Im Sommer 2018 war bekannt geworden, dass die Post auch im Ausland nicht sauber abgerechnet hatte. Wegen unzulässiger Subventionen musste sich CarPostal France mit über 6 Millionen Euro freikaufen. Inzwischen sucht die Post einen Käufer für das Tochterunternehmen. Das Auslandengagement könnte zum Millionengrab werden.
Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) hat untersucht, wie es so weit kommen konnte. Die Rentabilität von CarPostal France sei schon in frühen Jahren unbefriedigend gewesen, heisst es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht. Mit 19 Millionen Franken Kapitalerhöhungen und 57 Millionen Franken Schulden gegenüber dem Konzern sei eine Rendite im Frankreichgeschäft immer unrealistischer geworden.
Trotzdem wurde CarPostal France vom Konzern bis Ende 2017 als «Chance» statt als Risiko eingestuft. Aufgrund der Resultate der Vorjahre sei die angenommene Ergebnissteigerung nicht realistisch gewesen. Der Mitte 2018 angekündigte Rückzug aus Frankreich stellt laut EFK ein neues Risiko dar.
Allzu optimistisch
Nach Beurteilung der Post übersteigen die Aktiven von CarPostal France die Schulden. Die EFK hält diese Einschätzung für allzu optimistisch. Sie verlangt, dass die Bewertung der Aktiven überprüft und allfällige Zusatzkosten durch einen Personalabbau berücksichtigt werden.
Ein weiteres Risiko sieht die EFK im vorzeitigen Abgang von Schlüsselpersonen.
Auch die Post-Tochter Publibike schreibt gemäss dem Bericht Millionenverluste. 2017 waren es 5 Millionen Franken – bei einem Umsatz von 1,1 Millionen Franken. Trotzdem führte das Risikoreporting der Post Publibike 2016 als «Top-Chance». Auch 2018 fiel die Beurteilung laut EFK noch zu optimistisch aus.
Post hat reagiert
Die Finanzkontrolle anerkennt, dass das «Risikomanagementgerüst» vorhanden ist und den formalen Aspekten genügt. Positiv bewertet sie auch die Rolle des Konzernrisikomanagements bei der Beurteilung von wichtigen Einzelinvestitionsanträgen und bei Grossprojekten.
Die für den Verwaltungsrat und die Konzernleitung relevanten Aspekte wie Risikostrategie und Risikokommunikation hätten aber zu wenig Platz im Konzernrisikomanagement bekommen. Die EFK kritisiert auch, dass das Konzernrisikomanagement in Personalunion durch den Finanzchef wahrgenommen werde. Dies könne die Unabhängigkeit beeinträchtigen, schreibt sie.
Die Post hat die Rollenverteilung bisher nicht geändert. In einem Schreiben vom April weist sie aber auf zahlreiche Anpassungen aufgrund von EFK-Empfehlungen hin. So sollen beispielsweise mit einem neu eingeführten Modell die Risiko-Eintrittshäufigkeit und das Schadenausmass besser bestimmt werden können. Zudem sei der Katalog der allgemeinen Risikoursachen komplett überarbeitet worden.
Zu wenig Vorgaben
Probleme ortet die EFK auch beim Bund. Als Eigner mache dieser zu wenig Vorgaben zum Risikomanagement. Genauere Vorgaben wurden erstmals für die Periode 2017-2020 eingeführt. Gemäss dem Bericht wird deren Umsetzung jedoch nur formell und nicht inhaltlich geprüft.
«Ein formal komplettes Risikomanagement ist noch kein Garant, dass es auch materiell funktioniert und gelebt wird», schreibt die EFK. Sie empfiehlt dem Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) sowie der Eidgenössischen Finanzverwaltung, das Risikomanagement der Post künftig auf seine Wirksamkeit zu überprüfen.
Die Verwaltung lehnt die Empfehlung allerdings ab. Ihrer Meinung nach genügen die geltenden Vorgaben, um «die Absichten des Eigners sicherzustellen», heisst es in einer Stellungnahme. Entgegen der Annahmen der EFK bezögen sich diese auch nicht nur auf formale, sondern auch auf materielle Aspekte.
(sda/ise)