Der Startschuss erfolgt ein Jahr nach der etappenweisen Inbetriebnahme: Am 1. Juni 2007 wird die Planzer Transport AG ihr nationales Flaggschiff, das Logistikzentrum Pratteln, offiziell eröffnen. Das Prestigeprojekt stellt mit 90 Mio Fr. die grösste Einzelinvestition in der 72-jährigen Firmengeschichte dar.



Im Vorgriff auf das wichtige Ereignis haben VR-Präsident Bruno Planzer und sein Sohn Nils, VR-Delegierter und CEO der Unternehmensgruppe, zu einer ersten Besichtigung eingeladen. Nicht nur die Modernität und die Dimensionen, sondern auch das Konzept und die Konfiguration der Gesamtanlage sind in der Schweiz ohne Parallele. Ihre technologische Ausstattung ist von hoher Qualität, die Infrastruktur und geografische Position vor den Toren Basels geradezu ideal. Das 50000-m2-Grundstück, wovon knapp ein Viertel bebaut ist, habe alle Kriterien erfüllt, die der Kaufentscheidung vorausgegangen seien, bestätigt Nils Planzer: Mindestgrösse, Citynähe sowie optimale Strassen- und Schienenanbindung.



Region Basel als Tor zur Welt



Die Favorisierung des Standorts hat triftige Gründe: Basel spielt eine herausragende Rolle als Tor zur Welt, speziell für Verkehre mit Deutschland, Frankreich, den Benelux- und den nordischen Ländern. Hinzu kommt die regionale Massierung der Chemie-, Pharma- und Konsumgüterindustrie, einschliesslich eines breiten Spektrums von Handelshäusern. Das Gros dieser Unternehmen ist export- und/oder importorientiert. Planzers Logistikzentrum Pratteln sitzt gleichsam wie die Made im (Transportgüter-)Speck.

In Pratteln wird einkommendes Sammelgut entladen, gesplittet, zwischengelagert, gruppiert, kundenspezifisch konsolidiert und feinverteilt. Sinngemäss umgekehrt funktioniert die Exportkette: Aus allen Teilen der Schweiz angelieferte Waren werden temporär eingelagert, destinationsbezogen in Behältern zusammengeführt und spediert.

Bemerkenswert ist, dass die Firma seit Inbetriebnahme des neuen Terminals ihre Truckflotte zugunsten der Bahn ausgedünnt hat. Nils Planzer machte keinen Hehl daraus, dass der konsequente Umstieg auf die Schiene «nicht nur hehren Umweltzielen, sondern auch den prekären Strassenverhältnissen» Rechnung trage. Und diese würden sich wegen steigender Verkehrsvolumina noch arg verschlechtern, prognostiziert er. Heutzutage seien die Bahnen zuverlässiger als Lastwagen. Obwohl der 35-Jährige das Lastwagen-Nachtfahrverbot und die Anfang 2008 bevorstehende nächste LSVA-Erhöhung ausblendet, dürften auch diese Handicaps bei der Orientierung pro Schiene Pate gestanden haben.

Was das Objekt – Bruno Planzer dazu: «Ein schwerer Brocken, den wir ohne Partner schultern» – vollends von der Konkurrenz abhebt, ist seine spezielle Kombination aus Logistik- und Bürozentrum. In Letzterem, einem siebenstöckigen Officeblock namens Triago, haben sich diverse Untermieter niedergelassen: Speditionskunden, Importeure, Exporteure, Produzenten und Händler, die ihre Geschäfte von dort aus steuern. Die operative Betreuung ihrer Import- und Exportgüter – einschliesslich der Erbringung zusätzlicher Dienstleistungen (Added-value services) – findet via den benachbarten Logistikterminal statt. Während Triago längst voll belegt ist, bezeichnet Bruno Planzer die Auslastung des integrierten Lager- und Bürokolosses als «gar nicht schlecht». Zurzeit werden im Tagesdurchschnitt 1500 Sendungen mit 750 t Gesamtgewicht umgeschlagen.

Obwohl dort noch reichlich Kapazitäten schlummern, tüfteln die Planzers bereits an Expansionsplänen: Auf einem angrenzenden Areal, für das sie eine Kaufoption halten, soll ein weiterer Frachthandling-Komplex entstehen. «Aber das ist noch Zukunftsmusik», bremst der Junior Fragen nach Details aus.

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Bündeln und verschlanken



Das aktuelle Grossprojekt stellt eine Zäsur in der Planzer’schen Strategie dar. «Wir müssen konsolidieren, bündeln, verschlanken, den Modalsplit pro Schiene steigern», hatte der 64-jährige Bruno Planzer schon vor zwei Jahren angekündigt. Die (seither durchgepaukte) Devise lautete «Aus acht mach drei». Sie stand für die Konzentration der Tätigkeiten sechs eigener und zweier Mietlagerhäuser im Einzugsbereich Basels auf nunmehr drei Stützpunkte. Ausser dem Standort Pratteln sind es ein vormaliges Ciba-Geigy-Chemielager in Birsfelden und ein Pharmalager in Kaiseraugst.

Operative Herzkammer des Logistikzentrums ist sein 180 m langes, 50 m breites und 32 m hohes Büro- und Lagerhaus mit 38 Lastwagen-Andockrampen sowie Gleisanschluss für die Parallelabfertigung von bis zu zwölf Waggons. Es erstreckt sich inklusive Unter- und Erdgeschoss über acht Ebenen à 5 m Raumhöhe, davon sieben mit je 9000 m2 Lager- und Umschlagfläche. Zum Terminalinterieur gehören ein (auf 24000 m3 ausbaubares) Kühllager, drei Palettenförderer und sechs Warenlifte à 4 t Nutzlast. Planzer beschäftigt in Pratteln 214 Mitarbeitende, davon 35 Vertragsfahrer.

Bruno Planzer äussert scherzhaft «die Hoffnung, dass uns dieses sechsstöckige ‹Warenhotel› der Sonderklasse noch die nächsten 100 Jahre Freude bereitet». Derlei Wünsche greifen in dieser schnelllebigen Zeit aber wohl etwas zu weit. Sie gehören schon wegen der unberechenbaren globalen politischen und wirtschaftlichen Konstellationen, insbesondere aber angesichts des rasanten technologischen Fortschritts im gesamten Transportbereich, wohl eher ins Reich der Träume.