Die Planzer AG, mit mehr als 1000 Lastwagen der grösste Transporteur auf Schweizer Strassen, übernimmt den Stückgut-Transport der Waadtländer Friderici SA. «Das Zusammenrücken in der Branche wird unumgänglich», erklärt Nils Planzer von der Geschäftsleitung zum Deal.
Der Branchenriese setzt mit der jüngsten Akquisition eine längere Einkaufstour fort. Er hat in den letzten Jahren bereits einige mittlere Firmen geschluckt. «Im Falle von Friderici waren wir nicht aggressiv auf der Suche, vielmehr haben sich die Waadtländer selber aktiv nach einem Käufer umgesehen», stellt Planzer klar.
Synergien mit Konsequenzen
Friderici stösst damit seinen mit 170 Lastwagen grössten, aber gemäss Direktor Jean-Paul Friderici auch unrentabelsten Geschäftsbereich ab. Genaue Zahlen gibt das Familienunternehmen zwar keine bekannt. Der Chef spricht aber von einem bislang «turbulenten Geschäftsjahr 2003». Friderici will sich künftig auf Spezialtransporte (Schüttgut, Krane, Kehricht) und Industrieumzüge konzentrieren.
Planzer kann mit dem Geschäft seine Stellung in der Westschweiz weiter ausbauen und prüft im Moment mögliche Synergien. In Embrach ZH dürften die beiden bislang separaten Standorte zusammengelegt werden. In Möhlin wird der bisherige Friderici-Standort auf ein Lager reduziert. Die Transporte werden künftig über Planzer in Basel abgewickelt. Über die personellen Konsequenzen will Nils Planzer noch keine Details verraten. «Wir werden Stellen abbauen, aber wie viele, ist noch nicht klar.»
Der Deal Friderici/Planzer hat in der Branche grosses Erstaunen ausgelöst. «Da ist nicht ein Kleiner, sondern ein Grosser von einem noch Grösseren gefressen worden», zeigt sich Heini Egger, Präsident der Fachgruppe Überlandverkehr der Astag und selber Transportunternehmer, überrascht. Die Logistiker spürten die Wirtschaftsflaute, und der Markt sei nach einem schlechten 2002 nochmals härter geworden, meint Astag-Sprecher Beat Keiser zu den Hintergründen der Übernahme. Er spricht vor allem im Stückgut-Segment von einem «Penny-Markt».
Nebst Überkapazitäten und ruinösen Preisen machen den Transporteuren neue Bestimmungen bezüglich der Arbeits- und Transportsicherheit sowie strengere behördliche Kontrollen der Fahrzeugflotten zu schaffen. Es sind alles Massnahmen, welche die mit der LSVA bereits angeheizten Kosten in die Höhe treiben. «Der extremste Kostentreiber aber ist der Verkehr selber», sagt Nils Planzer. Er denkt dabei nicht etwa an den Gotthardstau. Am meisten Zeit verlieren die Stückgut-Transporteure in den verstopften Agglomerationen. «Um hier die Rentabilität zu halten, müssten wir in diesem Jahr die Preise um 3% erhöhen», rechnet er vor. Das ist aber illusorisch, weil Angebot und Nachfrage auseinander klaffen. Planzer wird zwar in diesem Jahr seinen Umsatz steigern können, aber ohne Akquisitionen würde man ein Minus erleiden. Planzer spricht von 8% einer Zahl, die für die gesamte Branche repräsentativ sein dürfte. «Überkapazitäten und weniger Transportvolumen, da wird um jede Tonne gekämpft», bringt Egger die Situation auf den Punkt.
Im Verdrängungskampf liegen die Chancen kleinerer Unternehmer in Nischen. Spezialisten mit kompletten Logistik-Angeboten, die sich nicht aufs Transportieren beschränken, können am ehesten noch Geld verdienen. «Im Stückgutverkehr hingegen braucht es eine lückenlose Flächendeckung», so Keiser. Nur so könnten die Transporte optimiert, Leerfahrten vermieden und Zeitverluste begrenzt werden. Mindestens 50 Fahrzeuge braucht es, um gesamtschweizerisch im Stückgutverkehr bestehen zu können. Das Transportgewerbe ist aber kleingewerblich strukturiert, und viele Firmen verfügen über Flotten von bloss 10 bis 20 Lastwagen. Für diese scheint es im Überlebenskampf auf den Schweizer Strassen mittelfristig kaum mehr Platz zu haben.
Bertschi setzt auf Bahn
Eine Erfolgsstory
Auch international gilt:Überleben werden nur die grossen Logistiker. Zu den Gewinnern zählt die Bertschi AG aus Dürrenäsch (AG), ein Spezialist für Flüssig- und Silotransporte mit einem europaweiten Netz eigener Bahnterminals. Die Aargauer verschieben wenig terminsensible Massengüter über weite Distanzen fast ausschliesslich auf der Schiene. Erst die Feinverteilung auf den Inlandmärkten übernehmen die Lastwagen. Innert einem Jahr ist die Bertschi-Flotte von 650 auf 750 Fahrzeuge und die Zahl der Container von 4000 auf 5000 angestiegen. «Wir profitieren davon, dass wir schon länger auf den kombinierten Verkehr in ganz Europa setzen», erklärt der für die Logistik verantwortliche Daniel Scheidegger das antizyklische und für die Branche atypische Wachstum. Das Erfolgsbeispiel Bertschi lässt sich jedoch nicht auf die Schweiz übertragen. «Bei der Feinverteilung in den Agglomerationen gibt es keine Alternative zum Lastwagen», verdeutlicht Heini Egger. Der kombinierte Verkehr werde erst ab «unschweizerischen» Distanzen von 300 Kilometern und mehr attraktiv. (ps)