Wenn Passagiere der Swiss in der Business Class zum eben verteilten Erfrischungstuch greifen, halten sie ein Produkt der Proderma in den Händen. Das können sie allerdings nicht wissen, denn der Hersteller hält sich diskret im Hintergrund. Inzwischen haben Airlines in halb Europa Austrian, Air France, Edelweiss, Helvetic und andere entdeckt, dass Hygiene und Werbung ideal zusammenpassen. Sie schätzen die Verpackung der Tüchlein namens «Clean fresh», bei der auf der Vorderseite meist das eigene Logo und auf der Rückseite weitere Werbung glänzt, als Promotionsinstrument. Und die Passagiere sind einfach froh um den kleinen «Waschlappen». Proderma hat die Erfrischungstücher vor zehn Jahren lanciert, und sie sind zu einem wichtigen Standbein des Unternehmens geworden.
Von der Tube in den Beutel
«Hauptsächlich sind wir aber ein Lohnverpacker», erklärt CEO Marcel Kälin bescheiden. Den Umfang dieses Geschäfts skizzieren ein paar eindrückliche Zahlen: Im letzten Jahr wickelte die Proderma für rund 500 Kunden über 1600 Aufträge ab, von kleinen 5000er- bis zu Mio-Serien. Insgesamt verliessen 250 Mio verpackte Einheiten die beiden Werke im luzernischen Schötz. Gerechnet wird dabei nicht mit Zentnern und Tonnen, sondern mit Grammen und Milligrammen. «Wir sind ein Spezialist für Kleinstes», ergänzt COO Adrian Meier die Worte des Firmenchefs, indem er auf das kleinste Produkt zeigt, ein 0,4 g schweres Teebeutelchen. Und er legt es neben die grösste Proderma-Verpackung, in der 750 g Molkepulver stecken.
«Unsere Dienste sind häufig in der Einführungsphase eines Produktes gefragt, wenn erst kleinere Serien geplant sind», sagt Kälin. Setzt sich dann ein Produkt auf dem Markt durch, lohnt es sich für die Hersteller schnell einmal, eigene Verpackungsmaschinen zu ordern.
Flexible Produktion verlangt
Was an die Proderma ausgelagert war, wird von Konzernen auch mal wieder ins eigene Haus zurückgeholt. Kälin meint dazu ganz nüchtern: «Die Nische, in der wir uns bewegen, ist mal grösser, mal kleiner. Mit konsequenter Kundenorientierung und schnellen Entscheiden bleiben wir jedoch immer ein begehrter Partner und stellen uns gerne dem Wettbewerb.» Im Schnitt erledigt die Proderma acht Aufträge pro Tag. Das bedingt grosse Flexibilität in der Produktion. Dafür wird im Zweischichten-, notfalls auch im Dreischichtenbetrieb gearbeitet. Die meisten der 44 Anlagen sind gekauft, aber für den Prozess mit eigenem Know-how konfektioniert worden. «Maschinenlieferanten in unserer Produktion, das sehen wir nicht gern», verrät Meier, da sei ein gewisses Risiko, dass Konkurrenten hier gewisse Geheimnisse abkupfern könnten. Mit eigenen Lösungen setzt Proderma Massstäbe in der Präsentation von Konsumgütern. Will heissen: Wann immer «Müsterli», «Versucherli» oder «Probiererli» zur Promotion eines Artikels zum Thema werden, kann sie die Hülle liefern: Für Cremen, Pasten, Granulate, Tabletten, Dragées, Kapseln oder Flüssigkeiten.
Von Chinesen nicht kopierbar
Und sie hat ein paar Tricks auf Lager, welche die Konkurrenten weniger beherrschen. «Unsere Sachets lassen sich wie auf der Verpackung versprochen mit blossen Fingern, und nicht erst mit den Zähnen öffnen», sagt Meier. Auch bezüglich origineller Formate hat die Proderma mit Konturen gestanzten Beuteln, mit Mehrkammerbeuteln und mit wieder verschliessbaren Stehbodenbeuteln einige Spezialitäten zu bieten. Chinesische Hersteller welche die Airline-Erfrischungstüchlein zu kopieren versuchten, mussten mangels Qualität aufgeben.
Drei Viertel der Einheiten gehen in den Export. Dass die Firma seit Jahren zweistellig wächst, verdankt sie auch dem Trend zum Portionierten. Alles wünschen die Konsumenten heute auch in Kleinstverpackungen, ob Duschgel, Energiedrink, Ketchup oder Reibkäse. Kälin und Meier rechnen sich für die nächsten Jahre weitere Wachstumschancen aus.
Firmenprofil: Proderma
Gründung: 1990
Eigentumsverhältnisse: Familien-AG
Umsatz: 28 Mio Fr.
Beschäftigte: 77
Produkte: Kleinverpackungen für Konsumgüter-, Pharma- und Chemiebranche, einzelnverpackte Erfrischungs- und Reinigungstücher
Internet: www.proderma.ch