Die Online-Apotheke Zur Rose hat im ersten Quartal 2023 weniger umgesetzt. Schuld ist das rückläufige Geschäft in Deutschland.
Genau dort will die Thurgauer Gruppe dank dem elektronischen Ärzterezept aber künftig voll durchstarten. Gleichzeitig wird das Schweizer Geschäft an die Migros verkauft.
Ein Viertel weniger Umsatz in Deutschland
Von Januar bis März setzte die Gruppe mit 424 Millionen Franken 14 Prozent weniger um als im Vorjahr, wie sie am Donnerstag mitteilte. Damit war der Rückgang noch prononcierter als von Analystinnen und Analysten erwartet.
Der Rückgang ist auf das schrumpfende Geschäft im grössten Markt Deutschlands zurückzuführen. Die Erlöse sanken dort um 26 Prozent. Auch im vergleichsweise kleinen Europa-Geschäft setzt die Gruppe deutlich weniger um.
Fokus auf Profitabilität
Nach wiederholten Verzögerungen bei der Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland sah sich die Versandapotheke bereits vor rund einem Jahr gezwungen, die Marketingausgaben zu drosseln. Seither liegt der Fokus auf der Profitabilität, während die Umsätze sinken.
Insbesondere in Deutschland seien seither Fortschritte bei der Logistik und Markenkonsolidierung erzielt worden. Zudem sei die Produktion effizienter geworden, heisst es.
Die Migros übernimmt das Schweiz-Geschäft
Schon bald verkauft Zur Rose zudem ihr Schweiz-Geschäft an die Migros-Tochter Medbase. Der Deal soll noch im zweiten Quartal 2023 über die Bühne gehen und 360 Millionen in die Kassen spülen.
Damit wird Zur Rose auf einen Schlag ihre Schulden los und über die nötige Kapitalbasis für das E-Rezept verfügen. Dass ausgerechnet im Schweiz-Geschäft im ersten Quartal 2023 der Umsatz um 10 Prozent gestiegen ist, wird somit zur Randnotiz.
Durchstarten dank E-Rezept
Der Schweiz-Bezug wird sich also künftig auf den Firmensitz im Thurgau und die Kotierung an der Schweizer Börse beschränken. Die geplante Umfirmierung von Zur Rose AG auf Doc Morris AG unterstreicht dies noch. Denn unter der Marke Doc Morris ist Gruppe in Deutschland ohnehin schon unterwegs.
Bereits jetzt liegt der Fokus also auf potenziellen E-Rezept-Kunden und -Kundinnen in Deutschland. Ab 2024 soll laut dem deutschen Gesundheitsminister Karl Lauterbach das E-Rezept zum deutschlandweiten Standard werden.
Ehrgeizige Ziele
Den jährlichen Umsatz des deutschen Medikamentenmarktes beziffert Zur Rose auf immense 50 Milliarden Euro.
Und mit der zunehmenden Digitalisierung erhofft sich die Konzernleitung auch ein zunehmend grösseres Stück dieses Kuchens. Die Umsätze sollen massiv steigen.
Gewinnschwelle ab 2024
Im laufenden Jahr will die künftige Doc Morris zudem weiter an ihrer Profitabilität schrauben. Entsprechend soll 2023 der Betriebsverlust (bereinigter Ebitda) nochmals deutlich eingedämmt werden. Im Jahr darauf will die Online-Apotheke dann die operative Gewinnschwelle überschreiten.
Darauf soll das Unternehmen dann – nach Jahren mit herben Verlusten – auch nachhaltig profitabel werden. Das Management hat sich auf mittlere Frist eine Ebitda-Marge von 8 Prozent zum Ziel gesetzt.
In Analystinnenkreisen wird angesichts des E-Rezepts denn auch ein grosses Potenzial gesehen. Gleichzeitig gibt es hier nach dem bisher steinigen Weg des E-Rezeptes mit vielen Verzögerungen nach wie vor auch viele Skeptiker.
(sda/mbü)