Die Schweiz gehört mit einem Verbrauch von 252 Kilogramm pro Kopf zu den wichtigsten Nachfragern von Papier und Karton. Sie wird nur noch durch Belgien und einige nordische Staaten übertroffen. In der zweiten Liga der Papierverbraucher spielen vor allem unsere Nachbarn; die rote Laterne tragen die Südeuropäer. Die Korrelation zum Bruttosozialprodukt könnte deutlicher nicht sein. Dies heisst aber nicht, dass diese Länder für die Schweizer Papier-und Kartonbranche uninteressant sind. Im Gegenteil. Die Nachfrage aus den südlichen Ländern hat sich in den letzten fünf Jahren praktisch vervierfacht.

Die wichtigsten Schweizer Anbieter sind vorwiegend exportorientiert. Attisholz, einziger Schweizer Hersteller von Zellulose, führt 80% seiner Produktion aus. M-real Biberist AG, grösster Branchenvertreter und unter anderem Hersteller von holzfrei gestrichenen Papieren, wie sie für Werbung und Geschäftsberichte gebraucht werden, ist zu 85% vom Export abhängig.

Die Schweizer Papierhersteller haben zwischen Januar und November 2002 Papier- und Kartonwaren im Wert von gut 3 Mrd Fr. ausgeführt. Das sind 4% weniger als in der Vorjahresperiode; mengenmässig waren es knapp 6% mehr. Dies lässt darauf schliessen, dass die Produktion kaum gedrosselt worden ist, um die Preise künstlich hochzuhalten.

*Gut ausgelastet*

Die gegenwärtige Produktionsauslastung beziffert Jürg Müller, CEO von M-real Biberist, auf zwischen 80 und 90%. Wie er sind die meisten Befragten nach wie vor mit dem Ausstoss, aber nicht mit den Margen zufrieden. Er veranschlagt den Margenrückgang auf «weniger als 5%».

Trotz der guten Auslastung kämpfen die exportorientierten Schweizer Papierhersteller mit widrigen Umständen. Die schlechte Währungssituation und die steigenden Transportkosten schlagen negativ zu Buche. Dazu kommen die bereits angesprochenen Anforderungen an eine erhöhte Flexibilität, wenn der Druck auf die Preise steigt. Denn sobald bekannt ist, dass Zellstoff günstiger eingekauft werden kann, wollen die Abnehmer daran partizipieren. Dies untermauert Helmuth Elkuch, CEO von Sihl. Vor einem Jahr hat er für eine Rolle Papier in den USA 220 Fr. bekommen - jetzt sind es noch 175 Fr.

Den Preisdruck spüren auch die auf den Heimmarkt fokussierten Hersteller von Zeitungspapier. Sie sind zwar nicht auf Zellulose, sondern auf Altpapier angewiesen. Trotzdem haben sie Einbrüche zu verzeichnen. Hans Schaller, CEO der Perlen Papier AG, und Ulrich Peter, stellvertretender Werksleiter der Papierfabrik Utzenstorf, beziffern den Nachfrage-Rückgang im vergangenen Jahr auf 7 bis 10%; jener der Preise für Zeitungspapier dürfte nach ihren Schätzungen etwa gleich hoch sein. Ihnen macht die schleppende Nachfrage im Inseratebereich und dort speziell bei den Stellenanzeigen zu schaffen. Beim Werbedruck sieht Schaller dagegen Morgenröte: «Kluge Unternehmen werben auch, wenn es ihnen nicht so gut geht.» Preissenkungen sind aber trotzdem an der Tagesordnung: «Konnten 2001 noch Aufschläge gemacht werden, mussten wir 2002 die erste und 2003 bereits die zweite Reduktion an der Preisfront durchführen», sagt Peter.

*Nischenplayer im Vorteil*

Am besten positioniert sind die Anbieter von Spezialitäten in eher kleineren Mengen wie etwa die Ziegler Papier AG. Bernhard Ziegler fertigt Papier vor allem für spezielle Kunden an. Aber auch er verhehlt nicht, dass sein Unternehmen derzeit mit Preisreduktionsforderungen konfrontiert wird. Auf Spezialitäten gesetzt hat auch Landqart. Dieses Unternehmen fertigt Sicherheitspapiere an, die für Banknoten, Tickets, Cheques oder Visa benötigt werden. «Wir hatten einen 20%igen Zuwachs», freut sich CEO Alfred Rutz. Er räumt aber ein, dass im grafischen Bereich - etwa bei den farbigen Papieren - ein Rückgang von rund 5% verzeichnet worden ist. Dies erklärt auch, dass Attisholz gemäss CEO Gunnar Vikström zunehmend auf spezielle Anwendungen von Zellulose ausweichen will.

Ein ungebremstes Hoch erlebt Hakle Kimberly Schweiz. CEO Andreas Kistler kann sich die Hände reiben. Toilettenpapier, Windeln und Damenbinden werden auch in Zeiten gebraucht, in denen das Haushaltbudget schmäler wird. «Das gehört zum Komfort, auf den niemand verzichten will. Daher bin ich kein repräsentatives Beispiel für unsere Branche.» In einem Punkt ist Hakle Kimberly Schweiz aber doch repräsentativ für die Branche: Das Unternehmen wird, wie die Hälfte der Verbandsmitglieder, von Ausländern beherrscht. Utzenstorf gehört dem finnischen Konzern Myllykoski, Biberist der finnischen M-real, Attisholz wird vom norwegischen Konzern Borregaard beherrscht, Landqart gehört der Mercer International Inc., und die Packaging Switzerland gehört zum schwedischen SCA-Konzern.

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