Seit es die Homöopathie gibt, ist ihre Wirkung umstritten. Die Kritiker feierten im vergangenen Jahr einen wichtigen Erfolg, strich doch Bundesrat Pascal Couchepin die Homöopathie aus der Grundversicherung. Die Arzneimittel fallen zwar nicht darunter, doch wenn die ärztlichen Leistungen von der Krankenkasse nicht bezahlt werden, bleiben auch die Verschreibungen aus.

Erste Auswirkungen dieses Entscheids bekommt die Omida AG in Küssnacht SZ direkt zu spüren. Die Nummer zwei bei den Herstellern homöopathischer Arzneimittel in der Schweiz ist schlecht ins neue Jahr gestartet. Laut Geschäftsführer Hans-Peter Häfliger blieben die Umsätze in den ersten Monaten klar hinter denjenigen des Vorjahres zurück. In den letzten Jahren noch war das Unternehmen regelmässig zweistellig gewachsen. Der Umsatz beträgt rund 10 Mio Fr.

*Prüfung bereitet Sorgen*

Sämtliche Arzneimittel der Komplementärmedizin sind laut Gesetz zulassungspflichtig. Die entsprechende Verordnung zum Heilmittelgesetz soll im Oktober 2006 in Kraft treten. Die Hersteller haben keine Freude an der neuen Zulassungsprüfung. Betroffen sind Zehntausende homöopathische und anthroposophische Arzneimittel. «Für rund 500 Produkte soll ich gegenwärtig ein Dossier erstellen», klagt Thomas Schaible, Fachtechnischer Leiter von Omida.

Zu diesem administrativen Aufwand kommen die Gebühren für die Registrierung. Diese sollen zwar nicht so hoch sein, wie ursprünglich vorgesehen, dürften aber Omida dennoch 50 000 Fr. kosten. Eine ähnlich hohe Summe verschlingt die neue Vignettengebühr für notifizierte Arzneimittel.

Die verschärfte Gesundheitspolitik von Couchepin und die Auflagen der Zulassungsbehörde Swissmedic machen auch andern mittelständischen Unternehmen zu schaffen. Ebi Pharm aus Kirchlindach BE rechnet gar mit zusätzlichen Gebühren von 679000 Fr. - das entspricht einem Anstieg um 85 000%.

Dass die homöopathischen Arzneimittel mit der neuen Zulassung dieselben Auflagen erhalten wie die klassischen pharmazeutischen Produkte, ist für Omida-Geschäftsführer Häfliger nicht nachvollziehbar. «Homöopathie lässt sich mit der klassischen Medizin nicht über einen Leisten ziehen - das verstehen viele nicht.» Es handle sich um eine Erfahrungsmedizin, die historisch gewachsen sei. Dazu komme ein besonderer Trumpf: Die Vielfalt. Omida hat 4500 verschiedene Arzneimittel an Lager. Viele davon werden pro Jahr nur ein Dutzend Mal oder noch seltener verkauft.

Diese Vielfalt wird durch den bürokratischen Mehraufwand gefährdet. «Schon heute sind die Margen bei vielen unserer Produkte sehr klein», sagt Häfliger. Wenn die Kosten weiter steigen, hat Omida nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Produkte nicht mehr anbieten oder die Preise erhöhen. Letzteres ist allerdings nur mit einem strategischen Entscheid möglich, künftig auf die Registrierung in der Spezialitätenliste (SL) zu verzichten. «Denn heute schon sind wir mit unseren Preisen am Limit, höher können wir nur gehen, wenn wir aus der SL aussteigen», so Häfliger. Wenn aber die homöopathischen Produkte nicht mehr in der SL aufgeführt sind, wird keine Krankenkasse mehr die Vergütung übernehmen.

*Fokussierung nötig*

Die kleine Schwyzer Firma steckt also in einem klassischen Dilemma - wie viele andere mittelständische Pharmaunternehmen, denen die verschärften Auflagen der Swissmedic die Kosten in die Höhe treiben. Die mögliche Folge: Viele homöopathische Einzelmittel oder Mischungen, die nur in geringen Mengen hergestellt werden, werden aus dem Sortiment verschwinden oder nur noch auf Bestellung produziert. Bei Ebi Pharm werden mindestens 200 von 863 Präparaten aufgrund der verschärften Bestimmungen vom Schweizer Markt verschwinden.

Weniger dramatisch schlagen die Auflagen aus Bern bei Similasan, der Nummer eins in der Schweiz, zu Buche. Similasan führt heute nur noch 33 Produkte - früher waren es 178. Eine solche Fokussierung dürften zwangsläufig auch die andern Hersteller homöopathischer Arzneimittel vornehmen.

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