Der Preisgeld-Wahnsinn - der boulevardeske Ausdruck ist hier wohl treffend - hat in der US PGA Tour einen neuen Höhepunkt erreicht. Selbst «Hausecken-Turniere», auf welche die Cracks wie Tiger Woods, Vijay Singh, Phil Mickelson und Ernie Els verzichten, sind zumeist mit 5 Mio Dollar dotiert. An der Players Championship im März dieses Jahres, gewonnen vom 48-jährigen Tourveteran Fred Funk, wurde 8 Mio Dollar ausgespielt obwohl der traditionelle Anlass am Sitz der US Tour in Ponte Vedra (Florida) nicht zu den Major-Turnieren gehört. In der Saison 2004 verdiente selbst der 77. der Jahreswertung (Jeff Sluman) noch mehr als 1 Mio Dollar. In diesem Jahr gibt es noch einmal rund 15% mehr zu holen.

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Altverdiente Europäer wie Nick Faldo und Bernhard Langer spielen längst fast ausschliesslich in den USA. Auch die Besten unter den Emporkömmlingen verlegen ihren Wohnsitz gerne in die Staaten. Jüngste Beispiele sind die Engländer Paul Casey und Ian Poulter, der Nordire Graeme McDowell und der Schwede Fredrik Jacobson. Der Spanier Miguel Angel Jimenez wiederum ist mit der vergleichsweise kühlen Atmosphäre auf der US Tour nicht zurecht gekommen und schon nach wenigen Monaten nach Europa zurückgekehrt, obwohl er golferisch zu den Spitzenkönnern gehört.

Die Frauen sind noch immer stark diskriminiert

Im Unterschied zum Tennis gilt der Grundsatz «Gleicher Lohn für gleiche Arbeit» im Golf noch längst nicht. Während die Tennisspielerinnen die gleich grossen Preisgeld-Checks überreicht bekommen wie ihre männlichen Kollegen wenngleich sie sich an Grand-Slam-Turnieren nur über drei statt über fünf Gewinnsätze abmühen müssen , können die weltbesten Golferinnen niemals so viel verdienen wie die Woods, Mickelson und Co. Noch viel krasser als bei den Männern ist der Unterschied zwischen den Frauencircuits Europas und der USA.

Die europäische Frauentour drohte vor vier, fünf Jahren regelrecht zugrunde zu gehen. Das Jahresprogramm umfasste damals nur noch eine Handvoll Turniere. Die Ladies European Tour hat sich aber mittlerweile gut erholt und bietet einen Kalender von 19 Events an. Das Flaggschiff-Turnier, das heuer (20. bis 23. Juli 2005) mit 1,88 Mio Euro dotierte Evian Masters, lockt die weltbesten Spielerinnen an den Genfersee, auch die schwedische Ausnahmekönnerin Annika Sörenstam oder das Wunderkind Michelle Wie.

Jeweils nur eine Woche später messen sie sich alle auch am Women's British Open (1,53 Mio Euro). Die übrigen Turniere sind ungefähr so gut dotiert, wie es die Männer-Turniere vor 25 Jahren waren mit Preisgeldern zwischen 165000 und 750000 Euro. Immerhin. Die Besten werden es auch hier zu einem schönen Jahresverdienst bringen können.

Deutsche Bank engagiert sich neu im Tessin

Die 17 «kleinen» Turniere verteilen sich auf 16 Länder. Komplett abgedeckt ist beispielsweise der Norden mit je einem Turnier in Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark. Ab dem nächsten Jahr können die Proetten auch die Schweiz in ihrer Agenda vermerken: Die Deutsche Bank, im Golfbusiness weltweit tätig, veranstaltet vom 17. bis 21. Mai 2006 im Golf Gerre in Losone das erste Schweizer Turnier der Ladies European Tour. Mit einem angedachten Preisgeld von 600000 Euro wird es sich von Beginn weg hinter dem European Masters der Männer in Crans-Montana an die zweite Stelle setzen.

Frauen-Spitzengolf

US-Dreams

Trotz der von Jahr zu Jahr besser werdenden Perspektiven in Europa für Profi-Golferinnen blickt die Schweizer Tourspielerin Nora Angehrn (siehe auch Hole 9) nach Übersee. Sich für die US-Frauentour (LPGA Tour) zu qualifizieren, nennt die junge Zürcherin als eines ihrer Fernziele.

Amerika ist auch für die Frauen das Schlaraffenland. Von Februar bis Dezember 2005 stehen dort 32 Turniere (die ebenfalls zur LPGA Tour zählenden Evian Masters und British Open nicht eingerechnet) im Programm. Nur drei davon sind mit etwas weniger als 1 Mio Dollar dotiert, an allen übrigen gibt es zwischen 1,0 und 3,1 Mio Dollar zu verdienen.