Der Pionier moderner Management-Theorien, der Wirtschaftsexperte Peter F. Drucker, starb vor einigen Tagen in seinem Haus in Claremont (Kalifornien) an Altersschwäche. Seit seiner ersten Arbeit über das «Concept of the Corporation» in den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts galt Drucker als Visionär für Innovationen und Strategien in modernen Unternehmen.

«Unproduktiver Haufen»

Das Buch hatte Drucker geschrieben, nachdem er General Motors im Zweiten Weltkrieg zwei Jahre lang von innen intensiv untersucht hatte. Mit diesem Bestseller und vielen folgenden Werken wurde Drucker der wohl bekannteste Unternehmens- und Organisationsberater. Drucker geniesst in den USA und in Japan eine Art Kultstatus.

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Druckers Grundthese lautete, dass motivierte Mitarbeiter der Schlüssel zum Erfolg eines jeden Unternehmens seien. Gutes Marketing und Innovationen seien wichtiger, man dürfe nicht nur auf den Gewinn achten. Seine Motivationstechniken wurden von grossen US-Unternehmen wie Intel, Sears und Roebuck angewendet. Der frühere Intel-Chef Andy Grove sagte, Druckers klar verständliche Handlungsanweisungen hätten die wirtschaftliche Praxis nachhaltig beeinflusst «in unzähligen alltäglichen Situationen».

Er hielt nichts von rein profitorientiertem Wirtschaftsgebaren. Die Börsenhändler an der Wall Street bezeichnete er als «unproduktiven Haufen, der auf leicht verdientes Geld aus ist». Wenn der Punkt erreicht sei, an dem die Broker mehr Geld machten als die Investoren, sei das ein Vorzeichen für einen Crash.

Vom Börsencrash im Oktober 1987 zeigte er sich nicht überrascht nicht aus wirtschaftlichen, sondern aus ästhetischen und moralischen Gründen: «Wenn Schweine sich im Trog suhlen, ist das immer ein widerliches Spektakel und man weiss, es kann nicht lange anhalten.»

Das US-Wirtschaftsmagazin «Business Week» bezeichnete Drucker als den «beständigsten Denker unserer Zeit». Das Magazin «Forbes» berichtete noch 1997 über ihn unter der Schlagzeile: «Noch immer der jüngste Kopf.» Vor drei Jahren wurde Drucker mit einer der höchsten zivilen Auszeichnungen der USA geehrt der Freiheitsmedaille des Präsidenten.

Drucker beriet nicht nur Grosskonzerne, sondern auch kleine und mittlere Unternehmen sowie die Regierungen der USA, Kanadas und Japans. Er stellte die soziale Verantwortlichkeit der Manager immer in den Vordergrund und kritisierte exorbitante Bezüge von Unternehmensbossen, Exzesse an den Börsen und andere Missstände. Menschen seien die wertvollsten Ressourcen der Unternehmen, betonte er immer wieder. Drucker sah die Aufgabe der Manager darin, die Mitarbeiter anzuleiten und ihnen dann viel Spielraum bei ihren Aufgaben zu geben.

In den vergangenen Jahren konzentrierte er sich stark auf die Arbeit für gemeinnützige Organisationen. Drucker erhielt zahlreiche Ehrendoktortitel von Universitäten in aller Welt. Er ist einer der wenigen «Management-Gurus», die nicht nur über ein paar wenige Jahre hinweg Bedeutendes zu vermitteln wussten; er veröffentlichte über viele Jahrzehnte hinweg Texte und Bücher mit echter Relevanz und von hoher Qualität. (hz)