Nach dem Rückzug der sechs englischen Teilnehmer steht die angekündigt Super League schon wieder vor dem Aus. Die Besitzer der zwölf europäischen Spitzen-Fussball-Organisation haben sich gründlich verspekuliert, als sie von einer halbgeschlossenen Liga nach amerikanischem Vorbild träumten. Doch wer kam auf die Idee? Wer steckt hinter den reichsten Fussball-Clubs in Europa?
FC Arsenal
Der englische Traditionsclub wird auf einen Wert von rund zwei Milliarden Pfund geschätzt, er hat schon 13 Mal die englische Meisterschaft gewonnen und ist im Besitz eines Amerikaners: Die «Gunners» gehören dem Milliardär Stan Kroenke, Inhaber von Kroenke Sports Enterprises mit Sitz in Denver, Colorado. Dieser Standort macht Sinn, denn Arsenal ist nicht das einzige sportliche Engagement der Kroenkes. Sie sind auch alleinige Besitzer des NBA-Clubs Denver Nuggets und der Colorado Avalanches in der nordamerikanischen Eishockeyliga NHL.
FC Chelsea
Einen der prominentesten Besitzer hat der Westlondoner Club Chelsea: Es ist der russisch-israelische Milliardär und Geschäftsmann Roman Abramovich. Der Rohstoff-Magnat erwarb den Club 2003 für rund 140 Millionen Pfund. Zum Vergleich: Chelsea wird heute auf rund 2,3 Milliarden Pfund an Wert geschätzt. Abramovich stellte auch den portugiesischen Trainer José Mourinho ein, unter dem Chelsea zu neuer Grösse fand.
FC Liverpool
Liverpool-Besitzer John Henry hat sich inzwischen sogar öffentlich fürs Mittun an den Super-League-Plänen entschuldigt. «Ich möchte mich bei allen Fans und Anhängern des Liverpool Football Club für die Störung entschuldigen, die ich in den letzten 48 Stunden verursacht habe», so Henry in einer Videobotschaft.
Eine bemerkenswerte Geste, da der Amerikaner ansonsten im Hintergrund agiert. Der Besitzer der John W. Henry & Company – einer Investmentfirma – ist auch Eigner des Baseballteams Boston Red Sox, der Zeitung «Boston Globe» sowie Mitinhaber des Roush Fenway Racing. Liverpool wird als sechstwertvollster Fussballclub der Welt gehandelt.
Manchester City
Richtig reich ist der Besitzer von Manchester City, Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan, ein Mitglied der Königsfamilie von Abu Dhabi. Sein Vermögen wird von Forbes auf rund 20 Milliarden Franken geschätzt, das der ganzen Familie auf über eine Billion. Mit seiner Firma City Football Group ist er Mehrheitsbesitzer des englischen Vereins. Auch bin Zayed hat sich in den letzten Stunden von dem Vorhaben der Super League distanziert.
Tottenham Hotspur
Der englische Kultverein Tottenham Hotspur gehört mehreren reichen und prominenten englischen Familien. Hauptaktionär ist zurzeit ENIC International, ein Investment-Vehikel der britischen Milliardäre Joe Lewis und Daniel Levy. Das Vermögen von Lewis wird von «Forbes» auf rund vier Milliarden Pfund geschätzt. Damit ist Tottenham als einziger grosser englischer Fussballverein noch in den Händen von Briten.
Manchester United
Der global bekannteste englische Fussballclub ist ebenfalls im Besitz von Amerikanern: Er gehört der Glazer Familie, allen voran Malcolm Glazer. Dieser ist daneben noch an den Tampa Bay Buccaneers in der NFL beteiligt.
Im August 2011 sollen sich die Glazers an die Credit Suisse gewandt haben, um einen Börsengang in der Höhe von einer Milliarde Dollar in Singapur vorzubereiten, welcher den Club mit mehr als zwei Milliarden Pfund bewertet hätte. Doch schliesslich gab ManU sein Börsendebüt 2012 in New York, wo der Club auf eine Bewertung von 2,3 Milliarden Dollar kam und so der wertvollste Fussballclub der Welt wurde. Heute ist er über drei Milliarden Pfund wert.
AC Milan
Auch der italienische Traditionsverein befindet sich in amerikanischen Händen. Die Elliott Management Corporation ist eine Investment-Firma und erwarb den Verein von einem luxemburgisch-chinesischen Konglomerat. Elliott wurde von Paul Singer gegründet, einem amerikanischen Milliardär mit einem geschätzten Vermögen von rund vier Milliarden Dollar.
Laut der von der Unternehmensberatung Deloitte veröffentlichten «Football Money League» ist der AC Milan trotz ausbleibenden Erfolgen in den letzten Jahren immer noch einer der bestverdienenden Clubs der Welt.
Atlético Madrid
Atlético stand zu früheren Zeiten im Ruf, im Gegensatz zu Real der «Arbeiterverein» von Madrid zu sein. Heute gehört er drei international wenig bekannten Herren: Miguel Angel Gil Marin, Idan Ofer und Enrique Cerezo. Die Zusammensetzung ist spannend, weil der Spanier Angel schon durch seine Familie mit dem Verein verbunden war. Idan Ofer hingegen ist ein israelischer Geschäftsmann und Milliardär, während der Spanier Cerezo Präsident des Vereins ist.
FC Barcelona
Im Gegensatz zu den Clubs der englischen Premier League ist der katalanische Erfolgsclub im Besitz der Fans (wie einige andere Grossvereine in Spanien). Für die Teilnahme an der Super League hätte deshalb eine Urabstimmung stattfinden müssen. Der Wert der Spieler des Clubs mit Superstar Lionel Messi liegt bei unglaublichen 4,7 Milliarden Dollar.
Real Madrid
Auch die «Königlichen» gehören ihren Anhängern. Das sind rund 90'000 registrierte «Socios», die einen der bekanntesten Vereine der Welt unterstützen. Sie haben ein Mitspracherecht und wählen den Präsidenten, zur Zeit Florentino Pérez. Dieser wiederum ist ein Bauunternehmer mit einem geschätzten Vermögen von gut 2 Milliarden Franken. Pérez war die treibende Kraft hinter dem «Super League»-Ausflug: Im gehe es darum, «den Fussball zu retten».
Inter Mailand
Internazionale Milano hat als Mehrheitsaktionär ein chinesisches Unternehmen: Die Suning Holdings Group hält 69 Prozent der Aktien. Sie ist im Besitze von Zhang Jindong. Der Gründer einer Handelskette für Elektronikgeräte soll ein Vermögen von rund zehn Milliarden Dollar haben. Ein weiterer Aktionär ist der Reifenhersteller Pirelli.
Juventus Turin
Der italienische Serienmeister ist im Besitze der «Kennedys von Italien», der Familie Agnelli. Giovanni Agnelli war einer der Mitgründer von Fiat. Seine Söhne und Töchter gelten als eine der vermögensten und politisch einflussreichsten Familien Italiens. Sie ist schon seit den späten Sechzigerjahren an Juventus beteiligt. Die mögliche Beteiligung an der Super League führte auch in Italien zu heftigen Diskussion – so kam die Idee auf, Turin aus der Serie A rauszuwerfen.
(tdr)