Kostümverleih? Gedenkmedaillen-Hersteller? Domina-Ausstatter? Zuerst steht man ratlos vor dem Schaufenster der Pleco GmbH an der Lustgartenstrasse in St. Gallen. Im Schaufenster steht eine lebensgrosse Puppe, die in einer Uniform mit Schnitt und Schnörkeln aus einer längst verflossenen Zeit steckt. Um den Hals geschlungen trägt sie eine lange, lederne Peitsche, an den Händen Handschuhe. Drinnen, im Geschäft, fällt der Blick auf Vitrinen voller Mützen in den abenteuerlichsten Formen und Farben. Und schliesslich bleibt das Auge an einem Säbel hängen, dessen bauchiger Handschutz in ebenso bunten Farben leuchtet wie die Deckel der Bierhumpen in einer anderen Vitrine.

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«Der Säbel heisst Rapier», belehrt die Geschäftsführerin Franziska Zuber den Uneingeweihten, und die Peitsche um den Hals der Puppe sei eine so genannte Fuxenpeitsche. Nein, nicht zur Fuchsjagd wird sie verwendet, sondern sie dient dazu, am Stammtisch für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Füxe, Säbel, Peitsche, Stammtisch man ist in die Welt der traditionellen Studentenverbindungen eingetaucht, und die Pleco GmbH ist sozusagen das Einkaufsparadies dieser Kundschaft.

Start am Stammtisch

Angefangen hat alles, wie könnte es auch anders sein, an eben einem Stammtisch in der Runde von Couleurstudenten. Der damalige HSG-Student Jean Sacchet beschloss 1990 zusammen mit einem Partner, die überhöhten Preise für bestickte Mützen für ihre Verbindung nicht länger hinzunehmen und mit einer eigenen Produktion das kartellistische System der Mützenhersteller zu durchbrechen. Er gründete deshalb die «Plenis coloribus» zu Deutsch: In vollen Farben. In St. Gallen richtete er ein eigenes Hutmacheratelier ein und erschreckte damit die Konkurrenz. Die Produkte waren nicht nur günstiger, sondern auch von hervorragender Qualität. So dauerte es nicht lange, bis auch andere Verbindungen die Pleco für sich entdeckten. Mittlerweile ist diese heute quasi Generalausstatter für farbentragende Verbindungen.

Kunden aus dem Ausland

Hierzulande ist Pleco zum absoluten Branchenführer geworden, und immer häufiger gehen auch Bestellungen aus Deutschland und Österreich ein. Auch die ausländischen Couleurstudenten schätzen die Qualität, und die Preise haben sich als konkurrenzfähig auch gegenüber ausländischen Herstellern erwiesen trotz Produktion in der Schweiz. Zudem zeichnet sich Pleco vor allem durch individuellen Service aus. «Ich bin 24 Stunden und sieben Tage in der Woche erreichbar», betont Franziska Zuber. Und das nicht umsonst. «Zuweilen werde ich am Abend und am Wochenende angerufen, weil ein Bursche eine Bestellung vertrödelt hat.» Dann müsse Zuber auf den letzten Drücker hin einen Bierzipfel gravieren lassen, eben eines jener silbernen Plättchen am Band mit den Verbindungsfarben. Interessant: Früher, in Zeiten der Syphilis, heftete man den Bierzipfel ans eigene Bierglas, um nicht aus dem Becher des Kommilitonen zu trinken.

Swiss-Piloten tragen Pleco

Etwa 250 aktive Verbindungen gebe es in der Schweiz, ihnen gehören rund 10% der Studentenschaft an, und da jedes Jahr Neueintritte verbucht werden, besteht auch jedes Jahr der Bedarf nach neuen Mützen und anderen Utensilien. «Rund 2000 Rechnungen stellen wir jedes Jahr aus», so Sacchet. 2004 erwirtschaftete Pleco einen Umsatz von 380000 Fr. Neben dem Geschäft mit den Verbindungsartikeln versucht das Unternehmen immer wieder, auch so genannte institutionelle Kunden zu gewinnen. Polizeikorps oder Fluglinien zählen dazu. Tatsächlich tragen die Swiss-Piloten Hüte aus dem Pleco-Atelier. «Seit aber viele Polizeikorps und Musik-Vereine dazu übergegangen sind, Baseball-Caps oder weiche Mützen zu tragen, schrumpft dieser Markt», so Sacchet.

Aus diesem Grund ist Zuber persönlich an jedem grösseren Verbindungsanlass präsent zuweilen mit dem Gravurapparat, damit an Ort und Stelle ein Zipfel oder ein anderes Accessoire mit einer Widmung versehen werden kann. Doch über 90% der Bestellungen gehen heute per Internet ein, und im Internet sehen Sacchet und sein gegenwärtiger Partner, Lukas Bischof, auch die Zukunft des Unternehmens. Ihnen schwebt eine Plattform vor, die Bedürfnisse über diejenigen von Couleurstudenten hinaus abdecken kann. Doch auch dann werde man beim Kerngeschäft bleiben. Aus Tradition.

Firmen-Profil

Name: Pleco GmbH

Gründung: 1990 in St. Gallen durch Jean Sacchet

Umsatz: 380000 Fr.

Geschäftsführerin: Franziska Zuber

Beschäftigte: 3 Vollzeitstellen

Produkte: Hüte, Mützen und Zubehör für das Verbindungsleben

Kunden: Farbentragende Verbindungen, Fluglinien, Polizeikorps

Internet: www.pleco.ch