satten Millionenbezüge des künftigen Präsidenten der «NZZ» sind längst ein Thema bei der Anlagestiftung Ethos. An der letzten GV gab sie eine Nein-Empfehlung zum Galenica-Entlöhnungsbericht ab. 9,4 Prozent stimmten im Sinn von Ethos.