Die Schweizerische Post lagert ihre defizitären Filialen in eine eigene Aktiengesellschaft aus. Die neue Postnetz AG wird sich dabei für Dritte öffnen. 800 Poststellen sollen bleiben. Pakete und Briefe werden in einem Bereich zusammengelegt.
Der Umbau soll 2021 beginnen. Die Post setzt in ihrer Strategie 2021 bis 2024 auf gezieltes Wachstum in den Bereichen Logistik und digitaler Information. Das Wachstum dient der Sicherung der Grundversorgung, wie Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller am Donnerstag in einer Videokonferenz für die Medien erklärte.
Die vorgesehenen Investitionen von 3 Milliarden Franken stemmt die Post aus eigenen Mitteln. Sie nutzt dabei Reserven, laufende Erträge und je nachdem Verkäufe von nicht betriebswichtigen Immobilien, wie Finanzchef Alex Glanzmann sagte.
Die neue Strategie reagiert auf den Wandel im Postmarkt in den letzten 20 Jahren und auf neue Kundenbedürfnisse. Die Briefmengen und das Schaltergeschäft brachen ein. Der Paketmarkt hingegen boomt dank des Onlinehandels. In der Corona-Krise hat die Post im April so viele Pakete befördert wie nie zuvor.
Briefe und Pakete zusammen
Die neue Strategie fokussiert deshalb auf die Kernkompetenzen, wie Postchef Roberto Cirillo sagte: Transport von Waren, Informationen und Personen sowie Finanzdienstleistungen. Die Mittel für Wachstum und Grundversorgung sollen die Logistik- und Kommunikationsdienste als anvisierte Wachstumszweige erwirtschaften.
Dafür werden die bisherige Postmail (Briefpost) und Postlogistics (Pakete) zusammengelegt. Die internationale Warenlogistik will die Post ausbauen. Um die Warenströme zu sichern, sind gemäss Cirillo auch Zukäufe im grenznahen Ausland geplant.
Der zusammengelegte Unternehmenszweig wird sechs Einheiten umfassen, erklärte Cirillo weiter. Das sind Briefe und Pakete im Inland mit Schwerpunkt auf der letzten Meile, Brief international, Medienmarkt und Werbung, Stückgut und Güterlogistik, spezielle Branchenlösungen sowie Logistikdienstleistungen. Cirillo sagte, künftig werde so der Pöstler wieder öfter Pakete bringen.
Bei der digitalen Kommunikation spielt die Post den Trumpf Briefgeheimnis aus. Der früher physische Briefverkehr soll nahtlos in den digitalen Informationstransport unter Wahrung höchster Vertraulichkeit übergehen. Dabei will die Post ihre Rolle als Anbieterin im Gesundheitswesen und im Behördenverkehr ausbauen.
Ende des Kahlschlags
Das selbst betriebene Filialnetz öffnet die Post durch die Auslagerung in eine eigene Gesellschaft für Unternehmen und Behörden. Privatisiert wird es aber gemäss Verwaltungsratspräsident Schwaller nicht. Ende März hatte die Post 962 Filialen. 2019 belief sich das Defizit des Poststellennetzes auf 132 Millionen Franken.
Mit der neuen Strategie endet der Kahlschlag bei den Filialen, versicherte Schwaller. Die Zahl der von der Post betriebenen Filialen wird sich bei 800 stabilisieren. Ende März hatte die Post962 Filialen. Diese fuhren ein Defizit von 132 Millionen Franken ein.
Der Beizug von Dritten in den Poststellen soll diesen den physischen Kontakt mit ihren Kunden ermöglichen. Auch die Flächen werden so besser ausgenützt, hielt Schwaller fest. Die Filialen sollen sich zu eigentlichen Dienstleistungszentren entwickeln.
Am Defizit der Poststellen dürfte das nichts ändern. Wenn sich deren Verluste bei rund 100 Millionen Franken einpendeln, sei das verkraftbar, sagte Schwaller. Gesamthaft gibt es über 4700 Zugangspunkte zu Postdiensten. Ausserhalb der Filialen ist die Post in privaten Geschäften zugänglich. Nun geht die Post den umgekehrten Weg und holt private Geschäfte zu sich in die Poststellen, wie Cirillo im Schweizer Radio SRF sagte.
Postfinance soll Kredite vergeben
Die übrigen Konzernteile der Post sind von der neuen Strategie wenig betroffen. Postauto soll im öffentlichen Personenverkehr auf der Strasse führend bleiben, Post Solutions sich international weiterentwickeln.
Die Bankentochter Postfinance legt ihre Strategie später vor. Gemäss Schwaller und Cirillo müssen Bundesrat und Parlament jetzt klären, ob Postfinance Kredite und Hyothekarkredite vergeben darf. Diese Diskussion sei wichtig, denn die Postfinance habe als systemrelevante Bank Eigenkapitalvorschriften zu erfüllen. Wie die Post reagiert, wenn das Kreditverbot bleibt, wollte Schwaller nicht sagen.
(sda/tdr)