Anfang August stellte sich René Kamm den Medien. Es war sein letzter Auftritt als Chef der MCH Group. Insgesamt arbeitete er fast 20 Jahre bei der Messe Basel, Messe Schweiz und der MCH Group, seit 2003 war er als CEO tätig.
Die Trennung erfolge «einvernehmlich», hiess es damals. Kamm habe gespürt, dass der Verwaltungsrat «nicht mehr so zufrieden» sei mit der Leistung des Unternehmens. Er stünde dem Unternehmen «bei Bedarf» weiterhin zur Verfügung, hiess es im Communiqué.
Eiligst gefällter Kündigungsentscheid
Wie gross das Zerwürfnis zwischen Messechef und dem Verwaltungsrat tatsächlich war, zeigt nun das Protokoll des Verwaltungsratsbeschlusses. Eine Kopie davon ist beim Handelsregister des Kantons Basel-Stadt hinterlegt. Das Dokument zeugt von einer einseitigen Vertragsauflösung, die ausserdem überstürzt gefallen ist.
War Anfang August noch von einem Rücktritt die Rede, ist das Wort im Protokoll nirgends zu finden. Dem «James Bond der Manager» (TagesWoche) wurde gekündigt. Die Vetragsauflösung erfolgte auf Grundlage eines Zirkularbeschlusses des Verwaltungsrats vom 1. August. Nur drei Tage vorher verkündete Swatch-Chef Nick Hayek den Bruch mit der Uhren- und Schmuckmesse Baselworld.
«Per sofort freigestellt»
Der eiligst gefällte Kündigungsentscheid wurde nachträglich an einer ausserordentlichen Sitzung des Verwaltungsrats der MCH Group genehmigt. Ort: Messeturm Basel, Sitzungszimmer Paris. Anwesend waren alle elf Mitglieder des strategischen Gremiums und fünf Top-Manager der MCH Gruppe.
Der Chefjurist führte Protokoll. Der Wortlaut ist eindeutig. «CEO René Kamm wir per Ende August 2018 mit der vertraglichen Kündigungsfrist von sechs Monaten gekündigt», heisst es darin. «Nach der Medienkonferenz vom 3. August 2018 wird er per sofort freigestellt (...).» Das klingt weniger versöhnlich als die Worte, welche die Messebetreiberin im Communiqué gewählt hat.
Was war es nun wirklich: Rücktritt oder Kündigung? «Beides hat seine Richtigkeit», sagt MCH-Kommunikationschef Christian Jecker.