Die meisten Leute besitzen ein Mobiltelefon, und viele tragen es ständig bei sich, um immer erreichbar zu sein. Doch dieses subjektive Gefühl genügt im Notfall nicht. «Im Blaulichtmarkt ist das Handy nicht akzeptiert», betont Daniela Tillessen, Sprecherin von Swissphone, Samstagern. Bei Polizei und Feuerwehren, Sanitäts- und Rettungsdiensten, aber auch Militär, Einsatz- und Notfall- oder Servicezentralen brauche es die unbedingte Erreichbarkeit durch Pager (vgl. Kasten). Die kleinen handlichen Geräte piepsen sowohl tief unten in Gebäuden und in Tunnels wie auch weit hinten in den Bergtälern. Über 99% der besiedelten Fläche der Schweiz erschliesst die Funkversorgung Telepage, im Freien sogar noch mehr.

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Die Versorgungssicherheit geht weit über diejenige der Mobilfunknetze hinaus. «Das Handy ist ein Telefon und kein Alarmierungsmittel», unterstreicht Bernhard Luder von der Kantonspolizei Bern (Kapo Bern). Luder hat seit 13 Jahren die Alarmierungsorganisation für die meisten Feuerwehren des Kantons aufgebaut, aber auch die Notfallpläne für die Jungfraubahnen, Bahn 2000 oder die Expo.02 und die Schweizer Flughäfen. In der Alarmierungszentrale der Kantonspolizei Bern hängen rund 21000 Endgeräte für die Alarmierung, darunter aber nur etwa 8000 Mobiltelefone.

SMS mit Verzögerung

Im Notfall zählt jede Frau und jeder Mann. Und zwar rasch. Das gilt nicht nur bei den klassischen Rettungsdiensten. Leckt ein Ventil in der Chemiefabrik oder steigt die Tiefkühlanlage des Grossverteilers aus, entscheiden ebenfalls Sekunden, ob sich der Zwischenfall zum Unglück oder sogar zur Katastrophe entwickelt. Viele Industrieunternehmen wie auch Coop haben ihre Betriebsfeuerwehr, Sanität, Hausmeister und Betriebstechniker mit Pagern ausgerüstet. Mit dem paneuropäischen Euromessage-Standard funktioniert Paging auch grenzüberschreitend.

Alarmierung muss in jedem Fall gewährleistet sein, sogar wenn «Lothar» stürmt und Hochwasser Telefonzentralen überfluten. Und auch, wenn an Neujahr oder im grossen Stau nach der Massenkarambolage Unzählige ihre Liebsten anrufen und das Mobilfunknetz zusammenbricht. «Wir haben schlechte Erfahrungen gemacht mit SMS als Alarmierungsmittel. Teilweise gab es mehrere Stunden Verzögerung bis zur Übermittlung. Das Pager-Netz garantiert eine 100%ige Übermittlung, und dies in weniger als einer Minute», begründet Coop-Sprecher Karl Weisskopf den Einsatz.

Neben dem redundanten Pager-Netz selber bietet Swissphone bis zu drei parallele Wege: Paging über die eigenen Telepage-Netze allein oder ergänzt mit Kommunikation per Handy, Fax/Festnetztelefon oder Internet. Besonders sicher wird Paging mit der Sicherheitsfrequenz F3 und über zwei parallel und völlig unabhängig betriebene Netze, ebenfalls ergänzt durch die vorgenannten Medien. Schweizweit bestehen fünf regionale Rufzonen, die auch einzeln abonniert werden können.

Sicherheitsfrequenz F3

Seit das Familienunternehmen Swissphone 2003 die Konkurrentin All Wireless übernommen hat, besteht im Bereich Paging ein Monopol. Dabei wurde All Wireless 1999 im Zuge der Liberalisierung von der ehemaligen Telefonie-Monopolistin Swisscom ausgelagert É

Swissphone steigert die Verfügbarkeit weiter, indem sich die Funkzellen der über 500 Sendeantennen überlappen und auch die Alarmierungszentralen doppelt geführt werden. 98 bis 100% Netzsicherheit sind damit Standard.

Tempo bringt Paging, weil alle gewünschten Pager gleichzeitig parallel angerufen werden. Zu den Sicherheitsanforderungen gehört weiter die Verschlüsselung der Daten. «Nicht dass, wie in einem Fall geschehen, der Reporter einer Zeitung oft schneller am Unfallort eintraf als Polizei und Rettungsdienst», wie sich Jürg Weber von der Kapo Bern erinnert. «Ein Empfänger für etwa 150 Fr., ein normaler PC und etwas Gratissoftware aus dem Internet genügen, um unverschlüsselte Pager-Meldungen online mitzulesen.»

Pager hat Prestige verloren

«Früher haben die Leute mit Stolz ihren Pager am Gürtel getragen», erinnert sich Luder. «Heute wollen viele Leute neben dem Handy kein zweites Gerät», erfährt auch Swissphone laut Tillessen immer wieder. Doch um Paging ins Mobiltelefon zu integrieren, seien Letztere zu wenig betriebssicher. Wie speziell der Paging-Markt ist, musste auch die Swatch-Gruppe erfahren. Vor über zehn Jahren wollte sie die Welt mit dem Pager am Arm erobern doch die Swatch Beep wird schon lange nicht mehr hergestellt.

Seit langem verfügbar ist das Angebot von Digicall. Für wenig Geld erhalten Börsianer, Devisen- oder Rohstoffhändler rund um die Uhr «Real Time» Finanzinformationen innert 30 Sekunden auf ihren Pager fallweise auch bis in die Tiefgarage. Erfasst werden die sechs grössten Börsenplätze der Welt und über 250 Finanzinformationen. In 28 Menüs aufgeteilt, werden sie alle 1 bis 2 Minuten neu übermittelt. Dafür hat die Lausanner Firma ein eigenes Netz mit 90 Sendern und ausserdem über Eutelsat aufgebaut. Es deckt rund 95% des besiedelten Gebiets ab und dient damit ebenfalls verschiedenen Notfalldiensten und Alarmierungssystemen.

www.swissphone.chwww.digicall.ch