Die Schrumpfung der Migros schreitet voran. Doch der Verkaufsprozess der Reisetochter Hotelplan Group dauert.

2500 Mitarbeitende in fünf Unternehmenseinheiten bangen um ihre Zukunft. Die Devise beim Verkauf? «Möglichst sozialverträglich», so ein Insider, der anonym bleiben will.

Heisst: Es soll, «wenn immer möglich, die gesamte Gruppe an eine neue Eigentümerin übergehen», wie Migros gegenüber Blick betont. Ein Verkauf in Einzelteilen wäre die allerletzte Option.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Alles oder nichts

Das zeigt sich bei den Offerten: «Wer nur für einzelne Unternehmensteile der Hotelplan Group bot, ist raus», erklärt ein weiterer Insider, der den Transaktionen nahesteht. Bekanntlich gab es vor allem Interessenten für Interhome, den derzeit attraktivsten Teil der Hotelplan Group.

Die Migros hofft aber, ein Unternehmen zu finden, das mit all den heterogenen Unternehmensteilen etwas anzufangen weiss. Diese also integriert oder «sanft» weiterverkauft. Interessenten müssten klare Pläne vorweisen, was sie mit den einzelnen Unternehmen der Hotelplan Group zu tun gedenken. Die Migros habe dabei klare Vorstellungen.

Laut den Insidern überlasse die Migros die schmerzhafte Umgestaltung der Hotelplan Group damit einfach anderen.

Margenschwaches Geschäft

Deshalb sei der Verkaufspreis sekundär. Die Migros macht dazu keine Angaben. Ein Unternehmenswert von 400 Millionen Franken wird kolportiert. Allein Interhome dürfte etwa die Hälfte davon ausmachen. Laut den Insidern könnte die Migros aber Mühe haben, diesen Preis zu erzielen.

Denn das Reisegeschäft ist margenschwach: Hotelplan erzielte 2023 bei einem Umsatz von 1,7 Milliarden Franken nur 27 Millionen Franken Gewinn. Dazu kommt: Reiseveranstalter müssen im voraus Dienstleistungen wie Flüge, Unterkünfte oder Transporte buchen, um sich Verfügbarkeiten und gute Preise zu sichern. Bei Hotelplan ist von rund 200 Millionen Franken im Jahr die Rede. Angesichts der Anfälligkeit des Reisegeschäfts auf Krisen selbst für die Migros ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Die Corona-Krise zeigte dies: Migros musste aushelfen. Hotelplan hat deshalb noch rund 100 Millionen Franken Schulden beim Mutterkonzern.

Nicht zuletzt kann ein potenzieller Käufer abwarten, wie die aktuelle Saison läuft. Laut von Blick kontaktierten Insidern läuft das Reisegeschäft bei der Hotelplan Group bei Weitem nicht mehr so rund wie im Vorjahr, was auf den Preis drücken könnte.

Branchenfremder Käufer?

Auch ein «strategischer Investor» wird gezwungen sein, zu optimieren und die Gemeinkosten zu senken. Kommen die offenbar weiter im Rennen befindlichen TUI oder die Dertour Group – zu der Kuoni gehört und die im Besitz der Rewe-Gruppe ist – zum Zug, wird es beim Reiseveranstalter Hotelplan Suisse massive Einschnitte geben. Unter anderem, weil es an vielen Standorten von Hotelplan-Reisebüros bereits Kuoni- oder TUI-Filialen gibt.

Was ist mit Beteiligungsgesellschaften? Laut den Insidern seien solche derzeit wenig an Reiseveranstaltern interessiert. Die Migros habe auch kein Interesse daran, die Hotelplan Group an Käufer zu veräussern, die das Unternehmen schnell und rücksichtslos filetieren und in Einzelteilen verkaufen. Ganz ausgeschlossen ist dies aber nicht.

Die Migros sagt lediglich, der Verkaufsprozess laufe «nach Plan» und stosse auf «grosses Interesse». Mit dem Verkauf ist die US-Investmentbank Houlihan Lokey beauftragt, die die Migros schon lange bei Fusionen und Übernahmen berät.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Blick.ch unter dem Titel «Pokert die Migros zu hoch?».