Von der aktuellen Krise des weltweit grössten Pharmakonzerns will sich Petra Danielsohn-Weil, die neue Geschäftsführerin von Pfizer Schweiz, nicht beeinflussen lassen. «Es kommt immer wieder vor, dass sich Unternehmen in fordernden Phasen befinden», sagt sie – gibt aber zu, dass sich Konzern und Organisationsstruktur «noch stärker» auf die Bedürfnisse der Kunden orientieren müssten. Gleichzeitig meint sie: «Es ist eine Realität, dass die Erforschung neuer Medikamente ein Risikogeschäft ist. Innovationen sind nicht umsonst zu erhalten.» Es irritiere sie, dass dies nicht nur der breiten Bevölkerung, sondern auch den Spezialisten nicht immer klar genug sei, hält sie im Gespräch fest.
Bis Ende 2008 will Jeffrey Kindler, Chef und Verwaltungsratspräsident von Pfizer, weltweit 10000 Stellen streichen (10% der Belegschaft) und die Forschungs- und Entwicklungsabteilung neu organisieren. Gleichzeitig muss er einen neuen Finanzchef und einen neuen Forschungschef suchen. Mehrere wichtige Medikamente von Pfizer verlieren bald ihren Patentschutz. Nun muss der Konzern rasch neue Produkte lancieren, um die damit verbundenen Umsatzeinbussen wettzumachen. So ist der Cholesterinsenker Lipidor nur noch bis 2011 durch ein Patent geschützt; er ist für 25% des gesamten Umsatzes von Pfizer verantwortlich. 2006 betrug der Umsatz des weltweit grössten Pharmakonzerns über 48 Mrd Dollar.
Schweiz nicht betroffen
Die Schweizer Niederlassung mit Sitz in Zürich und rund 240 Mitarbeitern ist von diesen Umstrukturierungen nicht betroffen. Trotzdem hat die Länderchefin in ihren ersten sechs Arbeitsmonaten die Organisation umgebaut. «Eben haben wir den Aussendienst neu organisiert. Jeder Arzt wird nicht mehr von sechs bis acht unserer Vertreter besucht, sondern nur noch von drei.» Dies ergibt zwei bis drei Besuche pro Jahr von je 30 Minuten Dauer.
Die neue Organisation war mit dem Abbau von einigen Stellen verbunden. Auch bei Marketing und Aussendienst fielen Jobs weg. «Dafür haben wir die Bereiche Preisgestaltung und Kundenmanagement ausgebaut.» Insgesamt sei es deshalb zu keinem Stellenabbau gekommen. Und weil das Unternehmen damit rechne, sowohl 2007 als auch 2008 jeweils vier bis fünf neue Medikamente einzuführen, könnten bald wieder einige zusätzliche Arbeitsplätze entstehen. Petra Danielsohn-Weil schätzt den Freiraum, der den einzelnen Ländergesellschaften von Pfizer gewährt werde. «Diese grosse Autonomie zeigt sich auch darin, dass wir in die Ausarbeitung des neu gestarteten Forschungsabkommens über Herz-Kreislauf-Krankheiten mit der Universität Zürich involviert waren», sagt sie. Weil die Schweizer Forscher einen guten Ruf geniessen, geht sie davon aus, dass solche Kooperationen weiter ausgebaut werden können. Bereits jetzt arbeite Pfizer mit vielen Schweizer Unis.
Koordination in Zürich?
Die 47-jährige Deutsche, die seit 1998 für Pfizer arbeitet und nun mit ihrem Ehemann in die Schweiz gezogen ist, hat für die hiesige Ländergesellschaft noch weitere Ausbaupläne: «Bis jetzt sind die verschiedenen europaweiten Konzernfunktionen in New York, Paris, London und Karlsruhe angesiedelt. Natürlich würde es mich freuen, wenn auch Zürich dabei wäre, denn dies wäre sicher auch ein geeigneter Standort dafür», hält sie fest.