Es gibt viel zu tun bei der Post: Sie sucht einen Nachfolger für Konzernchef Jürg Bucher und muss das Tochterinstitut PostFinance in eine Aktiengesellschaft umwandeln. Für einige heisst das: nachsitzen. Jean-Pierre Streich, Leiter von Swiss Post International und seit 22. September offiziell pensioniert, arbeitet auf unbestimmte Zeit weiter. Die Post bat ihn, in den bewegten Zeiten nicht von Bord zu gehen.
Bevor Streich abtritt, muss die Vakanz an der Konzernspitze geklärt werden. Auch der 64-jährige Post-Chef Bucher wird nächstes Jahr pensioniert. Sein Nachfolger soll im Oktober vorgestellt werden, heisst es postintern.
Das ist die Aufgabe des «Organisation, Nomination & Remuneration»-Komitees. Vizepräsident Dominique Freymond leitet es, mit dabei sind Verwaltungsratspräsident Peter Hasler und Personalvertreter Michel Gobet. Derzeit soll eine Shortlist mit drei Namen bestehen, mindestens ein interner Kandidat ist im Rennen. Herumgereicht werden die Namen von Patrick Salamin, Leiter Poststellen und Verkauf, und Dieter Bambauer von PostLogistics. Während der eine als sehr kompetent, sehr direkt bis undiplomatisch gilt, ist der andere erst seit zwei Jahren in der Konzernleitung und hat einen deutschen Pass – nicht die besten Voraussetzungen für ein Ur-Schweizer Unternehmen. Auch eine Frau hält sich offenbar unter den letzten drei. Gerüchteweise wird der Name von Panalpina-Chefin Monika Ribar genannt.
Die Leitung des zweitgrössten Arbeitgebers im Land ist zwar ein Prestigeamt, verliert durch die Ausgliederung von PostFinance allerdings an Strahlkraft. Anderswo lässt es sich ohnehin besser verdienen. Bucher hat ein Grundgehalt von 550 000 Franken sowie rund 200 000 Franken Boni. Kein üppiges Entgelt für den Chef von 61 000 Mitarbeitern, der oft im Kreuzfeuer der Politik steht.
Vorwärts geht es bei der Aufsicht. Die Post, und mit ihr PostFinance, hat jüngst den Status einer Finanzintermediärin erhalten und wird in Geldwäschereiangelenheiten nun von der Finma kontrolliert. Bislang war die Post durch die Selbstregulierungsorganisation beaufsichtigt. Abschliessend unter Finma-Aufsicht gestellt wird PostFinance ab 2013, wenn sich das Institut in neuem Rechtskleid präsentiert. Das Problem: Die Eigenkapitaldecke ist noch zu dünn. Per Ende 2010 lag die Quote bei nur 1,2 Prozent. PostFinance ist schlechter kapitalisiert als UBS oder Credit Suisse.