Ähnliche Grösse und gleiche Ziele: Fielmann wie auch Visilab möchten auf dem Optikmarkt die erste Geige spielen. Im Moment dürfte die 1988 gegründete und zur Genfer PP Holding gehörende Visilab die Nase vorn haben, dank dem jüngsten Kauf Anfang April von Grand Optical Suisse. Mit sechs neuen Filialen (in Genf, Lausanne, Zürich, Basel, Glatt und Emmen), die Visilab vom französischen Rivalen übernommen hat, zählt die Kette jetzt 76 Shops. Dank der Akquisition kommt das Familienunternehmen auf einen konsolidierten Umsatz von 157 Mio Fr.



Konkurrent Fielmann mit 27 Filialen und 137 Mio Fr. Umsatz will nicht die Nummer zwei bleiben. Drei Neueröffnungen sind in diesem Jahr geplant. Diese Woche ist der 28. Fielmann-Shop in Rapperswil an der Reihe. Umsatzmässig soll die 150-Millionen-Franken-Marke geknackt werden, womit Fielmann wieder auf Augenhöhe mit Visilab wäre. «Unser Ziel liegt bei 40 Filialen und einem Marktanteil von 30%», sagt Thomas Löhr, Chef von Fielmann Schweiz. Visilab seinerseits will in den nächsten fünf Jahren 25 neue Geschäfte eröffnen und strebt ebenfalls 30% Marktanteil an.

Nummer drei im Optikmarkt, mit deutlichem Abstand, ist McOptik. Die von Thomas Kühni, der sich auch «als Robin Hood der Augenoptik» bezeichnet, vor neun Jahren gegründete Kette eröffnet am 12. Mai 2007 in Nyon ihre 50. Filiale. «Auch wir wollen weiter wachsen», sagt Kühni. Das Familienunternehmen gibt den Umsatz nicht bekannt. Branchenexperten schätzen ihn auf 40 bis 50 Mio Fr.

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Top Drei kontrollieren 45 Prozent



Die grossen Ketten profilieren sich als Preisbrecher, allen voran Fielmann. «Unsere Brillen sind um 20 bis 40% günstiger als beim Einzelfachhandel und um 10 bis 15% günstiger als bei anderen Discountern», sagt Löhr. Europas grösste Optikerkette mit Hauptsitz in Hamburg und über 560 Filialen setzt knapp 1,5 Mrd Fr. um.

Das ist doppelt so viel, wie der gesamte Schweizer Markt hergibt. Dessen Volumen wird auf 750 Mio Fr. geschätzt. Darin sind Billig-Sehhilfen und Sonnenbrillen, wie sie in Supermärkten oder an Kiosken erhältlich sind, noch nicht mitgerechnet. Der Konzern kann, wenn er beim Einkauf seine Muskeln spielen lässt, weitaus günstigere Konditionen aushandeln als sämtliche Konkurrenten. Visilab seinerseits versucht sich mit einem schnellen Service – Brillenanpassung in einer Stunde – zu positionieren.

Die drei Ketten kontrollieren bereits 45% des Marktes. Ob deshalb die Tage der unabhängigen Brillenhändler gezählt sind, ist aber zu bezweifeln. Die Zahl der Fachgeschäfte jedenfalls hat trotz dem Vormarsch der Grossen in den vergangenen zehn Jahren nur leicht, von 930 auf 850 Läden abgenommen. Total kann die Branche gar eine Zunahme verzeichnen, denn zusammen mit den Ketten gibt es heute 1050 Geschäfte.

Davon sind zwei Drittel Kleinbetriebe mit lediglich einem bis drei Angestellten. «Absolute Einzelkämpfer sind längst die Ausnahme», sagt Dominic Ramspeck, Sprecher des Schweizer Optikerverbandes (SOV). Die meisten Einzelfachhändler gehören einer mehr oder weniger straffen Gruppe an, die ihnen beim Einkauf, in der Logistik und beim Marketing unter die Arme greift. Bekannte Namen sind Dynoptik, Optik 2000 oder die Visus-Gruppe. Laut Ramspeck konnten sich die Fachoptiker gegen die expansiven Ketten aus verschiedenen Gründen gut behaupten. Das Anpassen von Brillengläsern sei eine individuelle Angelegenheit, sagt er. «Da kann der Einzelfachhandel seine Stärken bei der persönlichen Beratung und mit einem tadellosen Service ausspielen.»

Brille für jede Gelegenheit



Die Branche profitiert auch davon, dass der Kuchen insgesamt wächst, um 3 bis 5% jährlich. Vor 20 Jahren brauchten erst 55% der Bevölkerung Sehhilfen. Inzwischen liegt die Quote aus demografischen Gründen bei 65% oder 4,8 Mio Personen. Hinzu kommt der Trend, dass die Brille immer mehr zum Modeartikel oder Schmuck wird. Zudem tragen bis zu 20% neben Brille auch Kontaktlinsen, was die Umsätze ankurbelt. 20% des gesamten Umsatzes gehen aufs Konto von Kontaktlinsen, 60% auf Fassungen und Gläser, 20% auf Sport- und Sonnenbrillen. Hier sorgen Modelle für 200 Fr. und mehr von Modelabels wie Chanel, Dior, Gucci und natürlich Ray Ban dafür, dass die Kunden beim Optiker immer mehr Geld liegen lassen.

«Das grosse Geschäftesterben, das der Branche immer wieder vorausgesagt wird, hat bis heute nicht stattgefunden», so Ramspeck. Setzen allerdings Fielmann, Visilab und McOptik in Zukunft ihre Expansion im gleichen Tempo fort, wird dies Opfer fordern.