Erfolgreiche Menschen (und solche, die es werden wollen) müssen heute flexibel sein und mobil. Ständiger Wechsel zwischen Hotelbett und dem eigenen: Wo schläft ein Mensch in verantwortungsvoller Position gerne? Wo oft? Designer Werner Aisslinger hat sich hierzu Folgendes überlegt: «Wie könnte eine vorübergehende, minimale Wohneinheit aussehen, die nomadisch lebenden Menschen in Grossstädten und verdichteten urbanen Zonen einen persönlichen Rückzugsort für kurze Zeiträume bieten könnte?», fragte sich der 38-jährige Professor für Design. Das Thema betrifft ihn auch persönlich: Büro und Familie in Berlin, Professur und Studenten in Karlsruhe. Viele können heute ein Lied davon singen: Temporärer Einsatz in einer anderen Stadt, Arbeitswochen und Meetings am Konzernsitz, ein Projekt-Job ohne Familienumzug Aisslingers Vorschlag heisst, wie gesagt, «Loftcube», eine mobile, rund 36 m2 grosse Wohneinheit, die temporären Wohnraum und neue Lebensqualität bietet. Als Standort visiert er die Flachdächer in den grossen Städten an, «leere Grundstücke», die genutzt und vermarktet werden könnten. «Sie sind ein Schatz an sonnigen Wohnlagen mitten im urbanen Raum.»

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Im Himmel über Berlin

Anlässlich des ersten Design-Festivals der deutschen Hauptstadt im Mai setzte Aisslinger seine Wohnvision erstmals in die Realität um. Ein Ufo scheint gelandet zu sein: direkt an der Spree, auf dem Dach eines ehemaligen Eierkühlhauses, wo jetzt «Universal Music Deutschland» arbeitet. Der erste «Loftcube» bietet all das, was der Mensch braucht: Einen Wohn-/Schlaf-Bereich, eine kleine Küche, ein Bad und ganz viel Licht, Luft und Aussicht. Generell kann der Wohncontainer ganz nach den individuellen Wünschen und dem Bedarf des Bewohners ausgestattet werden. Auch eine Home-Office-Variante könnte interessant sein - als schöne, konzentrierte Arbeitsklause.

Für den Innenraum des «Loftcube» wurden Trennpaneele entwickelt, die eine ungewöhnliche Doppelfunktion erfüllen: In das Wandpaneel zwischen Küche und Bad ist ein Wasserhahn integriert und vom Spül- zum Waschbecken durchschwenkbar. Ähnlich funktioniert der Duschkopf im Funktionspaneel mit der angeformten Brausetasse: Zum Wohnbereich durchgeschwenkt, wässert er die Pflanzen in der dortigen Bodenmulde. Diese Trennpaneele wie auch der Küchenblock sind ganz aus Corian geformt. Das von DuPont entwickelte Material ist optimal formbar, extrem robust und hygienisch. Aisslinger schätzt daran besonders die wertige Wirkung und nahtlose Optik. Ein innovatives Konzept müsse man eben auch auf der ästhetischen und praktischen Ebene zukunftsgerichtet umsetzen, meint der Kreative, und etwas Witz in der Funktion tue auch gut.

Die Resonanz der Besucher bestätigt Aisslingers Idee: Die Jüngeren finden es toll, sich in «Rooftop-Communities» zusammenzufinden, über der Grossstadt zu schweben und mitten drin zu sein. Etablierten Interessenten gefällt der Raum, in dem man sich ganz zuhause fühlt und der doch nah am Schreibtisch ist sei es auf dem Konzerndach oder in der Nähe. Nebenbei wird auch noch das Gefühl, ganz oben angekommen zu sein, «on top», real sichtbar. Der Ausstattung sind kaum Grenzen gesetzt, auch ein privates «Putting Green» hat das Aisslinger-Team schon angedacht.

«Fliegende Bauten»

Mit dem Begriff «fliegende Bauten», der für temporäre, nicht ortsgebundene Architektur verwendet wird, spielt der Designer auf die Mobilität seiner Wohncontainer an. In seiner teuersten Version ist es der Transport per Lasthubschrauber zum nächsten Ort. Auch andere Transportwege wie per Mobilkran sind möglich, ausserdem ist das modular aufgebaute Gehäuse zerlegbar. Als günstigste Variante des temporären Wohnens könnten «Loftcubes» auch zur Vermietung bereitstehen. Die Investitionen hält er für überschaubar. Die Statik muss geprüft werden, beim derzeitigen Prototyp reiche die übliche Dachbelastbarkeit aus. Die Absicherung durch Geländer muss erfolgen, die entsprechenden Anschlüsse zum Andocken an die Haustechnik müssen installiert werden, «wie auf einem Campingplatz». Die Resonanz sei positiv: «Jeder Hausbesitzer ist doch interessiert, wenn er ohne grosse Investitionen etwas Bestehendes verpachten oder vermieten kann.» Die «Utopie» sei eben nicht der Wohncontainer, so Aisslinger: «Die Utopie bzw. grosse Frage ist, ob es Betreiber geben wird, die im grossen Stil Dächer anmieten und für benutzbar machen. Ob es zu schaffen ist, die Flachdächer der Grossstädte zu bevölkern?» Mehr Lebensqualität für die modernen Nomaden wäre jedenfalls garantiert.

«Loftcube» ein mobiles Zuhause

Prototyp Der international renommierte Berliner Designer Werner Aisslinger hat nicht nur eine Vision entwickelt, sondern sie auch gleich in Form eines Prototypen namens «Loftcube» in die Tat umgesetzt.

Ulla Rogalski

Erfolgreiche Menschen (und solche, die es werden wollen) müssen heute flexibel sein und mobil. Ständiger Wechsel zwischen Hotelbett und dem eigenen: Wo schläft ein Mensch in verantwortungsvoller Position gerne? Wo oft? Designer Werner Aisslinger hat sich hierzu Folgendes überlegt: «Wie könnte eine vorübergehende, minimale Wohneinheit aussehen, die nomadisch lebenden Menschen in Grossstädten und verdichteten urbanen Zonen einen persönlichen Rückzugsort für kurze Zeiträume bieten könnte?», fragte sich der 38-jährige Professor für Design. Das Thema betrifft ihn auch persönlich: Büro und Familie in Berlin, Professur und Studenten in Karlsruhe. Viele können heute ein Lied davon singen: Temporärer Einsatz in einer anderen Stadt, Arbeitswochen und Meetings am Konzernsitz, ein Projekt-Job ohne Familienumzug Aisslingers Vorschlag heisst, wie gesagt, «Loftcube», eine mobile, rund 36 m2 grosse Wohneinheit, die temporären Wohnraum und neue Lebensqualität bietet. Als Standort visiert er die Flachdächer in den grossen Städten an, «leere Grundstücke», die genutzt und vermarktet werden könnten. «Sie sind ein Schatz an sonnigen Wohnlagen mitten im urbanen Raum.»

Im Himmel über Berlin

Anlässlich des ersten Design-Festivals der deutschen Hauptstadt im Mai setzte Aisslinger seine Wohnvision erstmals in die Realität um. Ein Ufo scheint gelandet zu sein: direkt an der Spree, auf dem Dach eines ehemaligen Eierkühlhauses, wo jetzt «Universal Music Deutschland» arbeitet. Der erste «Loftcube» bietet all das, was der Mensch braucht: Einen Wohn-/Schlaf-Bereich, eine kleine Küche, ein Bad und ganz viel Licht, Luft und Aussicht. Generell kann der Wohncontainer ganz nach den individuellen Wünschen und dem Bedarf des Bewohners ausgestattet werden. Auch eine Home-Office-Variante könnte interessant sein als schöne, konzentrierte Arbeitsklause.

Für den Innenraum des «Loftcube» wurden Trennpaneele entwickelt, die eine ungewöhnliche Doppelfunktion erfüllen: In das Wandpaneel zwischen Küche und Bad ist ein Wasserhahn integriert und vom Spül- zum Waschbecken durchschwenkbar. Ähnlich funktioniert der Duschkopf im Funktionspaneel mit der angeformten Brausetasse: Zum Wohnbereich durchgeschwenkt, wässert er die Pflanzen in der dortigen Bodenmulde. Diese Trennpaneele wie auch der Küchenblock sind ganz aus Corian geformt. Das von DuPont entwickelte Material ist optimal formbar, extrem robust und hygienisch. Aisslinger schätzt daran besonders die wertige Wirkung und nahtlose Optik. Ein innovatives Konzept müsse man eben auch auf der ästhetischen und praktischen Ebene zukunftsgerichtet umsetzen, meint der Kreative, und etwas Witz in der Funktion tue auch gut.

Die Resonanz der Besucher bestätigt Aisslingers Idee: Die Jüngeren finden es toll, sich in «Rooftop-Communities» zusammenzufinden, über der Grossstadt zu schweben und mitten drin zu sein. Etablierten Interessenten gefällt der Raum, in dem man sich ganz zuhause fühlt und der doch nah am Schreibtisch ist sei es auf dem Konzerndach oder in der Nähe. Nebenbei wird auch noch das Gefühl, ganz oben angekommen zu sein, «on top», real sichtbar. Der Ausstattung sind kaum Grenzen gesetzt, auch ein privates «Putting Green» hat das Aisslinger-Team schon angedacht.

«Fliegende Bauten»

Mit dem Begriff «fliegende Bauten», der für temporäre, nicht ortsgebundene Architektur verwendet wird, spielt der Designer auf die Mobilität seiner Wohncontainer an. In seiner teuersten Version ist es der Transport per Lasthubschrauber zum nächsten Ort. Auch andere Transportwege wie per Mobilkran sind möglich, ausserdem ist das modular aufgebaute Gehäuse zerlegbar. Als günstigste Variante des temporären Wohnens könnten «Loftcubes» auch zur Vermietung bereitstehen. Die Investitionen hält er für überschaubar. Die Statik muss geprüft werden, beim derzeitigen Prototyp reiche die übliche Dachbelastbarkeit aus. Die Absicherung durch Geländer muss erfolgen, die entsprechenden Anschlüsse zum Andocken an die Haustechnik müssen installiert werden, «wie auf einem Campingplatz». Die Resonanz sei positiv: «Jeder Hausbesitzer ist doch interessiert, wenn er ohne grosse Investitionen etwas Bestehendes verpachten oder vermieten kann.» Die «Utopie» sei eben nicht der Wohncontainer, so Aisslinger: «Die Utopie bzw. grosse Frage ist, ob es Betreiber geben wird, die im grossen Stil Dächer anmieten und für benutzbar machen. Ob es zu schaffen ist, die Flachdächer der Grossstädte zu bevölkern?» Mehr Lebensqualität für die modernen Nomaden wäre jedenfalls garantiert.