Als Visionär bezeichnet der Duden Menschen mit «seherischen Fähigkeiten». Dass der deutschstämmige Schweizer Otto Beisheim aus Baar ZG über seherische Fähigkeiten verfügt, dokumentiert sein Lebenslauf. Der bald 81-jährige Selfmademan sah viele Entwicklungen im europäischen Detailhandel voraus – und führte die von ihm gegründete Metro AG aus kleinsten Anfängen visionär in die Weltspitze.

Früh spürte der Vollblutunternehmer Beisheim auch, dass das Bildungssystem in seiner alten Heimat in einer Sackgasse steckte: zu viele (Betriebswirtschafts-)Studenten in überfüllten Hörsälen mit Lehrplänen jenseits der praktischen Bedürfnisse. Vor mehr als zehn Jahren schon griff der Grosshändler deshalb tief in seine Privatschatulle und spendete einer damals klammen Schatten-Uni, der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung (WHU) in Vallendar bei Koblenz, umgerechnet gegen 40 Millionen Franken als Startkapital für eine spezialisierte Kaderschmiede.

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Und dies war visionär, denn in Deutschland wird zurzeit, also mehr als zehn Jahre nach Otto Beisheims Initialspende, über die zukünftige Einrichtung von Eliteuniversitäten diskutiert. Der deutsche Wirtschaftsminister Wolfgang Clement attestierte der WHU vor wenigen Tagen anlässlich eines Festaktes, dass sie sich dieses Elite-Etikett im zurückliegenden Jahrzehnt bereits verdient habe. 15 Lehrstühle gibt es inzwischen auf dem Campus am Rhein. 40 Dozenten bilden derzeit 331 Studierende in Diplomprogrammen aus.

Seit Gründung hat die nach ihrem Hauptstifter benannte Otto-Beisheim-Hochschule 954 Diplomkaufleute auf Führungsaufgaben vorbereitet. Mehr als 20 Prozent, nämlich 210 Promotionsstudenten, wechselten mit dem Doktortitel in die Wirtschaft. «Die WHU hat mit Ihrer Hilfe ihren Ruf als eine der bedeutendsten Wirtschaftshochschulen in Deutschland begründet», lobte der scheidende Rektor Klaus Brockhoff den Mäzen.

Gemeinsam mit der amerikanischen Kellogg School of Management startete die WHU vor sieben Jahren Zusatzstudien zum Master of Business Administration (MBA) für bislang gegen 330 Manager mit langjähriger Berufserfahrung. «Die beste MBA-Schule hier zu Lande», urteilt die deutsche Zeitschrift «Capital» nach Umfragen unter Personalchefs.

Ihrem grossherzigen Geldgeber verlieh die WHU nun im Oktober die höchste Auszeichnung, die eine deutsche Universität vergeben kann. Der neue Rektor Peter-J. Jost überreichte Otto Beisheim die Ernennungsurkunde zum Ehrensenator «seiner» Hochschule. Der Geehrte blieb gewohnt bescheiden, versprach den anwesenden Studenten: «Ich bin stets einer der Ihren.» WP