Bruno Planzer ist ein reservierter Mann. Deshalb gilt es die Ohren zu spitzen, wenn er sein jüngstes Projekt schwärmerisch als «historischen Meilenstein» und «dicken Brocken» beschreibt. Gemeint ist die mit 90 Mio Fr. grösste Einzelinvestition in der knapp 70-jährigen Unternehmensgeschichte. Das will bei der zur nationalen Branchenspitze gehörenden Planzer Transport AG etwas heissen. In Pratteln, vor den Toren Basels, wächst seit Juli 2004 in einem 50000-m2-Areal eine in ihrer Konfiguration seltene Kombination aus Logistik- und Bürozentrum heran. Ihre bebaute Fläche summiert sich auf 11000 m2. Das Ungewöhnliche daran: Der siebenstöckige Officeblock mit 1000 m2 pro Etage ist ausschliesslich Untermietern, denen alle Optionen individueller Raumgestaltung und Möblierung offen stehen, vorbehalten.

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«Obwohl der Komplex erst Anfang Mai 2006 in Betrieb geht, ist schon mehr als ein Drittel der Büroflächen fest gebucht», freut sich VR-Präsident Bruno Planzer. Seine Wunschkandidaten sind Speditionskunden, aber auch Importeure, Exporteure, Produzenten und Händler, die ihre Geschäfte vom Bürohaus aus managen und die Betreuung ihrer Güter vom Vortransport über die Zwischenlagerung und Erbringung zusätzlicher Dienstleistungen bis zur Feinverteilung Planzer anvertrauen möchten. Zum äusseren Zeichen des neutralen Status wird der Officetrakt, inspiriert durch seinen dreieckigen Grundriss, «Triago» heissen. Dessen Infrastrukturen umfassen Kollektiveinrichtungen wie einen repräsentativen Empfangsbereich, eine Galerie, ein für Mieter und ihre Gäste bestimmtes Personalrestaurant mit Terrasse, eine Cafeteria mit separaten Sitzecken für vertrauliche Gespräche sowie komplett ausgestattete Konferenzräume.

Auch an das Wohl der Chauffeure wurde gedacht

Auch für das Wohl der Camionneure ist gesorgt: Ihnen stehen rund um die Uhr grosszügig bemessener Parkraum, eine Kantine, Duschen und Toiletten zur Verfügung. Mehr noch: Zum Gesamtkonzept gehört ein Servicekomplex mit Pkw-/Lkw-Tankstelle (Letztere für Diesel und den Harnstoff Ad Blue) plus Truckwaschanlage. Um Behinderungen der operativen Abläufe zu vermeiden, müssen alle Privatfahrzeuge der Triago-Mieter und ihres Personals in den 350 Parkplätze bietenden Untergeschossgaragen abgestellt werden. Vor dem Gebäude gibt es extra Gästeparkplätze. Wer öffentliche Verkehrsmittel bevorzugt: Die Bushaltestelle liegt nur einen Steinwurf, der Bahnhof Pratteln fünf Gehminuten entfernt.

Operatives Herzstück ist das 180 m lange, 50 m tiefe und 32 m hohe Büro- und Lagergebäude mit 38 Lastwagen-Andocktoren sowie Gleisanschluss für die Parallelabfertigung von bis zu zwölf Waggons. Es erstreckt sich zuzüglich Unter- und Erdgeschoss über acht Ebenen à 5 m Raumhöhe, davon sieben mit je 9000 m2 Lager- oder Umschlagfläche. Zum Innenleben des Terminals zählen ein (ausbaubares) 24000-m3-Kühllager, drei Palettenförderer und sechs Warenlifte à 4 t Nutzlast. Im Planzer-Bürotrakt steht für Interessenten wie die Zollbehörden, deren Beamte vor Ort stationiert sein müssen, Mietraum zur Verfügung.

Das Projekt, laut Planzer «ein schwerer Brocken, den wir ohne Partner schultern», stellt eine Zäsur in der regionalen Firmenstrategie dar. «Wir wollen konsolidieren, bündeln, verschlanken, den Modalsplit pro Schiene steigern», sagt der 62-Jährige. Die Kurskorrektur folgt dem Motto «Aus acht mach drei». Es umschreibt die Konzentration sechs eigener und zwei gemieteter Lagerhäuser im Grossraum Basel mit zusammen 110000 m2 auf drei Stützpunkte: Das neue Logistikzentrum und zwei existierende Spezialanlagen. Es handelt sich um ein 40000 m2 grosses vormaliges Ciba-Geigy-Chemielager in Birsfelden und ein 6000-m2-Pharmalager in Kaiseraugst.

Drehscheibenfunktion von Basel

Nils, der 33-jährige Sohn Bruno Planzers und VR-Delegierte, begründet die Favorisierung des Standorts Pratteln mit «Basels herausragender Bedeutung als Tor zur Schweiz, vorwiegend für Verkehre mit Deutschland, Frankreich, Benelux und den nordischen Ländern». Hinzu komme die regionale Massierung der Chemie-, Pharma- und Konsumgüterindustrie, aber auch von Handelshäusern. Das Gros dieser Betriebe sei export- und/oder importabhängig. Dem Logistikzentrum in spe attestiert Nils Planzer, der unlängst die Firmenleitung vom Senior übernahm, «optimale Anbindung ans Strassen- und Schienennetz». Diese sei umso wichtiger, als man die dort erzielbaren Bündelungseffekte dazu nutzen wolle, «den Bahntransportanteil substanziell zu steigern». Einkommendes Importsammelgut wird im Terminal entladen, zwischengelagert, für den Schweizer Markt gruppiert, kundenspezifisch konsolidiert und verteilt. Sinngemäss das Gleiche gilt für den Exportsektor: Die aus allen Teilen Helvetiens in Pratteln angelieferten Güter werden gesammelt, konsolidiert und weiterspediert.

Planzer setzt weiter auf den Schienengüterverkehr

Das Unternehmen beschäftigt in der Nordwestschweiz 220 Mitarbeitende. Bruno und Nils Planzer sind zuversichtlich, etwaigem Personalabbau durch die Akquisition neuer Kunden und den im Dispositionssektor ihres «Flaggschiffs Pratteln» erforderlichen Zwei-Schicht-Betrieb Paroli bieten zu können. Fest steht hingegen, dass ihre Flotte mit Inbetriebnahme des Logistikzentrums zu Gunsten der Schiene um mindestens zehn Fahrzeuge ausgedünnt wird. Stamm- und Grosskunden werden laut den Planzers vom Restrukturierungsprozess profitieren. Das betreffe auch die beiden gemieteten Satellitenstützpunkte am Badischen Güterbahnhof und im (dem SBB Cargo-Containerterminal Basel Wolf benachbarten) Gebäudekomplex der Umschlag AG. «Wir nehmen unsere Kunden von dort nach Pratteln mit», bestätigen sie unisono. Ursprüngliche Planspiele, das Logistikzentrum an einem dieser Standorte anzusiedeln, wurden verworfen. Dafür gab es triftige Gründe: Während das Areal am Badischen Güterbahnhof in die Hände der Messe Basel überwechselt, scheint die Zukunft der Umschlag AG unklar. Denn der seit längerem an seine Kapazitätsgrenze stossende SBB-Cargo-Komplex soll durch den projektierten UKV-Grossterminal Basel Nord ersetzt und einer anderen Nutzung zugeführt werden.



Planzer Transport AG: 45 Stützpunkte in der ganzen Schweiz

Die 1936 gegründete, seit 1966 als AG firmierende Planzer Transport mit Hauptsitz in Dietikon befindet sich in Familienbesitz. Das Unternehmen beschäftigt rund 2000 Mitarbeitende. Die Fahrzeugflotte besteht aus 750 eigenen und 350 exklusiv gecharterten Fahrzeugen. Auf insgesamt über 420000 m2 Lagerfläche kann Planzer die Bedürfnisse unterschiedlichster Branchen abdecken. Das Netz des Unternehmens umspannt 41 in- und vier ausländische Stützpunkte: Zwei in Como sowie je einen in Luxemburg und in Würzburg. Der Umsatz 2004 betrug 420 Mio Fr. Davon entfielen 70% auf nationale und 10% auf internationale Distributionslogistik sowie 20% auf Lagerlogistik. Die Planzer Transport AG ist eine der drei Cargo-Domizil-Partner, die pro Nacht landesweit 12000 Sendungen in 270 Bahnwagen spedieren; ihr Güteranteil liegt bei 70%. Planzers Strasse/Schiene-Modalsplit beläuft sich auf 65:35%. (ws)