Hervorgegangen ist die heutige Panalpina Welttransport Holding AG aus der Hans im Obersteg AG, die 1935 von der Schweizerischen Schleppschifffahrtsgenossenschaft der späteren Schweizerischen Reederei AG (SRAG) übernommen wurde. Schon sehr bald wurde das Korsett der Rheinschifffahrt zu eng. 1939 wurde die Marchesi Lombarda SpA in Mailand gegründet und die britische Firma Comptons Ltd in London übernommen. 1947 gelang der Sprung nach Nordamerika, wo die Rohner, Gehrig & Co. Inc. in New York und Filialen in Kanada akquiriert wurden. Die Gruppe weitete Schritt für Schritt ihre weltweite Präsenz aus und eröffnete Niederlassungen auf allen sechs Kontinenten.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Die gesamte Logistikkette steht heute im Vordergrund

Wurden früher Transporte von Punkt zu Punkt durchgeführt, beherrscht heute das Management der gesamten Güterkette vom Rohstoff bis zum Verkaufspunkt und zum Recycling die Tätigkeiten der Logistikdienstleister. «Die globale Wirtschaft wäre ohne die Logistikbranche mit ihren Datenkommunikations-Systemen nicht möglich», stellt Bruno Sidler, CEO der Panalpina-Gruppe seit 1998, fest. Sehr früh erkannte Panalpina die Bedeutung der Informationstechnologie in der weltweiten Speditionstätigkeit. Das Unternehmen gehört zu den Pionieren bei der Entwicklung der von der internationalen Luftfrachtindustrie genutzten elektronischen Plattform GF-X.

Bereits in den 70er Jahren charterte Panalpina Flugzeuge, um ihren Kunden jederzeit die nötigen Luftfrachtkapazitäten anbieten zu können. Die Gründung der Air-Sea-Broker (heute ASB-Air) auf Initiative des damaligen Konzernleiters Gerhard Fischer bildete das Fundament für den zentralen Kapazitätseinkauf und die Netzwerkplanung der Panalpina-Gruppe.

Ein weiterer wichtiger Expansionsschritt war die Übernahme der texanischen J.P.-Harle- Gruppe Ende der 70er Jahre durch Fischer. Letzterer prägte denn auch während vieler Jahre die schrittweise Expansion der Panalpina auf der ganzen Welt.

Fokussierung auf die Luft- und Seefracht

Ende der 80er Jahre entschloss sich Fischer, aus den europäischen Landverkehren auszusteigen und die Gruppe strategisch auf die Geschäftsfelder der Luft- und Seefracht zu fokussieren sowie das zukunftsträchtige Oil & Gas-Geschäft auszubauen. Heute zählt die Panalpina-Gruppe mit ihren Kompetenzen in den Kernindustrien High-tech, Automotive, Health Care und Retail & Fashion sowie dem Bereich Oil & Gas zu den führenden Logistikkonzernen der Welt. «Wir werden auch in Zukunft weiter in Menschen und Märkte investieren», betont CEO Bruno Sidler, wobei er anfügt, dass geographisch Asien und Nordamerika im Vordergrund stehen.

Die Ansprüche der Kundschaft an die Logistikdienstleister werden in Zukunft weiter ansteigen, der globale Warenaustausch stellt immer komplexere Anforderungen an die Logistiker. Gleichzeitig steigen die Warenvoluminas und damit der Zwang zur Optimierung der Transportrouten weltweit. Vor allem Asien und hier vor allem die Länder China und Indien rückt in den kommenden Jahren stärker in den Mittelpunkt der Aktivitäten vieler Industrieunternehmen. Panalpina hat sich denn auch früh im Reich der Mitte engagiert und verfügt heute über die notwendigen Lizenzen, um dort selbstständig zu handeln. Daneben wird aber auch Osteuropa nicht aus den Augen verloren, denn auch diese Märkte werden wegen der EU-Erweiterung zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Ein Börsengang ist derzeit für Panalpina kein Thema

Heute gehört Panalpina, zu 100% im Besitz der Ernst-Göhner-Stiftung, zu den vier weltweit führenden Anbietern von Transport- und Logistikdienstleistungen, wobei man sich auf die interkontinentale Luft- und Seefrachtspedition sowie die damit verbundenen SupplyChain-Management-Lösungen konzentriert. Im Fokus stehen globale, integrierte und auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden zugeschnittene Tür-zu-Tür-Transportlösungen.

Das nicht börsenkotierte Unternehmen erzielte im ersten Halbjahr 2004 einen Umsatzanstieg von 15% und wird für das Geschäftsjahr 2004 einen deutlich höheren Konzerngewinn als im Jahr 2003 (108,1 Mio Fr. ) ausweisen. Ein Börsengang ist derzeit allerdings kein Thema für Panalpina. Solange man die notwendigen Investitionen mit den vorhandenen Mitteln bezahlen kann, ist der Gang an die Börse für das Panalpina-Management kein prioritäres Vorhaben. «Man soll allerdings nie Nie sagen», meint VR-Präsident Fischer.



Nachgefragt: «Warum nicht mit Luftfrachtraum handeln?»

Bruno Sidler, CEO der Panalpina Welttransport AG, zur Entwicklung im Speditionsbusiness.

Panalpina gehört zu den vier grössten Anbietern im weltweiten Luft- und Seefrachtgeschäft. Die unmittelbaren Konkurrenten wachsen durch Expansion. Wird Panalpina als nicht börsenkotierte private Unternehmung auch in Zukunft im Konzert der Grossen mithalten können? Wir sind sehr zuversichtlich, unseren Spitzenplatz auch in Zukunft halten zu können. Zum einen vertrauen wir auf unsere bewährten Fähigkeiten, aus eigener Kraft zu wachsen. Zum anderen gibt es nur noch eine sehr beschränkte Anzahl grosser Übernahmekandidaten, die von Konkurrenten akquiriert werden könnten.

Panalpina setzt im Bereich der Logistikdienstleistungen im Gegensatz zu Konkurrenten bewusst nicht auf eigene Anlagen oder Fahrzeuge. Ist dies auch in Zukunft die richtige Strategie? Das wird so sein, wobei Ausnahmen die Regel bestätigen. Dies trifft auf Länder zu, in denen es uns nicht möglich ist, über zuverlässige Partner Büroräume, Umschlagseinrichtungen und Fahrzeuge in der nötigen Qualität zu kontraktieren.

Sie haben kürzlich in einem Vortrag am Air Cargo Forum den Vorschlag gemacht, den Luftfrachtraum als Commodity zu handeln. Was meinten Sie damit genau? Ich habe versucht, an die Airlines zu appellieren, ihre aufwendigen Vertriebsstrukturen samt Produktemanagement für Luftfracht zu überdenken. Die Frachtraten werden klar von Angebot und Nachfrage diktiert. Alles andere ist Wunschdenken. Der Spediteur, der nebenbei bemerkt immer noch 95% der Luftfracht kontrolliert, managt die Schnittstellen zur Verladerschaft und schneidert die Komplettlösungen von Haus zu Haus. Luftfrachtraum ist eine hochverderbliche Ware, leerer Platz ist buchstäblich verlorenes Geld. Maximale Auslastung zu niedrigsten Transaktionskosten ist der Schlüssel zum Erfolg. Eine Weiterentwicklung der im Ansatz vorhandenen Buchungs- und Kapazitätsmanagement-EDV-Systeme könnte eines Tages zu einem Handel mit Luftfrachtraum à la Chicago Mercantile führen. Wir handeln mit Schweinebäuchen und Orangensaft, warum nicht mit Luftfrachtraum?