Als Jens Alder im November 2006 den Chefposten beim dänischen Telekomkonzern TDC übernahm und seinem Weggefährten Christoph Brand die Leitung der Schweizer Tochter Sunrise anvertraute, gab er ihm zwei Aufgaben mit: zunächst für nachhaltiges Wachstum zu sorgen, um die Verhandlungsposition von Sunrise zu verbessern, und dann eine langfristige Lösung für die Firma zu suchen – wobei ein Zusammengehen mit Orange für beide bereits im Fokus stand.

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Auf der anderen Seite hatte der Schweiz-Chef von Orange, Andreas Wetter, bei seinem Vorgesetzten, France-Télécom-Chef Didier Lombard, seit Jahren für einen Sunrise-Kauf geweibelt. Das tat er auch bei Olaf Swantee, einem Holländer mit Schweizer Pass, als dieser im August 2007 Mobile-Chef von France Télécom (FT) wurde. Swantee, seit zwölf Jahren in Stäfa am Zürichsee lebend, war klar, dass Orange in seiner Wahlheimat ohne Fixnetz keine Zukunft haben würde. Er pushte das Thema in der Pariser Konzernleitung. Im Frühling 2008 gab Lombard grünes Licht für Gepräche.

Ausführende Kraft war Finanzchef Gervais Pellissier. Zusammen mit Swantee und M&A-Chef Bernard Izerable ging er auf TDC-Boss Alder und dessen Finanzchef Jesper Ovesen zu. Im Frühsommer 2008 folgten erste Gespräche an den Firmensitzen in Kopenhagen und Paris sowie in London, wo Swantee sein Büro hat. Doch die Dänen und die Franzosen waren sich nicht grün, beide sahen sich als die stärkere Seite. Beide hielten den Deal zwar für vorteilhaft, waren aber nicht darauf angewiesen. FT hatte eine Reihe anderer Übernahmen in der Pipeline, die TDC-Eigner prüften einen Börsengang und führten Gespräche unter anderem mit der Deutschen Telekom. So standen die Gespräche mehrmals kurz vor dem Abbruch. «Demonstratives Desinteresse und Türenknallen gehörten dazu», sagt ein Involvierter. Aber die Logik des Deals und der Druck der jeweiligen Firmenchefs brachten beide Seiten immer wieder an den Verhandlungstisch.

Nachdem Alder im November 2008 überraschend durch Henrik Poulsen abgelöst worden war, herrschte monatelang Funkstille. Erst im Frühling 2009 kamen aus der TDC-Zentrale wieder zaghafte Signale, eine Lösung für Sunrise suchen zu wollen. Im Sommer wurde das Interesse klar: Die Schweizer Orange-Tochter musste in ihren Reports nun deutlich mehr Detailzahlen nach Paris liefern. Doch die Gespräche kamen nicht vorwärts. Knackpunkte waren die Bewertung, die Strukturierung der Finanztransaktion und die Frage, wie man auf ein etwaiges Nein der Wettbewerbsbehörden reagieren sollte. Erst am 8.  September kam Bewegung in die Sache: An diesem Tag vereinbarte FT mit der Deutschen Telekom, die Aktivitäten in England zusammenzulegen. Die Kooperation war Cash-neutral, gab damit Finanzmittel frei für den Milliardendeal mit TDC – und Managementkapazität für ernsthafte Verhandlungen.

Nun einigte man sich auf eine erste Buchprüfung. Als im Oktober wie geplant Andreas Wetter ins Orange-Präsidium wechselte, wurde sein Nachfolger als CEO, Thomas Sieber, über die Verhandlungen informiert, aber nicht involviert. Anders auf der Gegenseite: Neben Brand wurden nun auch Sunrise-CFO Christian Hütwohl und Strategie-Chef Floris Alders beteiligt. Sie mussten die Informationen für die Due Diligence liefern.

Die finalen Gespräche liefen ohne die Schweizer ab. In den ersten Novembertagen wurden sich Swantee und Pellissier mit Ovesen grundsätzlich einig. Noch in derselben Woche trafen die beiden Delegationen in Zürich ComCom-Chef Marc Furrer, um ihn zu informieren. Bis in die Morgenstunden des 25.  November wurde um letzte juristische Streitpunkte gerungen, eine Stunde vor Börsenstart ging dann die Meldung des Zusammengehens an die Medien.

Neuer VR-Präsident des gemeinsamen Unternehmens wird Olaf Swantee. Von Orange kommt ausserdem Andreas Wetter, als Dritter dürfte Bernard Izerable die FT-Mehrheit im Gremium sicherstellen. Die dänische Seite werden TDC-Chef Poulsen und Finanzchef Ovesen vertreten. Thomas Sieber ist als CEO gesetzt. Brand hat seine Mission erfüllt und muss sich einen neuen Job suchen. Darben wird er nicht: Er hat sich bei Amtsantritt in grösserem Masse finanziell an Sunrise beteiligt und kann nun die Früchte seiner Arbeit ernten.