Seit Russlands Überfall auf die Ukraine sind grüne Themen in den Hintergrund geraten, und dank höheren Preisen lässt sich mit fossilen Energieträgern wieder gut Geld verdienen.
Auch die ESG-Party ist vorbei. Gemeint ist der Boom von als nachhaltig taxierten Finanzprodukten, die ökologische, soziale und Corporate-Governance-Kriterien berücksichtigen. In den USA verzeichnen diese Fonds bereits wieder Abflüsse, und Blackrock-Chef Larry Fink möchte das Kürzel ESG nicht mehr verwenden.
Ein weiteres Beispiel für den Stimmungswandel ist der Aktienkurs von BP. Der britische Ölkonzern hatte sich unter CEO Bernard Looney hohe Nachhaltigkeitsziele gesetzt und in erneuerbare Energien und emissionsarme Technologien investiert, um vom schmutzigen Öl und Gas loszukommen. Auch sein Nachfolger Murray Auchincloss hält an den Energiewendeplänen fest.
Doch das kommt an der Börse nicht gut an. Der BP-Aktienkurs ist auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren gefallen. Denn mit den höheren Zinsen und dem grossen Wettbewerb scheinen viele emissionsarme Projekte weniger attraktiv. Gewinn macht BP nur mit dem traditionellen Öl- und Gasgeschäft, das heruntergefahren werden soll.
Die meisten grossen Ölkonzerne haben sich jedoch von ihren grünen Plänen verabschiedet. Auch Shell, die Konkurrentin von BP, hat die einst hohen Emissionssenkungsziele gestutzt und will sich stärker auf die bereits profitablen Geschäftsbereiche konzentrieren – will heissen, Öl und Gas. Und das wird von den Anlegerinnen und Anlegern honoriert. Der Shell-Aktienkurs ist dieses Jahr deutlich im Plus, während BP 10 Prozent verloren hat.