Seit vergangenem Sommer liess die Post unlesbare Empfängeradressen von ihrer Tochterfirma in Vietnam kontrollieren. Es handelte sich dabei lediglich um einen Testversuch – trotzdem sorgte das Vorhaben in der Politik für grosses Unverständnis. Post-Chefin Susanne Ruoff musste zusammen mit Post-Ministerin Doris Leuthard in der zuständigen Nationalratskommission antraben und sich von den Parlamentariern harsche Kritik anhören.

Jetzt krebst der gelbe Riese zurück. «Obwohl die Tests erfolgreich verlaufen sind, verzichten wir aufgrund der politischen Reaktionen auf die definitive Umsetzung», sagt Post-Sprecher Oliver Flüeler auf Anfrage der «Handelszeitung».

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«Auf Kosten der Beschäftigten in der Schweiz»

Die Post hatte Adressen, welche die Scanner im Briefzentrum Zürich Mülligen nicht vollständig erkannten, verschlüsselt nach Asien geschickt. Dort verglichen vietnamesische Angestellte der Konzerngesellschaft Swiss Post Solutions die
Adressen mit den Adressdaten der Post und versahen diese mit einem zusätzlichen Code. Laut der Post hätten damit die Sendungen in den Schweizer Briefzentren genauer sortiert werden können.

Mit ihrem Projekt handelte sich der Bundesbetrieb den Vorwurf ein, er schaffe im Ausland Arbeitsplätze auf Kosten der Beschäftigten in der Schweiz. In einer Motion forderte der Bündner CVP-Nationalrat Martin Candinas vom Bundesrat, diese angebliche Auslagerung von bestehenden Arbeitsplätzen unverzüglich zu stoppen.

Negative Reaktionen in Politik und Öffentlichkeit

Candinas argumentierte, dass die Prüfung der Adressen ebenso gut in der Schweiz und vor allem in den Randregionen erledigt werden könnten, zumal in den beiden bestehenden Logistikzentren zur Retourenverarbeitung und Videocodierung in Chur und Sitten in den vergangenen Jahren massiv Stellen abgebaut worden seien.

Die Rechnung Candinas’ ist  aufgegangen: Aufgrund der negativen Reaktionen von Politik und Öffentlichkeit hat die Post nun entschieden, das Projekt in Vietnam nicht zu realisieren.

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