Der neue Test hat Roche am Freitag die Anerkennung des Weissen Hauses eingetragen: US-Präsident Donald Trump dankte mehreren Unternehmen, als er in den USA den Notstand ausrief – darunter dem Basler Pharmakonzern:  Roche sei «a great company», das Unternehmen habe einen «unglaublichen Job» gemacht.

Der Test, der in nur dreieinhalb Stunden Resultate liefert, ist fester Bestandteil der Anstrengungen der US-Regierung, die Test-Kapazitäten hoch zu fahren. Schon anfangs nächster Woche seien eine halbe Million Tests von Roche verfügbar, sagte der Präsident. Zusammen mit den eigenen Testprogrammen werden den US-Bürgern schon bald fünf Millionen Tests zur Verfügung stehen, so Trump – wobei er nicht glaube «ich glaube nicht, dass wir das brauchen werden.»

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Roche sei Teil des Efforts, das «Testpotential des privaten Sektors freizusetzen», sagte Deborah Brix, Coronavirus-Koordinatorin des Weissen Hauses.

«Ein grosser Moment»

Der Test von Roche Diagnostics läuft auf den leistungsstarken und vollautomatischen Cobas-Geräten des Konzerns, die bereits weltweit in den Spitälern und Labors stehen. Cobas 6800 ist in der Lage, 1'440 Tests pro Tag durchzuführen, bei Cobas 8800 liegt die Kapazität sogar bei 4'128 Patienten pro Tag. 

«Das ist ein grosser Moment für uns», sagt Konzernchef Severin Schwan gegenüber HZ. «Wir haben in den vergangenen Tagen und Wochen rund um die Uhr an diesem Test gearbeitet und wir sind sehr stolz, dass wir in dieser schwierigen Situation einen Beitrag leisten können».

Der Test soll nebst den USA auch in zahlreichen europäischen Ländenr verfügbar sein.

Roche hatte am Freitag bekannt gegeben, dass von der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA eine Notfall-Genehmigung – eine FDA Emergency Use Authorisation – erhalten habe. Die Technik erlaubt es, Patienten mit verdächtigen Symptomen in ganz grossem Massstab auf Infektionen zu testen.

Das Genehmigungsverfahren der FDA, das sonst Wochen in Anspruch nehmen, habe nur 24 Stunden gedauert, sagte Donald Trump.

«Materielle Entlastung» für die Spitäler

Roche war vor ein paar Wochen das erste Unternehmen, das mit einem Test gegen das neue Coronavirus Sars-CoV-2 an den Start ging. Allerdings handelt es sich dabei um einen Test, der manuell durchgeführt werden musste und der deshalb einen grossen Aufwand erforderte – was dazu führte, dass das Personal in den Spitälern überlastet war. «Wir sind überzeugt, dass der neue Test zu einer «materiellen Entlastung der Systeme führen wird», sagt Konzernchef Severin Schwan.

Die Bedeutung des Tests liege darin, dass er einen molekulardiagnostischen Parameter erfasse und deshalb auf Geräten laufen könne, die einen hohen Durchsatz erlaubten. «Das ist ein Quantensprung gegenüber früheren Test-Verfahren», so der Konzernchef. 

Der Entscheidende sei, dass diese Geräte bereits in grosser Zahl verfügbar und installiert seien. «Wir sind auf diesem Gebiet Marktführer», sagt Schwan. Es gebe wohl kaum ein grösseres Labor, in dem diese Geräte nicht installiert seien: «Das heisst, wir können auf einer bereits etablierten Basis aufbauen». Denn: «Es wäre völlig unrealistisch, in einem solchen Moment diese Anlagen installieren zu wollen».

Cobas 6800-Geräte gibt es weltweit 695, bei den 8800-Geräten sind es 132. Beide Systeme liefern gegen 100 Tests in drei Stunden. Auf beiden Systemen können drei Tests gleichzeitig laufen. Die Kapazität liegt 10 Mal höher als beim bisherigen Roche-Test. Die System funktionieren weitgehend autonom, das heisst sie erfordern nur minimale menschliche Ressourcen.

Test wird zu «üblichen Preisen» abgegeben

Der Test werden zu den üblichen Preisen abgegeben, sagt Konzernchef Severin Schwan. «Auf Gruppenebene werden diese Umsätze nicht entscheidend sein». Nur ein geringer Teil der Kosten für die Tests würden bei Roche als Test-Hersteller anfallen.

Entscheidend sei, dass Roche in einem solchen Moment einen Beitrag zur Bewältigung einer Krise schaffen könne; das schaffe Goodwill bei der Bevölkerung und bei den Behörden.

Das Testing war bis jetzt eine bedeutende Schwachstelle im Kampf gegen das neue Coronavirus. Die ersten Tests der amerikanischen Gesundheitsbehörde waren fehlerhaft. Zahlreiche Länder, darunter die Schweiz, haben das breite Testing von Verdachtsfällen in den vergangenen Tagen aufgegeben, weil zu wenig Tests zur Verfügung standen; eine Massnahme, die von führenden Epidemiologen und Infektiologen kritisiert wurde.

«Wir werden weiterhin allozieren müssen»

Trotzdem wird es auch mit dem neuen Roche-Test nicht möglich sein, ein umfassendes Screening der Bevölkerung zu machen. «Wir werden weiter allozieren müssen», sagt Severin Schwan. Die Nachfrage werde weiter das Angebot überschreiten. «Es wird auch weiterhin richtig sein, dass man nur dort testet, wo es Symptome gibt».

Donald Trump bei der Ankündigung des Covid-19-Notstands, Freitag, 13. März 2013: