Zwei der grössten Namen der italienischen Modewelt sind künftig unter einem Dach vereint: Der Luxuskonzern Prada schnappt sich das Modehaus Versace. Für die Übernahme zahlt Prada dem bisherigen Versace-Besitzer Capri Holdings 1,375 Milliarden Dollar, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Der britische Modekonzern Capri, früher unter dem Namen Michael Kors bekannt, zahlt 2018 rund 2,15 Milliarden Dollar für Versace.

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«Wir wollen Versaces Erbe fortführen, seine kühne und zeitlose Ästhetik feiern und neu interpretieren», wird Prada-Chef Patrizio Bertelli (79) in einer Mitteilung zitiert. Mit der Übernahme setzt Prada seinen Expansionskurs fort. Das Unternehmen schrieb im letzten Jahr einen Rekordgewinn von 1,3 Milliarden Euro, während Versace zuletzt Verluste schrieb.

Kaufpreis niedriger als erwartet

Über die Übernahme wurde bereits seit Monaten spekuliert. Nach Informationen der Tageszeitung «Corriere della Sera» gab es zuletzt jedoch noch einige Hindernisse. Auch die Strafzölle von US-Präsident Donald Trump gegen andere Länder - auch gegen Italien - hätten Sorgen bereitet, hiess es.

Der Kaufpreis für das 1978 gegründete Unternehmen liegt nun niedriger als die Summe von 1,5 Milliarden Euro, die ursprünglich im Raum stand. Prada gibt es bereits seit 1913. Capri Holdings hat auch Marken wie Michael Kors und Jimmy Choo.

Der Zürcher Modeexperte Jeroen van Rooijen (54) findet die Entscheidung nachvollziehbar: «Die Marke Versace hat ein beachtliches Erbe und entsprechend durchaus Potenzial, ich denke, das hat Prada scharf kalkuliert.»

«Hoffe, dass man Donatella Versace die Design-Verantwortung abnimmt»

Welche Rolle das einstige Aushängeschild des Labels, Donatella Versace (69), im neuen Konstrukt spielen wird, ist derweil noch unklar. Wegdenken kann sie der Stilexperte auf jeden Fall nicht: «Solange sie lebt, wird Donatella Versace für das Haus irgendeine Rolle spielen müssen, man kann diese Marke nicht ohne ihren Goodwill zu neuem Leben erwecken, das hat man bei Jil Sander gesehen.»

Wenn die langjährige Design-Chefin nicht mehr dabei wäre, hätte das laut van Rooijen einen seltsamen Beigeschmack. Aber: «Ich hoffe, dass man ihr die Design-Verantwortung abnimmt.» Klar ist für ihn auch: «Man muss diese beiden Modehäuser nicht unter einen Hut bringen», beide würden eigenständige Marken mit ihrer jeweiligen Handschrift bleiben.

Sowohl Prada als auch Versace gehören zu den grossen Namen der italienischen Mode. Firmengründer Gianni Versace wurde 1997 in den USA ermordet. Vor einem Monat räumte seine Schwester Donatella Versace (69) nach fast drei Jahrzehnten bereits ihren Posten als Kreativchefin. Seit dem 1. April ist sie nur noch Chief Brand Ambassador (Chef-Markenbotschafterin) der Luxusmarke. Neuer Kreativchef ist nun Dario Vitale, der zuvor für Miu Miu gearbeitet hatte.

(mit Agentur der sda)