Die Schweizer Wirtschaft wird in zehn Jahren auf Arbeitskräfte im Pensionsalter angewiesen sein nicht aber heute. Solange der Aufschwung sich nicht auf den Arbeitsmarkt niederschlägt, sind die Stellen gefragt, die durch Pensionierungen frei werden. Wegen der Erhöhung des ordentlichen Frauenrentenalters von 63 auf 64 Jahre ab diesem Jahr bleiben schätzungsweise 15000 Arbeitsplätze ein zusätzliches Jahr besetzt. Der Beschluss geht auf die Zustimmung des Volkes zur 10. AHV-Revision von 1995 zurück.

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Wenige Rentenvorbezüge

Vom betroffenen Jahrgang 1942 sind bei der AHV 35000 Schweizerinnen eingetragen, wie Anton Streit, Vizedirektor des Bundesamts für Sozialversicherung, erklärt. Bei einer Frauenerwerbsquote von 60% bei Alter 60 arbeiten im Alter von 63 Jahren schätzungsweise noch über 15000 Frauen. Frauen, die in diesem Alter noch arbeiteten, seien nicht diejenigen, die viel verdienten, sagt Giorgio Pardini von der Gewerkschaft Kommunikation. «Viele werden lieber erwerbstätig bleiben, anstatt lebenslänglich eine gekürzte Rente in Kauf zu nehmen.» Die Kürzung beträgt bis 2009 für ein Jahr 3,4% und für zwei Jahre 6,8%.

Dass so viele Frauen ihre Jobs ein Jahr länger als sonst behalten, ist eine schlechte Nachricht vor allem für die jungen Arbeitslosen, die im Dienstleistungssektor, wo viele Frauen beschäftigt sind, Fuss fassen wollen. Die Jugendarbeitslosenquote lag 2004 bei rekordhohen 5,1%, und eine Entspannung ist noch nicht in Sicht. Pardini räumt zwar ein, dass viele Ältere dank ihrer Erfahrung beliebte Arbeitskräfte seien. Doch er kritisiert, dass durch diese Rentenaltererhöhung zum einen die Sockelarbeitslosigkeit erhöht werde. «Zum anderen verhindern die Frauen, die weiter arbeiten, dass Junge ins Erwerbsleben einsteigen können.»

Im Detailhandel hätten viele Frauen wegen dem zunehmenden Leistungsdruck bereits in den letzten Jahren grosse Mühe gehabt, bis zum bisherigen ordentlichen Rentenalter durchzuhalten, sagt Robert Schwarze, Unia-Gewerkschafter.

Bei der Post beispielsweise arbeiten rund 150 Frauen mit Jahrgang 1942. Darüber, wie viele davon weiterarbeiteten, konnten keine Auskünfte gegeben werden. Weil die Post weiter Stellen abbauen müsse, würden die Abgänge sowieso nicht in jedem Fall ersetzt, sagt Post-Sprecher Oliver Flüeler. Wegen weiterhin vorhandenen Überkapazitäten zögern die Firmen generell mit Neueinstellungen. Umso wichtiger wäre es, dass durch Pensionierungen Stellen frei würden.

Anmeldung eilt

Laut Susanne Erdös, Zentralsekretärin des Kaufmännischen Verbands, werden sich die betroffenen Frauen der Änderungen erst langsam bewusst. Diejenigen, die trotz Kürzungen weiterarbeiten wollen, müssen jetzt handeln: Konkret müssen Frauen, die ihren 63. Geburtstag diesen Monat feiern, die Anmeldung für einen Rentenvorbezug bis 31. Januar eingereicht haben. Denn der Rentenvorbezug muss zum Voraus bei der für den Wohnort der versicherten Person zuständigen AHV-Zweigstelle beantragt werden. Eine rückwirkende Anmeldung zum Rentenvorbezug ist ausgeschlossen.