Diese Woche geht Pheramor live – die Partnersuche nach Genen. Das amerikanische Startup hat bereits mehrere Tausend Singles aus dem Raum Houston in seiner Kartei. Sie alle haben Speichelproben zur Gen-Sequenzierung eingeschickt – in der Hoffnung, über Pheramor den genetisch perfekt passenden Partner zu finden. Aufgrund der genetischen Analyse werden den Nutzern andere Sigles mit Gen-Kompatibilitätswerten zwischen 0 und 100 Prozent angezeigt.
Das Unternehmen rühmt sich auf seiner Website, dass «keine andere Dating-Plattform von einer ähnlich leistungsfähigen und präzisen Technologie» unterstützt werde. Dies allerdings ist wissenschaftlich hoch umstritten. Zwar deuten einige Studien darauf hin, dass Menschen den Geruch eines Partners bevorzugen, der Gene hat, die den eigenen unähnlich sind. Wir können uns also «gut riechen», wenn wir nicht ähnlich riechen. Aber: In der Partnerwahl ist der Geruch nur ein Faktor unter vielen. Pheramor will deshalb nicht nur die Gene seiner Nutzer haben, sondern auch Zugang zu möglichst vielen Social-Media-Accounts wie Facebook oder Instagram, um die Partnersuche zu verfeinern.
«Unglaublich verfrüht»
Im Biotech-Online-Portal «Stat» kritisiert Genetiker Jim Evans von der University of North Carolina Pheramor deutlich: «Ja, es gibt Studien, die darauf hindeuten, dass es in bestimmten Situationen einen gewissen Grad an Selektion unter den Partnern gibt, die von bestimmten Genotypen abhängig sein können.» Der Experte ergänzt aber: «Dass man diese Genotypen aber verwenden kann, um Leute zusammenzubringen, die kompatibel sind, ist unglaublich verfrüht. Es gibt wirklich keine Grundlage, um zu glauben, dass dies erfolgreich sein würde.»
Asma Mirza, Mitbegründer und Chef von Pheramor, entgegnet der Kritik, dass sein Unternehmen nicht behaupte, dass die «Genetik das A und O» der Partnersuche sei. Man versuche aber, Anziehung und Interessen von potenziellen Partnern zu quantifizieren. Und das mache das Dating viel effizienter als bei anderen Apps, die nur nach Alter und Standort filtern würden. «Wollen wir damit sagen, dass du deinen Seelenverwandten finden wirst? Nein, das wollen wir nicht», sagt Mirza. «Aber wir sagen, dass du besser informierte Entscheidungen treffen und wahrscheinlich weniger schlechte erste Dates haben wirst».
Der erste Monat bei Pheramor kostet aktuell 16 Dollar – Genanalyse inklusive. Demnächst wird der Preis auf 20 Dollar erhöht. Jeder weitere Monat soll 10 Dollar kosten. Benannt ist Pheramor nach den Pheromenen. Das sind Stoffe, die viele Tiere auf der Suche nach einem Fortpflanzungspartner absondern.
Vorerst ist Pheramor erst in Houston aktiv. Die Firma plant, den Service noch dieses Jahr auch in Austin und Boston anzubieten. Über internationale Expansionspläne ist derzeit nichts bekannt.
Eine ganze Reihe von Lifestyle-Gentests
Pheramor versucht, eine Generation von jungen Berufstätigen zu erreichen, die auch zur Zielgruppe einer Reihe anderer Anbieter von Lifestyle-Gentests gehören. Die Unternehmen versprechen Erkenntnisse, wie man richtig essen, Gewicht verlieren und sportliche Höchstleistungen erreichen kann. Es gibt sogar einen Weinlieferservice namens Vinome, der Sorten von Pinot Grigio und Cabernet Sauvignon auf die eigene DNA zuschneidet.