Im Hollywoodstreifen «Love and Other Drugs» verliebt sich der charmante, aber nichtsnutzige Pharmavertreter Jamie Randall (Jake Gyllenhaal) in die hübsche, an Parkinson erkrankte Maggie (Anne Hathaway). Die Begegnung führt zu einer Art Läuterung, in der sich Randall auf sein Gewissen besinnt und in einem symbolischen Akt nach einem Arztbesuch paketweise Medikamente wegwirft.

Der Film über die aggressiven Verkaufsmethoden von Pfizer im Zusammenhang mit Viagra – das Produkt wird zwar nicht explizit erwähnt, aber der Bezug liegt auf der Hand – prägt bis heute das Bild vom Pharmamarketing vieler: skrupellose Sales-Reps, die auf Kosten der Allgemeinheit Geld scheffeln und Ärzte in Luxusrestaurants einladen, mit ihnen in die Berge fahren oder in Monaco am Hafen Champagner trinken.

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Mit der Wirklichkeit hat das alles nicht mehr viel zu tun, seit sich neben Hollywood auch die amerikanische Justiz am Thema Pharmamarketing abgearbeitet hat und fehlbare Unternehmen, darunter auch die Basler Novartis, mit Strafzahlungen von Hunderten von Millionen Dollar in die Schranken wies. Seither halten die Pharmakonzerne ihre Salesforce mit umfangreichen Compliance-Reglementen in Schach. Keinen Ärger mit der Justiz, bitte, heisst die Devise. Dazu kommen umfangreiche Transparenzvorschriften und eine Selbstregulierung, die dafür sorgen soll, dass bei der Verschreibung von Medikamenten der medizinische Nutzen und nicht die kommerziellen Interessen zählen. 

Trotzdem, die Vorstellung, dass auf Provision arbeitende Verkaufsleute der Pharmaindustrie im hochsensiblen Umfeld öffentlicher Krankenversicherungen agieren und Medikamente an Ärzte verkaufen, macht noch immer vielen Mühe. Ein gewisses Unbehagen bleibt – und das ist auch gut so. 

Gleichzeitig zeigt der Fall von Idorsia, was passiert, wenn die Pharmaindustrie das Marketing vernachlässigt: Medikamente – in diesem Fall geht es um ein Schlafmittel –, die unzweifelhaft einen grossen medizinischen Nutzen haben, kommen einfach nicht bei den Patientinnen und Patienten an. Die Lehre daraus ist: Gute Wissenschaft ist zwar die Voraussetzung für eine gute Medizin, aber wirklich gut wird ein Medikament erst, wenn es auch die letzte Meile schafft und in der Praxis von Ärztinnen und Ärzten verschrieben werden kann.

Das System der kommerziell orientierten Pharmaindustrie, die ihre hohen Entwicklungskosten amortisiert, indem sie viel Anstrengung auf die Vermarktung ihrer Produkte verwendet, hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten enorme medizinische Fortschritte gebracht. Der Preis dafür ist, dass wir mit der Unschärfe leben müssen, dass Verkaufsleute immer auch kommerzielle Interessen haben. Doch dieser lohnt sich.