Die Schweizerische Post steht vor grossen Aufgaben. Bis in drei Jahren sollen bis zu 600 traditionelle Poststellen ihre Türen schliessen - davon verspricht sich die Post Einsparungen von 280 Millionen Franken. Rund 1200 Mitarbeiter sind von der Reorganisation betroffen.
Für die neue Ausgangslage verändert sich auch die Geschäftsleitung von Poststellen und Verkauf massiv. Chef der Unternehmensentwicklung wird der Deutsche Florian Fertl. Der Ex-Postmail-Mann übernimmt eine Abteilung, die 2016 5,4 Prozent weniger Einzahlungen verzeichnete. Entsprechend stieg der Betriebsverlust von Poststellen und Verkauf von 110 Millionen Franken im Vorjahr noch einmal um 75 Prozent auf 193 Millionen Franken.
Bekannt von früherer Sparübung
Die deutsche Marketingfrau Vijdan Gussen wird neu Leiterin Sortiments- und Channelmanagement. Sie soll durch ihre «bereichsübergreifende Tätigkeit innerhalb der Post» die Herausforderungen von Poststellen und Verkauf besonders gut kennen. In der Vergangenheit arbeitete sie für die Deutsche Post und DHL.
Als Verkaufsleiter holte die Post Fabian Kollros. Er kommt von der Postfinance, bei der er seit 2008 aktiv war, zuletzt als Leiter Marktingservices. Unter ihm setzte die Postfinance stark auf Big Data zur Kundeninteraktion. Seine Devise zu den Postfinance-Bankkunden: «Es reicht nicht, wenn sich ein Kunde lediglich einmal im Monat bei uns einloggt, ideal für uns ist einmal täglich.» Unter ihm entstand auch das neue Kundenbindungsprogramm «Benefit», mit dem Kunden massgeschneiderte Angebote und Rabatte aus ihrer Region erhalten, die direkt im Postfinance-Konto gutgeschrieben werden.
Der Schweizer Ueli Lüdi wiederum wird Leiter Netzmanagement. Er ist seit seiner Lehre im Konzern dabei und kennt sich aus im Sparen. Als 2004 der Paketmarkt vollständig für Private geöffnet wurde, führte die Post ebenfalls ein grossangelegtes Streichkonzert durch. Hunderte Stellen wurden unter Lüdi gestrichen. Er stimmte seine Untergebenen damals in einem Interview in der Mitarbeiterzeitung auf harte Zeiten ein. Später wurde im Jahr 2015 unter ihm auch die LKW-Flotte der 3,5-Tönner gestrichen.
Der einzige Bisherige in der Geschäftsleitung von Poststellen und Verkauf ist Peter Pitek. Er wird Leiter Netzsupport, davor war er fünf Jahre Chef von Projekte und Services.
Im Gegenwind
Die neue Crew hat keine leichte Aufgabe. 2817 Poststellen-Angestellte haben gegen die neue Marschrichtung eine Petition unterschrieben, die einen Halt fordert. Die Belegschaft verlangte in der Petition «statt eines ständigen Abbaus einen Dialog über die Weiterentwicklung des Bereichs Poststellen und Verkauf». Auch die betroffene Bevölkerung wehrt sich gegen die Schliessung der Poststellen. Mit der Bevölkerung wehren sich Gewerkschaften und linke Parteien mittels Eingaben und Petitionen. In Luzern beispielsweise unterstützen auch Unternehmen den Widerstand gegen die Schliessung von Poststellen.
In den Parlamenten von Gemeinden, Städten und Kantonen wurden diverse Vorstösse gemacht. Widerstand kommt aber auch von den Behörden selbst: Betroffene Gemeinden machen Druck auf die Kantonsregierungen; einzelne Kantone wiederum haben bereits versucht, Druck auf den Bund auszuüben, damit dieser die Post dazu bringt, ihre Pläne zu überdenken.