Nachrichten im Bus, im Tram oder im Zug, an der Zapfsäule und nun auch online: Die Redaktion des neuen Online-Portals nau.ch ist seit Mittwochabend an der Arbeit. Viel Platz will sie dem Lokalen geben. Rund 45 neu rekrutierte Redaktorinnen und Redaktoren arbeiten für Nau. Vermitteln wollen sie, was vor Ort passiert, live und digital. «Now eben», sagt CEO Yves Kilchenmann der Nachrichtenagentur sda.
Grosses Gewicht erhält das Lokale: Fast ein Drittel des Teams sind Reporterinnen und Reporter. Sie berichten in Text und bewegtem Bild aus den Deutschschweizer Regionen. Die Nau media AG produziert neben einer Online-Plattform eigene Nachrichten für das seit einigen Jahren betriebene Fahrgast-Informationssystem passengertv sowie - für Tankstellen - das Zapfsäulen-TV gasstationtv. Die Bildschirme gehören zur Livesystems, dem Mutterhaus von Nau.
Mit Werbung finanziert
Finanziert wird das neue redaktionelle Angebot mit Werbung. Ein Viertel der Sendezeit sei für Werbung reserviert, sagt Kilchenmann. «Gut gemachte und auf das Publikum vor Ort zugeschnittene Informationen werden dafür sorgen, dass die Bildschirme ins Auge fallen.» Die Macher von Nau sind auch Begleiter: Gemeinden, Vereine oder Privatpersonen sollen als «Nautoren» eigene Berichte auf den Bildschirmen platzieren können. «Wir haben die Ambition, dass location based produziert wird», sagt dazu der CEO.
«Hyperlokal» sei die Devise: Wer im Bus gerade durch ein Dorf fahre, sei interessiert an einem neuen Kreisel oder an Neuigkeiten von lokalen Vereinen. Wer zu den wenigen Sätzen auf den Bildschirmen Hintergründe oder zusätzliche Berichte wünscht, kann auf die Online-Plattform nau.ch zurückgreifen.
Hauptsächlich für Pendler
«Zu 90 Prozent arbeiten wir für Pendlerinnen und Pendler», sagt Kilchenmann. Die Bildschirme von passengertv hängen vor allem in Fahrzeugen von in Regionen und Städten tätigen Transportunternehmen. Eigens zugeschnittene Informationen werden laut Kilchenmann für Verkehrsbetriebe erstellt, die oft von Touristen benutzt würden.
Die Bildschirme werfen auch für die Verkehrsbetriebe und die Tankstellenbetreiber etwas ab. Sie erhalten einen Anteil der Werbeeinnahmen und können eigene Informationen ans Publikum bringen - etwa zum Fahrplan, zu Staus oder zur Befahrbarkeit von Alpenpässen. Landesweit haben die Screens von passengertv und gasstationtv rund 1,5 Millionen Leserinnen und Leser. Bei passengertv sind über 1,3 Millionen Leser WEMF-beglaubigt.
Die Bildschirme von Livesystems hängen in Fahrzeugen von mehr als 50 grösseren und kleineren Verkehrsbetrieben sowie - seit Anfang Jahr - an etwa 150 bis 200 Tankstellen, wie Kilchenmann ausführt. Vier Tankstellenketten bieten Zapfsäulen-TV an. Fahrgast-Fernsehen für ÖV-Nutzer bietet Livesystems seit 2008 an. Bisher seien die Informationen in Zusammenarbeit mit Zeitungs- und Online-Redaktionen erstellt worden. In der Deutschschweiz werde diese Zusammenarbeit fortgesetzt, denn die Nau-Redaktion könne diese Aufgabe nicht alleine stemmen.
Eigene Berichte
Das neue Medienhaus setzt zudem auf Eigenberichte. Ausserdem bezieht es nach Angaben von Kilchenmann auch Meldungen der Nachrichtenagentur sda. In der Westschweiz und im Tessin liefern lokale Medienhäuser weiterhin die Berichterstattung für die Bildschirme. Die Redaktion von Nau konzentriert sich vorderhand auf die Deutschschweiz. «Bewährt sich das neue Projekt, wäre denkbar, dass wir es auch in der Romandie und im Tessin anbieten», sagt Kilchenmann.
Chefredaktor von Nau media AG ist Micha Zbinden. Zur Livesystems Holding AG, die ganz in Schweizer Besitz ist, gehören neben Nau media AG die Livesystems dooh AG mit den Informationsbildschirmen im ÖV und an Tankstellen sowie die für die Betreuung von Werbekunden verantwortliche Livesystems AG.
(sda/cfr/ise)