Wenn Daniel Vasella für ein kurzfristiges Meeting auf die andere Seite des Ozeans muss, ist dafür keine Reiseplanung notwendig. Der CEO und Präsident von Novartis muss nur einen Anruf tätigen und schon steht sein Privatjet mitsamt Cockpitteam zum Einsatz bereit. Der Basler Pharmariese besitzt als einziger Schweizer Konzern eine Businessflieger-Flotte mit eigenen Piloten und eigenem Handling.
Gediegenes Fliegen auf Abruf wird indes auch bei anderen Firmen immer beliebter. Der Erwerb von eigenen Privatjets als schnelle und luxuriöse Alternative zur herkömmlichen Linienmaschine steht bei zahlreichen Schweizer Konzernen auf der Agenda. «Der Käufermarkt boomt», wie Martin Bernegger, Leiter Charter-Division beim Privatjetbetreiber Jet Aviation, bestätigt. Und die fliegenden Manager wollen Komfort. Wenn gekauft werde, dann seien es oft hochwertige und teure Modelle, beobachtet Bernegger. Der Betrieb der Geschäftsflugzeuge wird von den meisten Unternehmen, so auch von Nestlé oder den Grossbanken UBS und CS, an dafür spezialisierte Anbieter wie Jet Aviation, Cat Aviation, Execujet, Privat Air, Netjets und andere ausgelagert.
Trend zum Teileigentum von Jets
Offensichtlich sind die Manager im Vergleich zu den Krisenjahren 2002 und 2003 wieder öfter und länger in der Luft. Gemäss Dieter Neupert, Präsident der Schweizer Sektion des Verbandes European Business Aviation Association (EBAA), lohnt sich der Kauf eines eigenen Geschäftsflugzeugs nämlich erst ab 400 jährlichen Flugstunden bei voller Auslastung. Vor allem von grossen und global expandierenden Konzernen wird dieses Pensum immer häufiger abgeflogen.
Über ganz so prall gefüllte Reisebudgets wie Vasella und Co. verfügen selbst bei blendender Konjunktur allerdings nur die wenigsten Schweizer Unternehmen. Bei allen anderen hat sich der Trend eines Teilerwerbs von Privatflugzeugen in den letzten Jahren immer stärker etabliert. Gemäss einer Branchenstudie der deutschen HSH Nordbank aus dem Jahr 2005 betreffen weltweit rund 40% aller Neuaufträge für Business-Jets solche sogenannten «Fractional Ownerships». Dieter Neupert erklärt: «Firmen kaufen sich beispielsweise einen Achtel eines Privatjets und absolvieren damit rund 100 Flugstunden im Jahr.»
Ein solches Teilkaufangebot, welches sich in der Regel für Firmen mit 50 bis 400 Flugstunden pro Jahr rechnet, wird hierzulande zum Beispiel von der Privatjetbetreiberin Netjets mit Erfolg angeboten. Die Teileigentümer bezahlen für einen Achtel-Anteil je nach Maschinentyp zwischen 800000 und 1,5 Mio Fr. sowie eine monatliche Verwaltungsgebühr von mehreren 1000 Fr. Über die Fremdvermietung an Dritte kann in der Regel ein solider Deckungsbeitrag der eigenen Kosten erwirtschaftet werden. Das Modell verfängt: Die HSH-Studie prophezeit bis 2012 eine Verdoppelung der weltweiten Business-Jet-Produktion für solche «Fractionals» auf 20%.
Trotz Wachstumsraten hüben wie drüben – die Business-Fliegerei bringt der Schweizer Wirtschaft gemäss Dieter Neupert mittlerweile eine jährliche Wertschöpfung von 1 Mrd Fr. – gibt es auch viele Unternehmen, die nur ganz selten und sporadisch einen Privatjet benötigen. Für solche, die weniger als 100 Flugstunden pro Jahr reisen, bietet sich als wirtschaftlichste Lösung die punktuelle Buchung von Air Taxis an. Die Flugleistung wird für ein bestimmtes Datum reserviert und in der Regel gleich bezahlt. Auch lohnenswert für Selten-Flieger können so genannte Jet-Membership-Modelle sein. Firmen dürfen dabei eine vorab definierte Anzahl Flugstunden in einem bestimmten Jet-Typ und innerhalb eines festgelegten Zeitraums nutzen. Damit sich dieses Modell lohnt, sollte die Zahl von jährlich 50 Flugstunden nicht überschritten werden.
Offerten helfen bei der Wahl
Dieter Neupert empfiehlt Unternehmen in jedem Fall, sich um verschiedene Offerten von Jet-Betreibern zu bemühen. Die Preisunterschiede können massiv sein.
Eine Flugstunde im Privatjet mit sieben bis acht Plätzen ist in der Regel ab 3500 Fr. zu haben, alles inklusive. Bei grösseren Maschinen für rund 15 Personen ist man rasch beim doppelten bis dreifachen Preis angelangt.
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Auswahl von Privatjet-Anbietern in der Schweiz:
www.jetaviation.com, www.netjets.ch,
www.privatair.com, www.tagaviation.com, www.servair.com, www.euroshuttle.ch