Es könnte eines der grössten Börsendebüts der Welt werden: Volkswagen geht den lange erwarteten Börsengang seiner Sportwagentochter Porsche AG an. Man befinde sich darüber in fortgeschrittenen Verhandlungen mit dem VW-Haupteigner Porsche Automobil Holding, teilte der Wolfsburger Konzern am Dienstag mit.

Es sei bereits über eine Eckpunktevereinbarung verhandelt worden, die die Basis für die weiteren Schritte zur Vorbereitung eines Börsengangs bilden solle. Eine abschliessende Entscheidung sei noch nicht getroffen. 

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In der Porsche SE bündeln die Eigentümerfamilien ihre Anteile. Die Holding wird direkt von den Familien Porsche und Piëch kontrolliert und besitzt gut 53 Prozent der Stimmrechte am VW-Konzern. Zu diesem wiederum gehört der nicht mit der Holding zu verwechselnde Sportwagenbauer Porsche AG, der Modelle wie den 911er, den Cayenne oder den Elektroboliden Taycan baut.

Die Porsche AG war im Zuge des gescheiterten Übernahmeversuchs von VW durch Porsche in der Finanzkrise unter die Haube der Wolfsburger geraten - dafür hatten die Eigentümerfamilien im Gegenzug die Mehrheit am Autoriesen bekommen.

Börsengang im Wert von bis zu 100 Milliarden Euro

Hinweise auf eine bevorstehende Platzierung von Porsche hatten sich in den vergangenen Wochen verdichtet. Sollte er realisiert werden, wäre dies einer der grössten Börsengänge weltweit. Investmentbanker gehen von einer Bewertung der Porsche AG zwischen 60 und 80 Milliarden Euro (83 Milliarden Franken) aus. Einige rechnen sogar mit 100 Milliarden Euro - und mehr.

Vorbild für Finanzexperten sind die Bewertungen für Luxusautobauer wie Ferrari. Dieser war 2015 und 2016 von der damaligen Mutter Fiat Chrysler in zwei Schritten an die Börse zuerst in New York und dann in Mailand gebracht worden. Ferrari blickt bisher auf eine erfolgreiche Zeit auf dem Kapitalmarkt zurück.

Seit Jahren wird über einen Börsengang der Renditeperle Porsche im VW-Konzern spekuliert – vor allem Investoren forderten immer wieder eine Verselbstständigung, weil der Wert von Porsche unter dem Konzerndach nicht recht zur Geltung komme.

Die Nachrichten kamen bei Anlegern gut an: Die im Dax notierten VW-Vorzugsaktien legten am Vormittag um bis zu zehn Prozent zu. Bei Porsche SE betrug das Plus 11 Prozent. Bereits vor rund einem Jahr hatten sich die Gerüchte um einen Porsche-Börsengang intensiviert und für einen Höhenflug der VW-Aktien gesorgt.

Allerdings müssen vor einem solchen Schritt noch zahlreiche Hürden genommen werden. Unter anderem hängt dies auch vom Börsenumfeld ab, das sich durch die Ukraine-Krise deutlich verschlechtert hat. Volkswagen teilte in seiner Ad-hoc-Mitteilung an die Anleger mit, ob am Ende eine Eckpunktevereinbarung geschlossen werde, sei genauso offen wie deren Inhalt. Dies hänge auch von der Zustimmung der Gremien beider Parteien ab.

Die Porsche SE bestätigte fortgeschrittene Gespräche und erklärte, die Transaktion könnte auch den Erwerb von Stammaktien der Porsche AG umfassen. Selbst wenn die Gremien zustimmten, stünde die Durchführung der Transaktion weiterhin unter dem Vorbehalt weiterer Prüfungen sowie der allgemeinen Marktentwicklung.

Mit den beiden Premiumtöchtern Audi und Porsche fährt der VW-Konzern die grössten Gewinne ein. Insbesondere Porsche glänzt dabei mit hohen Renditen, was Aktien an dem Unternehmen auch für bislang Aussenstehende interessant machen könnte.

So rechnen es sich zumindest die grossen Investoren vor allem aus den USA aus, denen der Börsenwert von Volkswagen insgesamt zu niedrig erscheint. Die Rechnung ist: Wird Porsche an der Börse von Anlegern einzeln bewertet, könnte der Wert des Autobauers aus Stuttgart-Zuffenhausen freier zur Entfaltung kommen und auch den VW-Aktien selbst einen Schub geben.

Sonderdividende für Aktionäre

Einem Insider zufolge dürfte Volkswagen im Zuge des Börsengangs eine Sonderdividende an die Aktionäre ausschütten. Der mit gut 53 Prozent der Stimmrechte und 31,4 Prozent am Kapital von Volkswagen beteiligten Porsche SE würde damit die Möglichkeit eröffnet, Anteile an der Sportwagentochter zu erwerben. An dieser sind die Familien bisher indirekt über die Holding beteiligt. Die Eigner-Familien bekämen bei einem Börsengang wieder direkten Zugriff auf die Porsche AG, die nach der verlorenen Übernahmeschlacht vor zehn Jahren an Volkswagen gegangen war. Im Gespräch ist dem Insider zufolge die Platzierung von Vorzugs- und Stammaktien der Porsche AG. Volkswagen äusserte sich nicht dazu.

VW-Chef Herbert Diess hatte im vergangenen Jahr Spekulationen rund um die Edeltochter dahingehend kommentiert, dass Porsche mit seinen Gewinnen auch nötig sei, um den teuren Konzernumbau hin zu Elektroantrieben stemmen zu können. Gedankenspiele rund um eine Börsennotierung der Porsche AG wurden vor allem den Eigentümerfamilien nachgesagt, die damit wieder mehr direkten Zugriff auf den Autobauer mit dem Familiennamen bekommen könnten. Die Porsche-Holding teilte auch sogleich mit, im Zuge eines möglichen Börsengangs könnte die Porsche SE auch Stammaktien an der Porsche AG erwerben.

(awp/reuters/tdr/me)