Precious Woods hat im ersten Halbjahr trotz einschneidenden Sparmassnahmen erneut tiefrote Zahlen geschrieben. Wichtigster Grund dafür war der starke Umsatzrückgang in Gabun. Nun will das Management die Kosten weiter senken und die Liquidität sichern. Der Handel mit Precious-Woods-Aktien wird derweil an die unregulierte OTC-Plattform (Over the Counter) der ZKB verlegt.
Küchenbauer als Investor
Precious Woods, das in hoch spekulativen Tropenholz-Investments in Südamerika involviert ist, sorgte seit Jahren für Fragezeichen - auch das Anleger-Magazin «Stocks», das wie die «Handelszeitung» zum Verlag Axel Springer Schweiz gehört, veröffentlichte diverse ausführliche Artikel zu den Abenteuern der Firma (siehe PDF-Dokumente). Darauf sah sich das Unternehmen zu einer Gegendarstellung veranlasst. Den Firmeninhabern gelang es offenbar immer wieder, namhafte Investoren zu finden, so etwa die UBS oder auch die Küchenbau-Spezialisten von Franke Artemis (siehe Video).
Economiesuisse-Präsident lange dabei
Precious Woods gab schon Anfang August bekannt, dass sich der Verwaltungsrat von sechs auf fünf Mitglieder verkleinere. Rudolf Wehrli, der neue Präsident des Wirtschaftsdachverbandes Economiesuisse, werde per 1. Oktober aus dem Verwaltungsrat von Precious Woods austreten, hiess es. Als neuer Economiesuisse-Präsident habe Wehrli sich entschieden, einige seiner Verwaltungsratsmandate aufzugeben, darunter auch jenes bei Precious Woods. Wehrli gehörte seit 2007 dem Gremium an. Der Schlingerkurs der Firma konnte er offenbar über längere Zeit auch nicht stoppen.
Nun, kurz vor Wehrlis offiziellem Austritt, kommt die neuste Hiobsbotschaft.
Der Verlust von Precious Woods belief sich im Halbjahr auf 7,9 Millionen US-Dollar nach einem Fehlbetrag von 13,2 Millionen im Vorjahr. Der operative Verlust reduzierte sich zwar auf Stufe Ebit auf 5,7 Millionen von 7,4 Millionen und auf Stufe Ebitda auf 1,8 Millionen von 2,1 Millionen, wie die in der Waldbewirtschaftung tätige Gruppe bekanntgab. Positiv schlugen Kosteneinsparungen von 3,2 Millionen sowie ein Verkaufsgewinn aus dem Beteiligungsabbau am Biomassekraftwerk BK Energia zu Buche.
Enttäuschter Verwaltungsrat
Dennoch ist Verwaltungsratspräsident Ernst Brugger enttäuscht. «Das Halbjahresergebnis ist ein Rückschritt auf dem Weg zurück zu einer ansprechenden Rendite», sagte er an einer Telefonkonferenz. Nach wie vor könne FSC-zertifiziertes Tropenholz nicht mit genügend Prämie zu einem Preis verkauft werden, der die Qualität der Produkte honoriere. Denn noch immer stammten rund 80 Prozent des weltweit verkauften Tropenholzes aus dem billigeren, illegalen Holzschlag.
Probleme in Gabun
Die Gesamteinnahmen sind in der Berichtsperiode um 34 Prozent auf 24,2 Millionen US-Dollar gesunken. Allein in Gabun ging der Umsatz um 43 Prozent auf 11,1 Millionen zurück, während der Ebitda ins Minus abrutschte. Stark negative Auswirkungen hätten sich durch die Schliessung der wichtigen Kango Brücke, Streiks im Hafen von Owendo sowie Sicherheitsprobleme mit Eisenbahnwaggons ergeben.
In Europa litt der Hauptabsatzmarkt Niederlande stark unter der Wirtschaftskrise. Die Verkaufspreise gerieten unter Druck. Zur Kompensation wurden die Verkaufsaktivitäten in England, Deutschland, Dänemark und Belgien verstärkt. Der Umsatz ging im Halbjahr dennoch um 28 Prozent auf 8,8 Millionen US-Dollar zurück und das Betriebsergebnis sei «unbefriedigend», hiess es.
In Brasilien sank das Verkaufsvolumen der Precious Woods Amazon um 4 Prozent auf 6 Millionen US-Dollar. Dies aufgrund einer niedrigeren Ausbeute des am Lager liegenden Rundholzes. Derweil wurde die Kostenseite optimiert und mit einem Sozialplan die Anzahl Mitarbeitende um 55 reduziert.
Und wieder neues Kapital beschaffen
Der schwache Geschäftsverlauf ist auch in der Bilanz abzulesen: So sank das Eigenkapital auf 59,8 Millionen Dollar nach 71,2 Millionen im Vorjahr. Auf der Gegenseite nahm das Umlaufvermögen auf 39,7 (Vorjahr 45,4) Millionen ab, wobei die flüssigen Mittel auf 8,6 (11,4) Millionen sanken. Insgesamt reduzierte sich die Bilanzsumme auf 132,1 Millionen von zuvor 145,4 Millionen.
Zur Liquiditätssicherung strebt Precious Woods in Brasilien eine Kooperation mit einem starken Partner an. Gleichzeitig würden mit Investoren Gespräche zur Mittelbeschaffung geführt und Überlegungen zu einer Kapitalerhöhung gemacht, so Brugger. Als Notlösung sieht er den Verkauf der Minderheitsbeteiligung an Precious Woods Central America.
Dekotierung beschlossene Sache
Precious Woods wird auch weiterhin sparen. Der Umbau in Europa werde demnächst abgeschlossen und der Vertrieb in das Gruppenmanagement integriert. Zudem wurde an der SIX die Dekotierung beantragt. Voraussichtlich ab dem ersten Quartal 2013 werde die Aktie auf der OTC bei der ZKB, eine Börsenplattform für nichtkotierte Aktien, handelbar sein.
Weiter verkleinert Precious Woods die Geschäftsleitung und den Verwaltungsrat erneut: Gruppen-CEO Joachim Kaufmann tritt per sofort zurück und steht auf absehbare Zeit für das Coaching des lokalen Managements in Brasilien zur Verfügung. Die Geschäftsleitung besteht neu noch aus CFO Gerhard Willi und COO Stefan Meinhard. Der Verwaltungsrat wird von sechs auf drei Mitglieder verkleinert.
Im Handel an der SIX verlieren die Titel bis am frühen Mittwoch-Nachmittag 41 Prozent auf 3,05 Franken (SPI: +0,16 Prozent). Vor Jahresfrist kosteten die Aktien noch über 13 Franken.
(Mit ausführlichem Material der Nachrichtenagentur AWP)