Hansruedi «Housi» Köng war gut zwölf Jahre Chef der Postfinance. Seine letzte Bilanz, die Donnerstag publiziert wurde, stellte er aber nicht mehr persönlich vor, schliesslich hatte er seinen Posten im Februar verlassen, also vor der Präsentation der Jahreszahlen. Die musste sein Interimsnachfolger Kurt Fuchs vorstellen. Ihm schickte Köng per Linkedin Grüsse von der Skipiste: «Lieber er als ich», sagte Köng mit Bezug präsentieren muss.
Kein Wunder, denn die Zahlen der Postfinance sind nicht ansprechend – trotz gestiegenern Zinsen fällt der Gewinn schlecht aus: Er ging im vergangenen Jahr um 14 Prozent auf 164 Millionen Franken zurück. Immerhin: In einem Interview im Geschäftsbericht nimmt Köng zumindest schriftlich zu seinen Abschiedszahlen Stellung. «Der Rückgang auf Stufe Reingewinn ist dem Faktum geschuldet, dass die Postfinance für das Jahr 2023 deutlich mehr Steuern bezahlt als in den Vorjahren.»
Doch auch operativ läuft es bei der Postfinance nicht rund: Denn der Geschäftsertrag der Posttochter – quasi der Umsatz der Bank – ist im vergangenen Jahr gesunken. Vereinfacht gesagt reicht der moderate Anstieg im Zinsgeschäft nicht aus, um den Rückgang bei den Kommissionen zu kompensieren.
Quasi nur eine halbe Bank
Die Postfinance ist eine Ausnahmeerscheinung in der Schweizer Bankenlandschaft, denn die Post-Tochter ist quasi nur eine halbe Bank. Per Gesetz ist es ihr verboten, Kredite zu vergeben. Der Faktor erklärt zum Teil, warum das Zinsergebnis bei der Postfinance deutlich weniger stark wächst als bei anderen Banken. So ist der Zinsüberschuss der Postfinance 2023 um nur 7 Prozent gestiegen. Bei der Zürcher Kantonalbank legte das Zinsergebnis dagegen um 30 Prozent zu.
Ein Bremsfaktor war bei der Postfinance das Anlagegeschäft: Die Kommissions- und Dienstleitungseinnahmen haben um rund 4 Prozent abgenommen. Weitere Belastungsfaktoren waren steigende Kosten, unter anderem wegen Verlusten aus dem Schaltergeschäft. Die Postfinance hat einen Grundversorgungsauftrag zur Sicherstellung im Zahlungsverkehr, was auch die Abwicklungen von Barzahlungen am Schalter umfasst.
Rückgang beim Schaltergeschäft
Doch davon machen die Menschen in der Schweiz immer weniger Gebrauch und erledigen ihre Zahlungen lieber online. Der Rückgang beim Schaltergeschäft hat laut Köng zu einem Defizit in der Grundversorgung von 62 Millionen Franken geführt, mehr als doppelt so viel wie im Jahr 2022.
Interims-Chef Kurt Fuchs stellte laut Ergebnispräsentation eine deutliche Steigerung des Zinsertrags in Aussicht. Vor allem soll die Postfinance – wie in der Zeit vor den Negativzinsen – wieder mit Anlagen am Kapitalmarkt gutes Geld verdienen.
Ab Juli übernimmt Beat Röthlisberger, der frühere Vizechef der Basellandschaftlichen Kantonalbank, die Leitung der Postfinance. Er erbt von Köng jede Menge strategischer Herausforderungen.
Für Köng persönlich ist die finanzielle Bilanz des Jahres 2023 dagegen positiv ausgefallen: Sein Salär hat sich um rund 8210 auf 834’861 Franken erhöht.